Prüfung Hundeerzieher und Verhaltensberater: Unterschied zwischen den Versionen

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== Prüfungsbestandteil: Kurzvortrag – Leitfaden für die Prüfung ==
== Kurzvortrag – Leitfaden für die Prüfung ==


Im ersten Teil der praktischen Prüfung hältst du einen etwa 10-minütigen Kurzvortrag. Ziel ist es, ein Thema aus der Hundeerziehung oder Verhaltensberatung strukturiert, verständlich und praxisnah zu präsentieren – so, wie du es auch im echten Kundenkontakt tun würdest.
Im ersten Teil der praktischen Prüfung hältst du einen etwa 10-minütigen Kurzvortrag. Ziel ist es, ein Thema aus der Hundeerziehung oder Verhaltensberatung strukturiert, verständlich und praxisnah zu präsentieren – so, wie du es auch im echten Kundenkontakt tun würdest.
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==== 3. Schluss (ca. 2 Minuten) ====
==== 3. Schluss (ca. 2 Minuten) ====
* Zusammenfassung der Hauptpunkte: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …“
* Zusammenfassung der Hauptpunkte: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …“
* Ausblick oder Impulsfrage: „Vielleicht denken Sie beim nächsten Spaziergang daran, wie …“
* Ausblick oder Impulsfrage: „Vielleicht denken Sie beim nächsten [[Spaziergang]] daran, wie …“
* Abschluss & Einladung: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf Ihre Fragen.“
* Abschluss & Einladung: „Vielen Dank für Ihre [[Aufmerksamkeit]]. Ich freue mich auf Ihre Fragen.“


=== Bewertungskriterien ===
=== Bewertungskriterien ===
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* Adressatengerechte Sprache
* Adressatengerechte Sprache
* Praxisbezug durch Beispiele
* Praxisbezug durch Beispiele
* Zeitmanagement & Auftreten (Körpersprache, Stimme)
* Zeitmanagement & Auftreten ([[Körpersprache]], Stimme)


=== Rahmenbedingungen ===
=== Rahmenbedingungen ===
* Dauer: ca. 10 Minuten (± 1 Minute Toleranz)
* Dauer: ca. 10 Minuten (± 1 Minute Toleranz)
* Hilfsmittel (z. B. Karteikarten, Flipchart) erlaubt, aber nicht verpflichtend
* [[Hilfsmittel]] (z. B. Karteikarten, Flipchart) erlaubt, aber nicht verpflichtend
* Einstieg meist über alltagsnahe Frage („Was tun, wenn mein Hund jagt?“)
* Einstieg meist über alltagsnahe Frage („Was tun, wenn mein Hund jagt?“)
* Es gibt 10 Punkte für Inhalt, 10 Punkte für Kommunikation – mindestens 10 insgesamt erforderlich zum Bestehen
* Es gibt 10 Punkte für Inhalt, 10 Punkte für Kommunikation – mindestens 10 insgesamt erforderlich zum Bestehen
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''Tipp: Kein auswendig gelernter Text – sondern ein gesprächsnaher, klar strukturierter und praxisorientierter Vortrag überzeugt am meisten.''
''Tipp: Kein auswendig gelernter Text – sondern ein gesprächsnaher, klar strukturierter und praxisorientierter Vortrag überzeugt am meisten.''


== Prüfungsbestandteil: Praktischer Teil Gruppenunterricht ==
== Gruppenunterricht Leitfaden für die Prüfung ==


Im zweiten Teil der Prüfung wird eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durchgeführt. Die Aufgabe orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen und wird in der Regel vorgegeben.
Im zweiten Teil der praktischen Prüfung führst du eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durch. Die Aufgabe wird vorgegeben und orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen. Ziel ist es, die Stunde sicher, verständlich und tiergerecht zu leiten.


=== Ziel des Prüfungsteils ===
=== Was wird geprüft? ===
Geprüft wird die Fähigkeit, eine sinnvolle, sichere und verständliche Gruppenstunde anzuleiten. Dabei sollen die Prüflinge auf verschiedene Mensch-Hund-Teams eingehen und mit typischen Herausforderungen kompetent umgehen können.
* Strukturierter Aufbau der Stunde
* Klare Anweisungen und gute Kommunikation
* Anpassungsfähigkeit an verschiedene Mensch-Hund-Teams
* Fachlich sinnvolle Methodenwahl
* Ruhe, Übersicht, Empathie und tierschutzgerechtes Arbeiten


=== Bewertet werden: ===
=== Bewertungskriterien ===
* Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
* Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
* Klarheit der Anweisungen
* Verständlichkeit der Anleitung
* Anpassung an unterschiedliche Leistungsniveaus
* Anpassung an Leistungsniveaus
* Körpersprache, Tonfall und Auftreten
* Körpersprache, Stimme, Auftreten
* Sicherheit im Umgang mit Hunden und Halter:innen
* Kundenführung & Sicherheit im Umgang
* Kundenorientierung und empathische Begleitung
* Empathie und situationsgerechte Begleitung
 
=== Typische Prüfungsaufgaben ===
* „Sitz“ auf akustisches Signal
* Rückruf unter Ablenkung
* [[Distanzarbeit]]: „Platz“ aus Entfernung
* Geschirrhandling: Kopf durchstecken
* Verharren beim Aufstehen des Menschen
 
''Tipp: Lieber eine Aufgabe gut durchführen als drei Aufgaben halb.'' 
 
=== Vorbereitungsphase (vor dem Prüfungstag) ===
* Die Aufgabe wird etwa 10 Tage vorher bekanntgegeben.
* Ein schriftlicher Trainingsplan muss spätestens am Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr) eingereicht werden.
* Du bereitest Platz und Material selbstständig vor – beachte Wetter und Aufgabe (z. B. Schatten, Wasser, Sichtachsen).


