Gesundheit
Die Gesundheit des Hundes ist ein zentraler Bestandteil seines Wohlbefindens, seiner Lebensqualität und seiner sozialen Stabilität. Sie umfasst sowohl körperliche als auch emotionale, verhaltensbezogene und umweltabhängige Faktoren. Dieser Artikel gibt einen systematischen Überblick über häufige Gesundheitsprobleme, Vorsorgemaßnahmen und alltagsrelevante Hinweise für Halter:innen.
Verdauung und Futterverträglichkeit
Viele Hunde reagieren empfindlich auf zu komplexe Futtermischungen. Besonders Soja wird von vielen Tieren schlecht verstoffwechselt und führt zu Blähungen. Empfehlenswert sind Futtersorten mit wenigen, überschaubaren Zutaten: eine Fleischsorte, zwei bis drei Gemüsekomponenten. Zu häufige Futterwechsel können ebenfalls Verdauungsbeschwerden hervorrufen. Auch bei Schuppenbildung kann das Futter eine Rolle spielen; Zink, Biotin und essenzielle Fettsäuren sind während des Fellwechsels besonders wichtig.
Diabetes mellitus
Auch Hunde können an Diabetes erkranken. Typische Anzeichen sind starker Durst bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme. Wird der Blutzuckerspiegel nicht durch Diät kontrollierbar, ist eine Insulintherapie notwendig. Orale Antidiabetika sind beim Hund in der Regel unwirksam.
Epilepsie
Epileptische Anfälle treten bei Hunden ähnlich wie beim Menschen auf. Charakteristisch sind plötzliche Bewusstlosigkeit, Muskelzuckungen, Speichelfluss und Kontrollverlust. Die Behandlung erfolgt erst ab zwei Anfällen pro Monat, meist mit Antiepileptika. Eine einmal begonnene Therapie darf nicht abrupt abgesetzt werden.
Fieber erkennen
Die Normaltemperatur des Hundes liegt bei ca. 38,6°C. Werte ab 39°C deuten auf Fieber hin. Messung erfolgt rektal mit einem handelsüblichen Thermometer. Kleine Hunde wie Chihuahuas haben teils höhere Normalwerte als große Rassen. Ab etwa 39,5°C sollte tierärztliche Abklärung erfolgen.
Gebärmutterentzündung
Vor allem ältere Hündinnen können 4 bis 6 Wochen nach der Läufigkeit eine Pyometra entwickeln. Symptome sind vermehrter Durst, Mattigkeit, möglicherweise Fieber und bei offener Form Ausfluss. Eine tierärztliche Behandlung ist dringend geboten.
Allergien
Hunde können auf Umweltfaktoren (z. B. Pollen) oder Futtermittel allergisch reagieren. Anzeichen sind saisonaler Juckreiz, Ohrenentzündungen, Hautprobleme. Diagnostik erfolgt über Pricktests, Blutuntersuchungen oder Eliminationsdiäten. Auch starke Schuppenbildung kann ein Hinweis auf eine Unverträglichkeit sein.
Vergiftungen
Typische Gefahrenquellen sind Schokolade, Schneckenkorn, Rattengift und Gartendünger. Symptome reichen von Zittern, Erbrechen bis zu blutigem Durchfall. Bei Verdacht sofort Tierarzt aufsuchen und Erbrechen einleiten lassen.
Impfungen
Zu den Core-Impfungen zählen Tollwut, Staupe, Parvovirose, Leptospirose und Zwingerhusten. In städtischen Gebieten mit hoher Hundedichte ist Impfschutz besonders wichtig. Auch rechtlich ist eine Tollwutimpfung dringend zu empfehlen, insbesondere für Auslandsreisen und zur Vermeidung behördlicher Maßnahmen nach einem Bissvorfall.
Scheinträchtigkeit
Ein physiologisches Phänomen bei Hündinnen. Etwa 62 Tage nach der Läufigkeit zeigen viele Verhaltensänderungen, Nestbauverhalten, Milchproduktion. Medikamente können den Zustand beenden. Dauerhafte Lösung: Kastration.
Tumoren und Knoten
Weiche, verschiebliche Knoten sind meist gutartige Lipome. Harte, verwachsene oder schnell wachsende Knoten sollten tierärztlich abgeklärt werden. Diagnose erfolgt über Feinnadelbiopsie.
Durchfall
Im Notfall: 24 Stunden fasten, dann gekochtes Huhn mit Reis oder Kartoffeln. Kohletabletten möglich. Achtung bei Erbrechen oder Blut im Kot: Tierarzt notwendig.
Analdrüsenprobleme
Typische Zeichen sind "Schlittenfahren" oder exzessives Lecken. Ausdruck durch Tierarzt notwendig. Bei chronischen Problemen Ursachen (z. B. Futterunverträglichkeit) abklären.
Bissverletzungen
Wunden über 2 cm Länge sollten sofort genäht werden. Immer Infektionsrisiko bedenken – Antibiotika notwendig. Rechtlich: Kontaktdaten des gegnerischen Hundes sichern.
Kastration
Bei Hündinnen senkt sie das Risiko für Brustkrebs und Gebärmutterentzündung. Bei Rüden sollte vorher über chemische Kastration getestet werden, ob sich das Verhalten positiv verändert. Zu beachten sind mögliche Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Fellveränderungen oder hormonelle Umstellungen.
