Prüfung Hundeerzieher und Verhaltensberater
Prüfungsbestandteil: Kurzvortrag
Im ersten Teil der praktischen Prüfung wird ein etwa 10-minütiger Kurzvortrag gehalten. Dieser soll ein klar umrissenes Thema aus der Hundeerziehung oder Verhaltensberatung verständlich und strukturiert vermitteln – so, wie es auch gegenüber Kund:innen oder Halter:innen erfolgen würde.
Gliederung des Vortrags
Einleitung (ca. 2 Minuten)
- Begrüßung und Vorstellung des Themas:
- „Guten Tag, mein Name ist …, heute möchte ich Ihnen in zehn Minuten einen kompakten Überblick über [Thema] geben.“
- Relevanz des Themas:
- Warum ist dieses Thema wichtig oder aktuell?
- Welchen Nutzen haben Halter:innen oder Trainer:innen davon?
- Ziel und Ablauf des Vortrags:
- „Ich werde Ihnen kurz [Aspekt A] erklären, danach auf [Aspekt B] eingehen und zum Schluss [Aspekt C] zusammenfassen.“
Hauptteil (ca. 6 Minuten)
Strukturiert in zwei bis drei logisch aufeinanderfolgende Abschnitte:
- Kernaussage 1 – Was ist das Thema?
- Definition, zentrale Begriffe, ggf. historischer Kontext
- Beispiel: „Beim Halti handelt es sich um ein kopfführendes Führhilfsmittel, das …“
- Kernaussage 2 – Wie funktioniert es?
- Zentrale Mechanismen, Wirkprinzip, Chancen und Risiken
- Veranschaulichung durch ein konkretes Beispiel oder einen Vergleich
- Beispiel: „Ähnlich wie bei einem Pferdehalfter wird …“
- Kernaussage 3 (optional) – Bedeutung für die Praxis:
- Typische Einsatzfelder, Nutzen im Alltag, Grenzen
- Praxisrelevante Beispiele oder Anwendungshinweise
Schluss (ca. 2 Minuten)
- Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
- „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …“
- Schlussgedanke oder Impuls:
- z. B. praktische Frage an das Publikum, Hinweis auf vertiefende Themen
- „Vielleicht überlegen Sie beim nächsten Spaziergang …“
- Dank & Einladung zu Fragen:
- „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf Ihre Fragen.“
Bewertungskriterien
- Verständlichkeit und Struktur
- Fachliche Korrektheit
- Adressatengerechte Sprache
- Einsatz von Beispielen oder Bildern
- Souveränes Auftreten und Zeitmanagement
Rahmenbedingungen & Zusatzhinweise
- Dauer ca. 10 Minuten, auch kürzere Beiträge sind zulässig
- Hilfsmittel wie Karteikarten oder Flipchart können genutzt werden (nicht garantiert)
- Der Einstieg erfolgt oft über eine praxisnahe Frage („Mein Hund jagt Kaninchen – ist das okay?“)
- Auch Inhalte, die nicht im offiziellen Bewertungsbogen stehen, können bei guter Begründung Punkte bringen
- Bewertet werden Inhalt (10 Punkte) und Kommunikation (10 Punkte) – mind. 10 Punkte zum Bestehen erforderlich
Tipp: Der Vortrag sollte frei gesprochen sein (nicht abgelesen) und durch eine klare Sprache sowie ruhige Körpersprache überzeugen.
Prüfungsbestandteil: Praktischer Teil – Gruppenunterricht
Im zweiten Teil der Prüfung wird eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durchgeführt. Die Aufgabe orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen und wird in der Regel vorgegeben.
Ziel des Prüfungsteils
Geprüft wird die Fähigkeit, eine sinnvolle, sichere und verständliche Gruppenstunde anzuleiten. Dabei sollen die Prüflinge auf verschiedene Mensch-Hund-Teams eingehen und mit typischen Herausforderungen kompetent umgehen können.
Bewertet werden:
- Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
- Klarheit der Anweisungen
- Anpassung an unterschiedliche Leistungsniveaus
- Körpersprache, Tonfall und Auftreten
- Sicherheit im Umgang mit Hunden und Halter:innen
- Kundenorientierung und empathische Begleitung
Typische Aufgabenbeispiele
- Hund soll auf ein rein akustisches Signal die Position Sitz einnehmen und halten
- Rückruf unter Ablenkung (z. B. aus dem Spiel oder von Futter weg)
- Distanzarbeit: Hund legt sich aus Entfernung ins Platz
- Handling: Hund steckt eigenständig den Kopf durch ein Geschirr oder Halsband
- Verharren bei Bewegung des Halters: Mensch setzt sich neben den liegenden Hund und steht wieder auf
Fehlerquellen aus früheren Prüfungen
- Schnüffelteppich als Pausenstation eingesetzt, jedoch missverstanden als Impulskontrollübung
- Pausenstationen wurden außerhalb des Sichtfelds platziert
- Aufgaben missverstanden oder falsch umgesetzt
- Halter:innen aus dem Blick verloren – fehlende Anleitung bei Unsicherheit
- Keine Anpassung an individuelle Hunde oder Überforderung durch zu hohe Anforderungen
Hinweise aus der Praxis
- Der Gruppenunterricht ist mit 25 Punkten der größte Einzelteil der Prüfung
- Weitere 15 Punkte werden für Kommunikation mit Halter:innen vergeben – beide zusammen ergeben 40 Punkte, davon sind 20 zum Bestehen erforderlich
- Ein klarer, ruhiger Unterrichtsfluss, gutes Timing und sicheres Auftreten sind entscheidend
- Kleine Pausen und ruhige Umorientierungen (statt ständiger Korrektur) werden positiv bewertet
Tipp: Lieber weniger Aufgaben, dafür sicher vermittelt. Weniger ist mehr – besonders unter Prüfungsstress.