=== Typische Aufgabenbeispiele ===
=== Aufbau und Einstieg in die Stunde ===
* Hund soll auf ein rein akustisches Signal die Position '''[[Sitz]]''' einnehmen und halten
* Begrüßung der Teilnehmenden, Vorstellung mit Name und Rolle
* '''[[Rückruf]]''' unter Ablenkung (z. B. aus dem [[Spiel]] oder von Futter weg)
* Frage: „Wollen wir uns duzen oder siezen?“
* '''[[Distanzarbeit]]:''' Hund legt sich aus Entfernung ins [[Platz]]
* Kurze Vorstellungsrunde der Teams (Name, Besonderheiten)
* '''Handling:''' Hund steckt eigenständig den Kopf durch ein Geschirr oder Halsband
* Ziel der Stunde benennen – positiv formulieren („Der Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“)
* '''Verharren bei [[Bewegung]] des Halters:''' Mensch setzt sich neben den liegenden Hund und steht wieder auf
* Teilziele nennen, emotionale Hintergründe ggf. einbeziehen
* [[Gesundheit]], Motivation, Wetterlage abfragen


=== Fehlerquellen aus früheren Prüfungen ===
=== Vorbereitende Abfragen (Checkliste) - Erste Ist-Analyse: ===
* Schnüffelteppich als Pausenstation eingesetzt, jedoch missverstanden als [[Impulskontrollübung]]
* alle zeigen kurz die Aufgabe, ohne Korrektur – zur Einschätzung
* Pausenstationen wurden außerhalb des Sichtfelds platziert
* Überschattungen bewerten
* Aufgaben missverstanden oder falsch umgesetzt
* Markerwort / Lobwort („Fein“, „Yes“ etc.)
* Halter:innen aus dem Blick verloren – fehlende Anleitung bei [[Unsicherheit]]
* Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
* Keine Anpassung an individuelle Hunde oder Überforderung durch zu hohe Anforderungen
* Belohnungstypen (Futter, [[Spiel]], Nähe) und Futterunverträglichkeiten
* Signalstruktur (Sprache, Körpersprache, Kontext)
* Optional: Test zur Signalbedeutung („Was bedeutet das Signal für den Hund wirklich?“)
* Eselsbrücke ADIDAS zur Bewertung und Trainingserweiterung:
''' A = Abbau: Reduktion von Hilfen
''' D = Distanz: Abstand zwischen Hund und Mensch
''' I = Intensität: Bewegungspräzision und -kraft
''' D = Dauer: Wie lange hält der Hund das [[Verhalten]]?
''' A = Ablenkung: Reaktion bei steigender Umweltkomplexität
''' S = Selbstständigkeit: Führt der Hund das Verhalten eigenständig aus?


=== Hinweise aus der Praxis ===
==== Die drei AAA: Ankündigung – Ausführung – Auflösung ====
* Der Gruppenunterricht ist mit 25 Punkten der größte Einzelteil der Prüfung
Eine erfolgreiche Kommunikation im Training folgt oft der sogenannten '''AAA-Struktur'''. Diese sorgt für Klarheit, Vorhersehbarkeit und verlässliche Orientierung beim Hund:
* Weitere 15 Punkte werden für Kommunikation mit Halter:innen vergeben – beide zusammen ergeben 40 Punkte, davon sind 20 zum Bestehen erforderlich
* Ein klarer, ruhiger Unterrichtsfluss, gutes Timing und sicheres Auftreten sind entscheidend
* Kleine Pausen und ruhige Umorientierungen (statt ständiger Korrektur) werden positiv bewertet


''Tipp: Lieber weniger Aufgaben, dafür sicher vermittelt. Weniger ist mehr – besonders unter Prüfungsstress.''
* '''1. Ankündigung:''' 
: Der Hund wird vorbereitet: durch ein Signal, eine [[Bewegung]], eine bestimmte Haltung.
: → Beispiel: Du sagst „Schau her“ und richtest dich leicht auf.


=== Ablauf des praktischen Prüfungsteils – Gruppenunterricht ===
* '''2. Ausführung:''' 
: Der eigentliche Trainingsbefehl oder die Handlung folgt. 
: → Beispiel: Du sagst „Sitz“ und zeigst ggf. ein Handzeichen.


Ein strukturierter Ablauf ist entscheidend für die Qualität des Gruppenunterrichts in der Prüfung. Er vermittelt Sicherheit, reduziert [[Stress]] bei Halter:innen und Hunden und erleichtert den Prüfer:innen die Bewertung.
* '''3. Auflösung:''' 
: Der Hund erfährt, dass die Übung beendet ist – durch ein Auflösesignal.
: → Beispiel: „Fertig“, „Lauf“, „Pause“.


==== Vor der Prüfung ====
''Tipp: Diese klare Dreigliederung schafft Sicherheit für den Hund und Struktur für den Menschen.''
* Die Gruppenschulungsaufgabe wird ca. 10 Tage vor dem Prüfungstermin vergeben.
* Abgabe eines schriftlichen Trainingsplans bis Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr).
* Teilnehmer:innen treffen sich am Prüfungstag meist an der Terrasse (ProDog), Prüfer holen die Gruppen dann nacheinander ab.


==== Aufbau auf dem Platz ====
==== Nullstellung – der neutrale Ausgangspunkt ====
* Der Platz wird individuell vorbereitet Orientierung an Wetter (z. B. Schattenplätze) und Aufgabenstellung.
* Die '''Nullstellung''' ist der ruhige, aufmerksame Ausgangszustand vor Beginn einer Übung. 
* Aufbau erfolgt eigenverantwortlich – Hilfsmittel (Pylonen, Wassernäpfe etc.) möglichst selbst mitbringen.
* Sie signalisiert dem Hund: „Ich bin bereit du kannst dich orientieren.“ 
* Körperlich: aufgerichtet, ruhig, mit freundlicher Grundspannung.
* Mental: fokussiert, präsent, ohne Störung oder Ablenkung.


