Stressphysiologie

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Die Stressphysiologie beim Hund beschreibt die biologischen Prozesse, die in Reaktion auf Stressoren im Körper des Hundes ablaufen. Dabei sind sowohl das Nervensystem als auch das Hormonsystem beteiligt. Die physiologischen Reaktionen ähneln denen anderer Säugetiere, sind jedoch artspezifisch ausgeprägt.

Was ist Stress?

Stress ist eine Anpassungsreaktion auf innere oder äußere Reize (Stressoren), die das Gleichgewicht (Homöostase) des Organismus bedrohen. Beim Hund können Stressoren physischer, sozialer oder emotionaler Natur sein, z. B.:

  • Lärm (z. B. Feuerwerk)
  • Trennung vom Besitzer
  • Schmerzen oder Krankheit
  • Unbekannte Umgebungen oder Personen
  • Konfrontation mit Artgenossen

Physiologische Stressantwort

Die Stressantwort verläuft in zwei Systemen:

1. Aktivierung des sympathischen Nervensystems

  • Sofortreaktion („Fight-or-Flight“)
  • Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin
  • Erhöhung von Herzfrequenz, Atemfrequenz, Muskeltonus
  • Erweiterung der Pupillen, Hemmung der Verdauung

2. Aktivierung der HPA-Achse

  • Der Hypothalamus schüttet CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) aus
  • Die Hypophyse reagiert mit ACTH (Adrenocorticotropes Hormon)
  • Die Nebennierenrinde produziert Cortisol
  • Cortisol sorgt für Energieverfügbarkeit (z. B. durch Fett- und Zuckerfreisetzung)

Anzeichen von Stress beim Hund

Körperlich

  • Zittern, Hecheln, erhöhte Herzfrequenz
  • Durchfall oder Erbrechen
  • Verstärkter Speichelfluss

Verhalten

  • Übersprungshandlungen (z. B. Lecken, Gähnen)
  • Rückzug oder Aggression
  • Unruhe, Jaulen, Bellen

Chronischer Stress

Andauernder Stress kann zu gesundheitlichen Problemen führen:

Stressreduktion

  • Strukturierter Alltag und sichere Bindung
  • Angemessene körperliche und geistige Auslastung
  • Rückzugsorte und Ruhephasen
  • Vermeidung von aversiven Reizen (z. B. Zwang, Strafen)

Tierärztliche Diagnostik

Cortisolwerte im Speichel, Blut oder Urin können zur Einschätzung des Stressniveaus herangezogen werden. Auch Herzfrequenzvariabilität oder Verhaltenstests kommen zum Einsatz.

Siehe auch

Literatur

  • Beerda, B. et al. (1997): *Manifestations of chronic and acute stress in dogs*. Appl. Anim. Behav. Sci.
  • McEwen, B. S. (2007): *Physiology and neurobiology of stress and adaptation*.
  • Overall, K. L. (2013): *Manual of Clinical Behavioral Medicine for Dogs and Cats*.