Zahngesundheit
Milchzahnwechsel beginnt mit 3 Monaten. Zahnsteinbildung ist individuell. Vorbeugung durch Kauen, ggf. professionelle Zahnreinigung. Starker Mundgeruch kann auf Zahnerkrankungen hinweisen.
Haut und Fell
Fellwechsel zweimal jährlich. Mangel an Biotin, Zink oder Fettsäuren kann zu Schuppen führen. Bei anhaltenden Hautproblemen Ursache abklären. Auch Malassezien (Hefepilze) können einen sehr starken, stechenden Geruch verursachen, insbesondere bei Ohrenentzündungen.
Pflegebedingte Reaktionen
Aggression beim Bürsten oder Pflegen kann auf schlechte Erfahrungen, Schmerzen oder Kontrollverlust hindeuten. Kooperative Pflegekonzepte helfen.
Erste Hilfe
Bei Ohnmacht: Atemwege freihalten, Finger aus der Maulhöhle! Dauer des Zustands beobachten. Notrufnummern bereithalten. Nach Verkehrsunfällen ist besondere Vorsicht geboten, da Reflexbisse möglich sind. Uhrzeit des Vorfalls merken, um dem Tierarzt exakte Informationen geben zu können.
Physiotherapie
Nach orthopädischen Eingriffen, bei Bandscheibenvorfällen oder bei chronischen Gelenkerkrankungen kann Physiotherapie helfen. Wasserlaufbänder, gezielte Übungen und Muskelaufbau verbessern Beweglichkeit und Lebensqualität.
Altersbedingte Erkrankungen
Mit zunehmendem Alter steigt beim Hund das Risiko für chronische Erkrankungen wie Arthrose, Herzinsuffizienz, Inkontinenz oder Tumoren. Viele ältere Hunde reagieren empfindlicher auf Futterumstellungen, Kälte oder Belastung. Die Beweglichkeit nimmt ab, Sinnesleistungen wie Hören und Sehen können eingeschränkt sein. Regelmäßige Gesundheitschecks helfen, altersbedingte Probleme frühzeitig zu erkennen und die Lebensqualität zu erhalten.
Parasitenprophylaxe
Flöhe, Zecken und Milben sind häufige Ektoparasiten, die Hautprobleme und Krankheiten (z. B. Borreliose, Anaplasmose) übertragen können. Eine regelmäßige Prophylaxe – angepasst an Jahreszeit und Region – ist wichtig. Auch Endoparasiten (z. B. Würmer) sollten regelmäßig kontrolliert werden, etwa durch Kotuntersuchungen oder standardisierte Entwurmungsschemata.
Herzerkrankungen
Herzprobleme äußern sich beim Hund oft durch Leistungsschwäche, Husten oder Kurzatmigkeit. Besonders bei älteren Hunden und kleinen Rassen treten Klappenfehler oder Herzvergrößerungen auf. Eine tierärztliche Abklärung per Abhören, Röntgen, Ultraschall oder EKG schafft Gewissheit.
Harnwegserkrankungen
Häufiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin deuten auf eine Blasenentzündung oder Harnsteine hin. Bei kastrierten Hündinnen kann Inkontinenz auftreten. Diagnose erfolgt per Urinprobe, Ultraschall oder Röntgen.
Augenerkrankungen
Tränende, gerötete oder lichtempfindliche Augen sowie Hornhautveränderungen weisen auf Bindehautentzündung, trockene Augen oder Linsentrübung (Katarakt) hin. Auch ältere Hunde entwickeln häufiger Augenveränderungen.
Verhalten als Krankheitssymptom
Plötzliche Verhaltensänderungen wie Rückzug, Unsauberkeit, gesteigerte Aggression oder Ängstlichkeit können auf Schmerzen, neurologische Erkrankungen oder hormonelle Veränderungen hinweisen. Verhalten sollte immer auch medizinisch abgeklärt werden.
Vorsorge und Früherkennung
Regelmäßige tierärztliche Checks helfen, Gesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen. Dazu zählen: Impfstatus, Gewichtskontrolle, Blutbild, Zahnbefund, Palpation innerer Organe und ggf. Ultraschalluntersuchung.
Alternative Heilmethoden
Ergänzend zur Schulmedizin kommen bei chronischen oder funktionellen Beschwerden auch Methoden wie Akupunktur, Osteopathie oder Homöopathie zum Einsatz. Eine individuelle tierärztliche Einschätzung ist hierbei unerlässlich.
Fazit
Die Gesundheit des Hundes ist ein vielschichtiges Thema. Neben akuten Erkrankungen und chronischen Störungen spielen auch Haltung, Pflege, Fütterung und Vorsorge eine zentrale Rolle. Ziel ist es, Krankheiten vorzubeugen, Symptome frühzeitig zu erkennen und den Hund individuell zu begleiten. Ein gutes Gesundheitsmanagement fördert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern auch die Lebensfreude und soziale Stabilität des Tieres. Dabei sollten auch individuelle Besonderheiten, Altersfaktoren und Lebensumfeld berücksichtigt werden.