==== Vorbereitung und Einstieg ====
''Ziel: Aus der Nullstellung entsteht Klarheit sie ist der unsichtbare Startpunkt jeder gelungenen Interaktion.''
* Ausreichender Abstand zwischen Teilnehmenden zur Stressminimierung.
* Kurze Vorstellungsrunde von Mensch und Hund:
:: – Name, Hundeverträglichkeit, Menschenverträglichkeit, Anredeform („Du“ oder „Sie“)
* Zielklärung der Übung:
:: – Positiv formulieren („Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“ statt „Hund soll nicht ziehen“)
:: – Teilziele benennen
:: – Emotionale Bewertung und Bedürfnisse einbeziehen
* Durchführbarkeit klären:
:: – [[Gesundheit]], Wetter, Stresslevel, Motivation
* Praktische Ist-Analyse:
:: – Jedes Team zeigt die Übung einmal ohne Eingreifen – zur Beobachtung und [[Verhaltensanalyse]]


==== Ergänzende Abfragen vor Beginn ====
=== Ablauf der Gruppenübung ===
* Verwendetes Lobwort (z. B. „Fein“, „Yes“)
* Einstieg mit einfacher Übung: Aufmerksamkeit, Handtouch o. ä.
* Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
* Paralleles Üben: keine Einzelbetreuung!
* Körpersprache, Signalstruktur
* Aufgabenstruktur klar halten, Übergänge ansagen
* Verstärkerprofil (Futter, Spiel, Sozialkontakt)
* Bei [[Unsicherheit]]: Wiederholen lassen statt korrigieren
* Allergien, Futterunverträglichkeiten
* Feedback: knapp, freundlich, lösungsorientiert
* Optional: Verständnistest zur Signalbedeutung


==== Ablauf der Gruppenübung ====
'''Didaktische Struktur:'''
* Einstieg mit einfacher Übung (z. B. Aufmerksamkeit, Handtouch)
* [[Reizschwelle]] kennen und unterbieten
* Alle Teams üben möglichst parallel
* Timer verwenden (z. B. 2 Min. Übung – 1 Min. Pause)
* Einzelanweisungen möglichst so geben, dass andere trotzdem beschäftigt bleiben
* Sichtabstände zwischen Teams beachten
* Feedback und individuelle Hinweise gezielt, aber kurz halten
* Start- und Stoppsignale nutzen
* Bei Unsicherheiten: lieber noch einmal die Aufgabe wiederholen lassen
* Aktive Pausen zur Beobachtung nutzen


===== Strukturierung und Methoden =====
=== Umgang mit unterschiedlichen Trainingsständen ===
* '''IST-Stand klären:''' Reagiert der Hund auf Marker? Gibt es körperliche Einschränkungen?
* Ziel: alle Teams individuell fordern – nicht überfordern
* '''Timer verwenden:''' Phasen klar definieren (z. B. 2 Min. Übung / 1 Min. Pause)
* Differenzieren:
* '''Abstände einhalten:''' Sicht- und Handlungsfreiheit für jedes Team
:: – Anfänger: Basics sichern 
* '''Start- und Endsignale nutzen:''' Einheitliche Koordination für Gruppenfluss
:: – Fortgeschrittene: Ablenkung oder Distanz steigern
* '''Beobachtungsphasen als Lernzeit nutzen:''' Reflexion über andere Teams fördern
* Kein Leistungsdruck – Lernen steht im Vordergrund
* '''Flexible Flows kombinieren:''' Anpassung an Gruppendynamik, Wetter oder Tagesform
* Unterschiedliche Lerntempi akzeptieren


==== Umgang mit heterogenen Trainingsständen ====
=== Feedbackkultur im Gruppenunterricht ===
* Teilnahme nach Einzeltermin oder Basiskurs strukturieren
* Wohlwollend, sachlich, individuell
* Übungskomplexität differenzieren: gleicher Inhalt mit verschiedenen Anforderungen
* Ich-Botschaften („Ich habe gesehen, dass …“) statt Wertung
* Anfänger:innen starten mit Basics Fortgeschrittene verfeinern Technik
* Positives zuerst dann Entwicklungsvorschläge
* Positiver Umgang mit Unterschieden: kein Leistungsdruck, sondern gemeinsames Lernen
* Kein Feedback vor der Gruppe, wenn sensibel
* Nutzen: Lerntransfer, soziale Kompetenz, motivierender Gruppeneffekt
* Andere Teams einbeziehen („Was habt ihr beobachtet?“)


==== Feedbackkultur in der Gruppe ====
=== Pausengestaltung ===
* Feedback wohlwollend, sachlich und konstruktiv geben
* Ruhephasen ermöglichen – z. B. durch Liegestationen
* Ich-Botschaften statt Pauschalkritik („Ich habe beobachtet, dass …“)
* Kein Schnüffelteppich als Pausenplatz! (wurde mehrfach negativ bewertet)
* Positives zuerst, dann Verbesserungsvorschläge
* Pausen = Lernzeit durch Beobachtung
* Feedback nur in passenden Momenten (z. B. nach der Übung, in Pausen)
* Keine Kritik vor der Gruppe – sensible Themen ins Einzelgespräch verlagern


==== Pausengestaltung ====
=== Abschluss der Stunde ===
* Aktive Pausen durch ruhiges Beobachten oder Liegephasen
* Ca. 2 Minuten vor Prüfungsende erfolgt Hinweis – keine neue Übung mehr beginnen!
* Kein „Schnüffelteppich“ als Pausenstation dies führte mehrfach zu Missverständnissen und Abwertungen
* Individuelle Hausaufgabe an jedes Team geben
:: „Achte beim Üben zu Hause auf …“
* Abschlussfrage an die Gruppe („Was nehmt ihr heute mit?“)
* Dank aussprechen, nächsten Termin andeuten


==== Abschluss und Hausaufgabe ====
=== Häufige Fehlerquellen ===
* Ca. 2 Minuten vor Ende erfolgt Hinweis der Prüfer („Noch 2 Minuten!“)
* Zu hohe Anforderungen an Anfänger:innen
* Ab diesem Punkt: Keine Übung mehr – '''Hausaufgaben geben!'''
* Unklare Anleitungen oder Zielsetzung
:: „Wenn du das zu Hause üben möchtest, achte besonders auf …“
* Teams „verlieren“ kein Überblick über alle gleichzeitig
:: – „Als nächsten Schritt empfehle ich dir …“
* Zu schnelles Fortschreiten ohne Absicherung
* Hausaufgaben sind individuell, tierschutzkonform und alltagstauglich
* Stressverhalten nicht erkannt oder ignoriert
* Kurze Feedbackrunde („Was war heute euer schönster Moment?“)
* Dank und Ausblick auf nächste Stunde


=== Wichtige Tipps ===
=== Prüfungstechnischer Hinweis ===
* '''Zeiteinteilung trainieren:''' Wer nach dem 2-Minuten-Hinweis noch trainiert, riskiert Punktabzug
* Der Gruppenunterricht zählt 25 Punkte.
* '''Klarer Unterrichtsfluss:''' Alle Teams im Blick behalten, kein hektisches Springen
* Zusätzlich 15 Punkte für Kommunikation & Umgang mit Halter:innen.
* '''Sicher auftreten, ruhig leiten:''' Verständlich, freundlich und präsent kommunizieren
* Bestehensgrenze insgesamt: 20 von 40 Punkten.


