Morbus Addison
Aus wiki.hundekultur-services.de
Morbus Addison beim Hund
Morbus Addison (medizinisch: *Hypoadrenokortizismus*) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche hormonelle Erkrankung, bei der die Nebennierenrinde zu wenig Cortisol und meist auch Aldosteron produziert. Die Erkrankung betrifft häufig junge bis mittelalte Hunde – und ist klinisch und verhaltensmäßig oft schwer erkennbar.
Ursachen
- Autoimmunzerstörung der Nebennierenrinde (häufigste Form)
- Genetische Disposition (z. B. Pudel, Portugiesischer Wasserhund, Bearded Collie)
- Iatrogen nach plötzlichem Absetzen von Kortikosteroidtherapie
- Tumorbedingte Zerstörung der Nebenniere (seltener)
Hormonelle Folgen
- Mangel an Cortisol – beeinträchtigt Stressbewältigung und Energiehaushalt
- Mangel an Aldosteron – gestörtes Elektrolytgleichgewicht (Natrium ↓, Kalium ↑)
Symptome
Unspezifisch und oft schleichend
- Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
- Schwäche, Zittern, Muskelzittern
- wiederkehrende Magen-Darm-Probleme (Erbrechen, Durchfall)
- erhöhter oder verminderter Durst/Urinabsatz
- Phasen von Apathie und scheinbar „psychischem Rückzug“
Akut – Addison-Krise
- Kollaps, Bradykardie, Kreislaufschock
- Notfall – lebensbedrohlich!
Verhalten und Training
- deutliche Verminderung der Stressresistenz
- "plötzlicher Rückzug" oder "Kooperationsverweigerung" im Training
- Verhalten kann wechselhaft, "launisch" oder "unerklärlich" wirken
- erhöhte Ängstlichkeit oder Nervosität
- Training nur eingeschränkt möglich ohne medikamentöse Einstellung
Diagnose
- Blutbild: veränderte Elektrolyte (↓Na⁺, ↑K⁺), oft milde Anämie
- ACTH-Stimulationstest (→ Goldstandard)
- evtl. Basalcortisol als Screeningtest
Behandlung
- Lebenslange Substitution von:
- Cortisol (z. B. Prednisolon, in Stressphasen höher dosiert) - Aldosteron (z. B. Deoxycorticosteron pivalat – DOCP)
- Regelmäßige Blutkontrollen und Anpassung der Dosis
- Stresssituationen (Tierarzt, Training, Reisen) → Sofortiger Cortisol-Boost nötig
Bedeutung für Verhaltenstherapie
- Addison-Hunde benötigen besonders sanftes, stressarmes Training
- Positive Verstärkung und Stressmanagement sind essenziell
- Verhaltenstherapie erst nach Stabilisierung der Grunderkrankung sinnvoll
- Auffälliges Verhalten bei gescheitertem Training kann hormonell bedingt sein!