''Tipp: Gruppenunterricht heißt nicht, alle nacheinander zu coachen – sondern alle gemeinsam strukturiert durch die Aufgabe zu führen.''
''Merksatz: Gruppenunterricht heißt nicht „nacheinander coachen“ – sondern gemeinsam, ruhig und klar durch eine Übung führen.''


=== Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung ===
== Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung ==


Der dritte Teil der praktischen Prüfung besteht aus einem simulierten oder realen Beratungsgespräch mit einer Hundehalterin oder einem Hundehalter. Ziel ist es, in ca. 10–12 Minuten strukturiert und empathisch vorzugehen, Ursachen für ein gezeigtes Problemverhalten zu erkennen und erste praktikable Lösungsschritte zu vermitteln.
Der dritte Teil der praktischen Prüfung besteht aus einem simulierten oder realen Beratungsgespräch mit einer Hundehalterin oder einem Hundehalter. Ziel ist es, in ca. 10–12 Minuten strukturiert und empathisch vorzugehen, Ursachen für ein gezeigtes [[Problemverhalten]] zu erkennen und erste praktikable Lösungsschritte zu vermitteln.


==== 1. Rahmenbedingungen ====
=== 1. Rahmenbedingungen ===
* Das Gespräch findet entweder in der Hundeschule oder als Hausbesuch statt.
* Das Gespräch findet entweder in der [[Hundeschule]] oder als Hausbesuch statt.
* '''In der Hundeschule:''' kontrollierte Umgebung, geeignet für klare Struktur und Sicherheit.
* '''In der Hundeschule:''' kontrollierte Umgebung, geeignet für klare Struktur und Sicherheit.
* '''Hausbesuch:''' authentischer Einblick in Alltag und Umfeld, aber unvorhersehbare Störquellen.
* '''Hausbesuch:''' authentischer Einblick in Alltag und Umfeld, aber unvorhersehbare Störquellen.
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''Tipp: In der Prüfung wird meist eine Praxis-Situation nachgestellt. Achte auf freundliche Gesprächsatmosphäre, klare Gliederung und Sicherheit.''
''Tipp: In der Prüfung wird meist eine Praxis-Situation nachgestellt. Achte auf freundliche Gesprächsatmosphäre, klare Gliederung und Sicherheit.''


==== 2. Gesprächsaufbau ====
=== 2. Gesprächsaufbau ===
'''Einstieg (Beziehungsaufbau)'''
'''Einstieg (Beziehungsaufbau)'''
* Begrüßung, Vorstellung, lockerer Einstieg
* Begrüßung, Vorstellung, lockerer Einstieg
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:: – Wann, wo, wie oft, in welchem Kontext?   
:: – Wann, wo, wie oft, in welchem Kontext?   
:: – Gibt es erkennbare Auslöser oder Muster?
:: – Gibt es erkennbare Auslöser oder Muster?
* Aktueller Alltag: Auslastung, Rituale, Familienstruktur, Bindung
* Aktueller Alltag: Auslastung, [[Rituale]], Familienstruktur, Bindung
* Vorwissen / bisherige Maßnahmen der Halter:in
* Vorwissen / bisherige Maßnahmen der Halter:in


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* Einschätzung: Wie zeigt sich das Problemverhalten konkret? Körpersprache, Erregung, Ausdruck?
* Einschätzung: Wie zeigt sich das Problemverhalten konkret? Körpersprache, Erregung, Ausdruck?


==== 3. Verhaltensanalyse – ABC-Modell ====
=== 3. Verhaltensanalyse – ABC-Modell ===
'''Ziel: Struktur in die Beobachtung bringen'''
'''Ziel: Struktur in die Beobachtung bringen'''
* '''A – Antezedens (Auslöser):''' Was passiert direkt vor dem Verhalten? Reize, Situationen, Körpersprache?
* '''A – [[Antezedens]] (Auslöser):''' Was passiert direkt vor dem Verhalten? Reize, Situationen, Körpersprache?
* '''B – Verhalten (Behavior):''' Was genau macht der Hund? Bewegungsmuster, Tonlage, Mimik etc.
* '''B – Verhalten ([[Behavior]]):''' Was genau macht der Hund? Bewegungsmuster, Tonlage, Mimik etc.
* '''C – Konsequenz (Consequence):''' Was folgt darauf? (z. B. Aufmerksamkeit, Distanzgewinn, Abbruch durch Halter:in)
* '''C – Konsequenz ([[Consequence]]):''' Was folgt darauf? (z. B. Aufmerksamkeit, Distanzgewinn, Abbruch durch Halter:in)


→ Das ABC-Modell ist in der Prüfung **erwartet**. Es zeigt, dass du Ursache-Wirkung verstehst und Trainingslogik anwenden kannst.
→ Das ABC-Modell ist in der Prüfung '''erwartet'''. Es zeigt, dass du Ursache-Wirkung verstehst und Trainingslogik anwenden kannst.


==== 4. Managementvorschläge ====
=== 4. Managementvorschläge ===
'''Ziel: Sofortige Entlastung für Mensch & Hund'''
'''Ziel: Sofortige Entlastung für Mensch & Hund'''
* Sichtschutz, Rückzugsorte, strukturierter Tagesablauf
* Sichtschutz, Rückzugsorte, strukturierter Tagesablauf
Zeile 215: Zeile 232:
''Wichtig: Management ist kein Ersatz für Training – aber Voraussetzung für sinnvolle Veränderung.''
''Wichtig: Management ist kein Ersatz für Training – aber Voraussetzung für sinnvolle Veränderung.''


==== 5. Trainingsideen entwickeln ====
=== 5. Trainingsideen entwickeln ===
'''Ziel: Erste konkrete Schritte aufzeigen'''
'''Ziel: Erste konkrete Schritte aufzeigen'''
* Auswahl geeigneter Methode:
* Auswahl geeigneter Methode:
:: – klassische Konditionierung (Reize positiv verknüpfen)   
:: – [[klassische Konditionierung]] (Reize positiv verknüpfen)   
:: – operante Konditionierung (Alternativverhalten etablieren)   
:: – [[operante Konditionierung]] (Alternativverhalten etablieren)   
:: – Desensibilisierung (langsame Reizgewöhnung)   
:: – Desensibilisierung (langsame Reizgewöhnung)   
:: – Shaping oder Markersignaltraining
:: – [[Shaping]] oder Markersignaltraining
* Trainingsplan:
* Trainingsplan:
:: – klein anfangen, Reizschwelle beachten   
:: – klein anfangen, Reizschwelle beachten   
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:: – Verstärkerliste abfragen, Markerwort klären
:: – Verstärkerliste abfragen, Markerwort klären


==== 6. Kommunikation & Gesprächsführung ====
=== 6. Kommunikation & Gesprächsführung ===
* Keine Schuldzuweisungen („Sie machen alles falsch“) – stattdessen: Beobachtungen teilen, Impulse geben.
* Keine Schuldzuweisungen („Sie machen alles falsch“) – stattdessen: Beobachtungen teilen, Impulse geben.
* Ich-Botschaften: „Ich habe beobachtet …“, „Mir fällt auf …“
* Ich-Botschaften: „Ich habe beobachtet …“, „Mir fällt auf …“
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: „Das ist ein guter Ausgangspunkt, wir haben eine Richtung.“
: „Das ist ein guter Ausgangspunkt, wir haben eine Richtung.“


==== 7. Abschluss & Ausblick ====
=== 7. Abschluss & Ausblick ===
* Gemeinsam nächste Schritte festlegen
* Gemeinsam nächste Schritte festlegen
* Evtl. Hausaufgabe: z. B. Tagebuch führen, Spazierwege wechseln, Ruhezeiten einbauen
* Evtl. Hausaufgabe: z. B. Tagebuch führen, Spazierwege wechseln, Ruhezeiten einbauen
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''Tipp für die Prüfung: Lieber weniger Inhalte, dafür verständlich, realistisch und mit guter Verbindung zum Gegenüber. Empathie zählt genauso wie Fachwissen.''
''Tipp für die Prüfung: Lieber weniger Inhalte, dafür verständlich, realistisch und mit guter Verbindung zum Gegenüber. Empathie zählt genauso wie Fachwissen.''


==== Prüfungsrelevante Bewertungskriterien ====
== Verhaltensprobleme bei Hunden ==
* Struktur und Klarheit der Gesprächsführung
 
* Fachliche Richtigkeit bei Analyse & Trainingsidee
'''[[Verhaltensprobleme]] bei Hunden''' sind unerwünschte oder störende [[Verhaltensweisen]], die im Alltag zu Herausforderungen führen. Sie entstehen häufig durch unzureichende [[Sozialisation]], ungünstige Lernerfahrungen, [[Stress]], [[gesundheitliche Ursachen]] oder [[genetische Dispositionen]]. Eine Kombination aus gezieltem [[Training]] und strukturiertem [[Management]] ist entscheidend für die erfolgreiche Bearbeitung solcher Problematiken.
* Einfühlungsvermögen und adressatengerechte Sprache
 
* Sicherheit im Umgang mit Reizthemen oder kritischen Verhalten
=== Angst & Unsicherheit ===
* Praktikabilität und Tierschutzorientierung der Vorschläge
 
* '''Ursachen''': Mangelnde [[Habituation]], [[Deprivation]], erlernte Angst, [[Trauma]], organische Ursachen
* '''Management''': [[Distanzkontrolle]], keine Verstärkung durch Trost, sichere Orte anbieten
* '''Training''': [[Vertrauensaufbau]], [[Desensibilisierung]], [[Futtersuchspiele]], ruhiges Verhalten belohnen, [[Platz]] vermeiden – lieber [[Sitz]] oder [[Steh]]
 
=== Aggression (allgemein) ===
 
* '''Ursachen''': [[Angst]], [[Frustration]], [[Ressourcenverteidigung]], territoriale Motivation, [[Schmerzen]], Hormone, Genetik
* '''Management''': Auslöserkontrolle, Raumstrukturierung, [[Gegenkonditionierung]]
* '''Training''': [[Impulskontrolle]], [[Frustrationstoleranz]], [[Alternativverhalten]], Desensibilisierung
 
=== Aggression gegen Menschen im Haushalt ===
 
* '''Ursachen''': Ressourcenverhalten, [[Missverständnisse]] in der [[Kommunikation]], [[Angst]]
* '''Management''': Auslösersicherung, klare Tagesstruktur
* '''Training''': [[Rückruf]], [[Boxentraining]], Belohnung erwünschter Verhaltensweisen
 
=== Aggression gegenüber fremden Menschen ===
 
* '''Ursachen''': Unsicherheit, [[Jagdverhalten]], Frustration, soziale Überforderung
* '''Management''': [[Leine]], Halti, [[Maulkorb]], Reizvermeidung
* '''Training''': [[Desensibilisierung]], [[Gegenkonditionierung]], ruhiges Verhalten verstärken
 
=== Aggression gegenüber Hunden im Haushalt ===
 
* '''Ursachen''': Ressourcenverhalten, hormonelle Einflüsse, [[Schmerzen]], Altersveränderungen
* '''Management''': [[Hausleine]], [[Maulkorb]], getrennte Ressourcen, feste Routinen
* '''Training''': [[Grundgehorsam]], [[Entspannungssignale]], Alternativverhalten etablieren
 
=== Aggression gegenüber fremden Hunden ===
 
* '''Ursachen''': [[Angst]], mangelnde [[Sozialisation]], [[Frustration an der Leine]], genetische Prädisposition
* '''Management''': [[Leine]], [[Maulkorb]], Distanzaufbau
* '''Training''': [[Rückruf]], Super-Stopp, [[Gegenkonditionierung]], Alternativverhalten
 
=== Trennungsangst ===
 
* '''Ursachen''': Fehlende Gewöhnung, überstarke [[Bindung]], [[Genetik]]
* '''Management''': Keine Alleinphasen im Training, Übergangslösungen mit Betreuung
* '''Training''': Sicherheitssignale ([[Box]], Decke), Abschiedsrituale vermeiden, gezielte [[Auslastung]]
 
=== Stark ausgeprägtes Jagdverhalten ===
 
* '''Ursachen''': [[Instinkt]], erlernte Verstärkung, [[Modelllernen]]
* '''Management''': [[Schleppleine]], jagdarmes Umfeld
* '''Training''': [[Rückruf]], [[Abbruchsignal]], Impulskontrolle, Belohnungskontrolle
 
=== Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten (AhV) ===
 
* '''Ursachen''': [[Langeweile]], [[Frustration]], erlernte Verstärkung durch Halter
* '''Management''': Hausleine, [[Maulkorb]], klare [[Signale]]
* '''Training''': Ignorieren auf Signal, gewünschtes Verhalten verstärken, „[[Ende]]“-Signal etablieren
 
=== Unsauberkeit ===
 
* '''Ursachen''': Fehlende [[Stubenreinheit]], [[Stress]], Markierverhalten, organische Ursachen
* '''Management''': Regelmäßige Gassiroutine, medizinische Abklärung
* '''Training''': Positives Verstärken des Löseverhaltens draußen, Rückfallvermeidung
 
=== Hyperaktivität ===
 
* '''Ursachen''': Organische Ursachen (z. B. Leber, [[Schilddrüse]]), fehlende Struktur, Überforderung
* '''Management''': Reizarme Umgebung, Ruheinseln, feste Tagesstruktur
* '''Training''': [[Impulskontrolle]], [[Longierzirkel]], [[Futtersuchspiele]]
 
=== Geräuschangst ===
 
* '''Ursachen''': Genetische Sensitivität, Trauma, fehlende Gewöhnung
* '''Management''': [[Vermeidung]] akuter Auslöser, Rückzugsmöglichkeiten
* '''Training''': [[Desensibilisierung]], [[Gegenkonditionierung]], [[Entspannungssignale]]

Aktuelle Version vom 2. Juli 2025, 13:31 Uhr

Kurzvortrag – Leitfaden für die Prüfung

Im ersten Teil der praktischen Prüfung hältst du einen etwa 10-minütigen Kurzvortrag. Ziel ist es, ein Thema aus der Hundeerziehung oder Verhaltensberatung strukturiert, verständlich und praxisnah zu präsentieren – so, wie du es auch im echten Kundenkontakt tun würdest.

Ablauf und Gliederung

1. Einleitung (ca. 2 Minuten)

  • Begrüßung & Vorstellung: „Guten Tag, mein Name ist …“
  • Thema benennen: „Ich möchte Ihnen heute einen kompakten Überblick über [Thema] geben.“
  • Relevanz aufzeigen: Warum ist das Thema aktuell oder wichtig für Halter:innen?
  • Ablauf skizzieren: „Ich werde Ihnen kurz [Aspekt A] erklären, dann auf [Aspekt B] eingehen und abschließend [Aspekt C] zusammenfassen.“

2. Hauptteil (ca. 6 Minuten)

  • Kernaussage 1 – Begriff & Bedeutung:
Definition, Ursprung, Zielsetzung
Beispiel: „Beim Halti handelt es sich um ein kopfführendes Führhilfsmittel, das …“
  • Kernaussage 2 – Funktion & Anwendung:
Wie funktioniert es? Wo wird es eingesetzt?
Beispiel: „Ähnlich wie bei einem Pferdehalfter …“
  • Kernaussage 3 (optional) – Praxisbezug:
Was bedeutet das für den Alltag? Wann ist der Einsatz sinnvoll?
Beispielhafte Szenarien, Nutzen und Grenzen

Tipp: Veranschauliche jeden Abschnitt mit einem alltagsnahen Beispiel oder Vergleich.

3. Schluss (ca. 2 Minuten)

  • Zusammenfassung der Hauptpunkte: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …“
  • Ausblick oder Impulsfrage: „Vielleicht denken Sie beim nächsten Spaziergang daran, wie …“
  • Abschluss & Einladung: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf Ihre Fragen.“

Bewertungskriterien

  • Verständlichkeit & logischer Aufbau
  • Fachliche Richtigkeit
  • Adressatengerechte Sprache
  • Praxisbezug durch Beispiele
  • Zeitmanagement & Auftreten (Körpersprache, Stimme)

Rahmenbedingungen

  • Dauer: ca. 10 Minuten (± 1 Minute Toleranz)
  • Hilfsmittel (z. B. Karteikarten, Flipchart) erlaubt, aber nicht verpflichtend
  • Einstieg meist über alltagsnahe Frage („Was tun, wenn mein Hund jagt?“)
  • Es gibt 10 Punkte für Inhalt, 10 Punkte für Kommunikation – mindestens 10 insgesamt erforderlich zum Bestehen
  • Auch nicht im Bewertungsbogen stehende Inhalte können bei guter Argumentation positiv gewertet werden

Tipp: Kein auswendig gelernter Text – sondern ein gesprächsnaher, klar strukturierter und praxisorientierter Vortrag überzeugt am meisten.

Gruppenunterricht – Leitfaden für die Prüfung

Im zweiten Teil der praktischen Prüfung führst du eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durch. Die Aufgabe wird vorgegeben und orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen. Ziel ist es, die Stunde sicher, verständlich und tiergerecht zu leiten.

Was wird geprüft?

  • Strukturierter Aufbau der Stunde
  • Klare Anweisungen und gute Kommunikation
  • Anpassungsfähigkeit an verschiedene Mensch-Hund-Teams
  • Fachlich sinnvolle Methodenwahl
  • Ruhe, Übersicht, Empathie und tierschutzgerechtes Arbeiten

Bewertungskriterien

  • Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
  • Verständlichkeit der Anleitung
  • Anpassung an Leistungsniveaus
  • Körpersprache, Stimme, Auftreten
  • Kundenführung & Sicherheit im Umgang
  • Empathie und situationsgerechte Begleitung

Typische Prüfungsaufgaben

  • „Sitz“ auf akustisches Signal
  • Rückruf unter Ablenkung
  • Distanzarbeit: „Platz“ aus Entfernung
  • Geschirrhandling: Kopf durchstecken
  • Verharren beim Aufstehen des Menschen

Tipp: Lieber eine Aufgabe gut durchführen als drei Aufgaben halb.

Vorbereitungsphase (vor dem Prüfungstag)

  • Die Aufgabe wird etwa 10 Tage vorher bekanntgegeben.
  • Ein schriftlicher Trainingsplan muss spätestens am Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr) eingereicht werden.
  • Du bereitest Platz und Material selbstständig vor – beachte Wetter und Aufgabe (z. B. Schatten, Wasser, Sichtachsen).

Aufbau und Einstieg in die Stunde

  • Begrüßung der Teilnehmenden, Vorstellung mit Name und Rolle
  • Frage: „Wollen wir uns duzen oder siezen?“
  • Kurze Vorstellungsrunde der Teams (Name, Besonderheiten)
  • Ziel der Stunde benennen – positiv formulieren („Der Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“)
  • Teilziele nennen, emotionale Hintergründe ggf. einbeziehen
  • Gesundheit, Motivation, Wetterlage abfragen

Vorbereitende Abfragen (Checkliste) - Erste Ist-Analyse:

  • alle zeigen kurz die Aufgabe, ohne Korrektur – zur Einschätzung
  • Überschattungen bewerten
  • Markerwort / Lobwort („Fein“, „Yes“ etc.)
  • Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
  • Belohnungstypen (Futter, Spiel, Nähe) und Futterunverträglichkeiten
  • Signalstruktur (Sprache, Körpersprache, Kontext)
  • Optional: Test zur Signalbedeutung („Was bedeutet das Signal für den Hund wirklich?“)
  • Eselsbrücke ADIDAS zur Bewertung und Trainingserweiterung:

A = Abbau: Reduktion von Hilfen D = Distanz: Abstand zwischen Hund und Mensch I = Intensität: Bewegungspräzision und -kraft D = Dauer: Wie lange hält der Hund das Verhalten? A = Ablenkung: Reaktion bei steigender Umweltkomplexität S = Selbstständigkeit: Führt der Hund das Verhalten eigenständig aus?

Die drei AAA: Ankündigung – Ausführung – Auflösung

Eine erfolgreiche Kommunikation im Training folgt oft der sogenannten AAA-Struktur. Diese sorgt für Klarheit, Vorhersehbarkeit und verlässliche Orientierung beim Hund:

  • 1. Ankündigung:
Der Hund wird vorbereitet: durch ein Signal, eine Bewegung, eine bestimmte Haltung.
→ Beispiel: Du sagst „Schau her“ und richtest dich leicht auf.
  • 2. Ausführung:
Der eigentliche Trainingsbefehl oder die Handlung folgt.
→ Beispiel: Du sagst „Sitz“ und zeigst ggf. ein Handzeichen.
  • 3. Auflösung:
Der Hund erfährt, dass die Übung beendet ist – durch ein Auflösesignal.
→ Beispiel: „Fertig“, „Lauf“, „Pause“.

Tipp: Diese klare Dreigliederung schafft Sicherheit für den Hund und Struktur für den Menschen.

Nullstellung – der neutrale Ausgangspunkt

  • Die Nullstellung ist der ruhige, aufmerksame Ausgangszustand vor Beginn einer Übung.
  • Sie signalisiert dem Hund: „Ich bin bereit – du kannst dich orientieren.“
  • Körperlich: aufgerichtet, ruhig, mit freundlicher Grundspannung.
  • Mental: fokussiert, präsent, ohne Störung oder Ablenkung.

Ziel: Aus der Nullstellung entsteht Klarheit – sie ist der unsichtbare Startpunkt jeder gelungenen Interaktion.

Ablauf der Gruppenübung

  • Einstieg mit einfacher Übung: Aufmerksamkeit, Handtouch o. ä.
  • Paralleles Üben: keine Einzelbetreuung!
  • Aufgabenstruktur klar halten, Übergänge ansagen
  • Bei Unsicherheit: Wiederholen lassen statt korrigieren
  • Feedback: knapp, freundlich, lösungsorientiert

Didaktische Struktur:

  • Reizschwelle kennen und unterbieten
  • Timer verwenden (z. B. 2 Min. Übung – 1 Min. Pause)
  • Sichtabstände zwischen Teams beachten
  • Start- und Stoppsignale nutzen
  • Aktive Pausen zur Beobachtung nutzen

Umgang mit unterschiedlichen Trainingsständen

  • Ziel: alle Teams individuell fordern – nicht überfordern
  • Differenzieren:
– Anfänger: Basics sichern
– Fortgeschrittene: Ablenkung oder Distanz steigern
  • Kein Leistungsdruck – Lernen steht im Vordergrund
  • Unterschiedliche Lerntempi akzeptieren

Feedbackkultur im Gruppenunterricht

  • Wohlwollend, sachlich, individuell
  • Ich-Botschaften („Ich habe gesehen, dass …“) statt Wertung
  • Positives zuerst – dann Entwicklungsvorschläge
  • Kein Feedback vor der Gruppe, wenn sensibel
  • Andere Teams einbeziehen („Was habt ihr beobachtet?“)

Pausengestaltung

  • Ruhephasen ermöglichen – z. B. durch Liegestationen
  • Kein Schnüffelteppich als Pausenplatz! (wurde mehrfach negativ bewertet)
  • Pausen = Lernzeit durch Beobachtung

Abschluss der Stunde

  • Ca. 2 Minuten vor Prüfungsende erfolgt Hinweis – keine neue Übung mehr beginnen!
  • Individuelle Hausaufgabe an jedes Team geben
– „Achte beim Üben zu Hause auf …“
  • Abschlussfrage an die Gruppe („Was nehmt ihr heute mit?“)
  • Dank aussprechen, nächsten Termin andeuten

Häufige Fehlerquellen

  • Zu hohe Anforderungen an Anfänger:innen
  • Unklare Anleitungen oder Zielsetzung
  • Teams „verlieren“ – kein Überblick über alle gleichzeitig
  • Zu schnelles Fortschreiten ohne Absicherung
  • Stressverhalten nicht erkannt oder ignoriert

Prüfungstechnischer Hinweis

  • Der Gruppenunterricht zählt 25 Punkte.
  • Zusätzlich 15 Punkte für Kommunikation & Umgang mit Halter:innen.
  • Bestehensgrenze insgesamt: 20 von 40 Punkten.

Merksatz: Gruppenunterricht heißt nicht „nacheinander coachen“ – sondern gemeinsam, ruhig und klar durch eine Übung führen.

Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung

Der dritte Teil der praktischen Prüfung besteht aus einem simulierten oder realen Beratungsgespräch mit einer Hundehalterin oder einem Hundehalter. Ziel ist es, in ca. 10–12 Minuten strukturiert und empathisch vorzugehen, Ursachen für ein gezeigtes Problemverhalten zu erkennen und erste praktikable Lösungsschritte zu vermitteln.

1. Rahmenbedingungen

  • Das Gespräch findet entweder in der Hundeschule oder als Hausbesuch statt.
  • In der Hundeschule: kontrollierte Umgebung, geeignet für klare Struktur und Sicherheit.
  • Hausbesuch: authentischer Einblick in Alltag und Umfeld, aber unvorhersehbare Störquellen.
  • Atmosphäre: ruhig, störungsarm, strukturiert – auch räumlich (Sitzplatz, Sichtachsen, Hund sichern)

Tipp: In der Prüfung wird meist eine Praxis-Situation nachgestellt. Achte auf freundliche Gesprächsatmosphäre, klare Gliederung und Sicherheit.

2. Gesprächsaufbau

Einstieg (Beziehungsaufbau)

  • Begrüßung, Vorstellung, lockerer Einstieg
  • Anlass für das Gespräch klären: „Was ist das Anliegen?“
  • Ziel des Gesprächs benennen: „Wir schauen heute gemeinsam auf das Verhalten und erarbeiten erste Ideen.“

Anamnese (gezielte Fragen)

  • Herkunft, Alter, Vorgeschichte des Hundes
  • Gesundheitszustand (aktuell & in der Vergangenheit)
  • Beschreibung des Problemverhaltens:
– Wann, wo, wie oft, in welchem Kontext?
– Gibt es erkennbare Auslöser oder Muster?
  • Aktueller Alltag: Auslastung, Rituale, Familienstruktur, Bindung
  • Vorwissen / bisherige Maßnahmen der Halter:in

Beobachtungsanteil (wenn möglich)

  • Verhalten des Hundes ansehen – ggf. kontrollierte Simulation, z. B. Reizauslöser vorsichtig erzeugen
  • Einschätzung: Wie zeigt sich das Problemverhalten konkret? Körpersprache, Erregung, Ausdruck?

3. Verhaltensanalyse – ABC-Modell

Ziel: Struktur in die Beobachtung bringen

  • A – Antezedens (Auslöser): Was passiert direkt vor dem Verhalten? Reize, Situationen, Körpersprache?
  • B – Verhalten (Behavior): Was genau macht der Hund? Bewegungsmuster, Tonlage, Mimik etc.
  • C – Konsequenz (Consequence): Was folgt darauf? (z. B. Aufmerksamkeit, Distanzgewinn, Abbruch durch Halter:in)

→ Das ABC-Modell ist in der Prüfung erwartet. Es zeigt, dass du Ursache-Wirkung verstehst und Trainingslogik anwenden kannst.

4. Managementvorschläge

Ziel: Sofortige Entlastung für Mensch & Hund

  • Sichtschutz, Rückzugsorte, strukturierter Tagesablauf
  • Reizreduktion bei Außenreizen oder in der Wohnung
  • Leinenmanagement, Maulkorbtraining, Trennungen
  • Realistische Erwartungshaltung gegenüber dem Hund

Wichtig: Management ist kein Ersatz für Training – aber Voraussetzung für sinnvolle Veränderung.

5. Trainingsideen entwickeln

Ziel: Erste konkrete Schritte aufzeigen

  • Auswahl geeigneter Methode:
klassische Konditionierung (Reize positiv verknüpfen)
operante Konditionierung (Alternativverhalten etablieren)
– Desensibilisierung (langsame Reizgewöhnung)
Shaping oder Markersignaltraining
  • Trainingsplan:
– klein anfangen, Reizschwelle beachten
– Belohnung gezielt einsetzen (Futter, Spiel, Sozialkontakt)
– Verstärkerliste abfragen, Markerwort klären

6. Kommunikation & Gesprächsführung

  • Keine Schuldzuweisungen („Sie machen alles falsch“) – stattdessen: Beobachtungen teilen, Impulse geben.
  • Ich-Botschaften: „Ich habe beobachtet …“, „Mir fällt auf …“
  • Realistische Ziele setzen, Hoffnung vermitteln
  • Abschluss mit positiver Verstärkung:
„Das ist ein guter Ausgangspunkt, wir haben eine Richtung.“

7. Abschluss & Ausblick

  • Gemeinsam nächste Schritte festlegen
  • Evtl. Hausaufgabe: z. B. Tagebuch führen, Spazierwege wechseln, Ruhezeiten einbauen
  • Rückmeldung geben lassen: „Was nehmen Sie heute für sich mit?“
  • Kontaktangebot für Nachfragen

Tipp für die Prüfung: Lieber weniger Inhalte, dafür verständlich, realistisch und mit guter Verbindung zum Gegenüber. Empathie zählt genauso wie Fachwissen.

Verhaltensprobleme bei Hunden

Verhaltensprobleme bei Hunden sind unerwünschte oder störende Verhaltensweisen, die im Alltag zu Herausforderungen führen. Sie entstehen häufig durch unzureichende Sozialisation, ungünstige Lernerfahrungen, Stress, gesundheitliche Ursachen oder genetische Dispositionen. Eine Kombination aus gezieltem Training und strukturiertem Management ist entscheidend für die erfolgreiche Bearbeitung solcher Problematiken.

Angst & Unsicherheit

Aggression (allgemein)

Aggression gegen Menschen im Haushalt

Aggression gegenüber fremden Menschen

Aggression gegenüber Hunden im Haushalt

Aggression gegenüber fremden Hunden

Trennungsangst

  • Ursachen: Fehlende Gewöhnung, überstarke Bindung, Genetik
  • Management: Keine Alleinphasen im Training, Übergangslösungen mit Betreuung
  • Training: Sicherheitssignale (Box, Decke), Abschiedsrituale vermeiden, gezielte Auslastung

Stark ausgeprägtes Jagdverhalten

Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten (AhV)

  • Ursachen: Langeweile, Frustration, erlernte Verstärkung durch Halter
  • Management: Hausleine, Maulkorb, klare Signale
  • Training: Ignorieren auf Signal, gewünschtes Verhalten verstärken, „Ende“-Signal etablieren

Unsauberkeit

  • Ursachen: Fehlende Stubenreinheit, Stress, Markierverhalten, organische Ursachen
  • Management: Regelmäßige Gassiroutine, medizinische Abklärung
  • Training: Positives Verstärken des Löseverhaltens draußen, Rückfallvermeidung

Hyperaktivität

Geräuschangst