Ablauf des praktischen Prüfungsteils – Gruppenunterricht
Ein strukturierter Ablauf ist entscheidend für die Qualität des Gruppenunterrichts in der Prüfung. Er vermittelt Sicherheit, reduziert Stress bei Halter:innen und Hunden und erleichtert den Prüfer:innen die Bewertung.
Vor der Prüfung
- Die Gruppenschulungsaufgabe wird ca. 10 Tage vor dem Prüfungstermin vergeben.
- Abgabe eines schriftlichen Trainingsplans bis Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr).
- Teilnehmer:innen treffen sich am Prüfungstag meist an der Terrasse (ProDog), Prüfer holen die Gruppen dann nacheinander ab.
Aufbau auf dem Platz
- Der Platz wird individuell vorbereitet – Orientierung an Wetter (z. B. Schattenplätze) und Aufgabenstellung.
- Aufbau erfolgt eigenverantwortlich – Hilfsmittel (Pylonen, Wassernäpfe etc.) möglichst selbst mitbringen.
Vorbereitung und Einstieg
- Ausreichender Abstand zwischen Teilnehmenden zur Stressminimierung.
- Kurze Vorstellungsrunde von Mensch und Hund:
- – Name, Hundeverträglichkeit, Menschenverträglichkeit, Anredeform („Du“ oder „Sie“)
- Zielklärung der Übung:
- – Positiv formulieren („Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“ statt „Hund soll nicht ziehen“)
- – Teilziele benennen
- – Emotionale Bewertung und Bedürfnisse einbeziehen
- Durchführbarkeit klären:
- – Gesundheit, Wetter, Stresslevel, Motivation
- Praktische Ist-Analyse:
- – Jedes Team zeigt die Übung einmal ohne Eingreifen – zur Beobachtung und Verhaltensanalyse
Ergänzende Abfragen vor Beginn
- Verwendetes Lobwort (z. B. „Fein“, „Yes“)
- Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
- Körpersprache, Signalstruktur
- Verstärkerprofil (Futter, Spiel, Sozialkontakt)
- Allergien, Futterunverträglichkeiten
- Optional: Verständnistest zur Signalbedeutung
Ablauf der Gruppenübung
- Einstieg mit einfacher Übung (z. B. Aufmerksamkeit, Handtouch)
- Alle Teams üben möglichst parallel
- Einzelanweisungen möglichst so geben, dass andere trotzdem beschäftigt bleiben
- Feedback und individuelle Hinweise gezielt, aber kurz halten
- Bei Unsicherheiten: lieber noch einmal die Aufgabe wiederholen lassen
Strukturierung und Methoden
- IST-Stand klären: Reagiert der Hund auf Marker? Gibt es körperliche Einschränkungen?
- Timer verwenden: Phasen klar definieren (z. B. 2 Min. Übung / 1 Min. Pause)
- Abstände einhalten: Sicht- und Handlungsfreiheit für jedes Team
- Start- und Endsignale nutzen: Einheitliche Koordination für Gruppenfluss
- Beobachtungsphasen als Lernzeit nutzen: Reflexion über andere Teams fördern
- Flexible Flows kombinieren: Anpassung an Gruppendynamik, Wetter oder Tagesform
Umgang mit heterogenen Trainingsständen
- Teilnahme nach Einzeltermin oder Basiskurs strukturieren
- Übungskomplexität differenzieren: gleicher Inhalt mit verschiedenen Anforderungen
- Anfänger:innen starten mit Basics – Fortgeschrittene verfeinern Technik
- Positiver Umgang mit Unterschieden: kein Leistungsdruck, sondern gemeinsames Lernen
- Nutzen: Lerntransfer, soziale Kompetenz, motivierender Gruppeneffekt
Feedbackkultur in der Gruppe
- Feedback wohlwollend, sachlich und konstruktiv geben
- Ich-Botschaften statt Pauschalkritik („Ich habe beobachtet, dass …“)
- Positives zuerst, dann Verbesserungsvorschläge
- Feedback nur in passenden Momenten (z. B. nach der Übung, in Pausen)
- Keine Kritik vor der Gruppe – sensible Themen ins Einzelgespräch verlagern
Pausengestaltung
- Aktive Pausen durch ruhiges Beobachten oder Liegephasen
- Kein „Schnüffelteppich“ als Pausenstation – dies führte mehrfach zu Missverständnissen und Abwertungen
Abschluss und Hausaufgabe
- Ca. 2 Minuten vor Ende erfolgt Hinweis der Prüfer („Noch 2 Minuten!“)
- Ab diesem Punkt: Keine Übung mehr – Hausaufgaben geben!
- – „Wenn du das zu Hause üben möchtest, achte besonders auf …“
- – „Als nächsten Schritt empfehle ich dir …“
- Hausaufgaben sind individuell, tierschutzkonform und alltagstauglich
- Kurze Feedbackrunde („Was war heute euer schönster Moment?“)
- Dank und Ausblick auf nächste Stunde
Wichtige Tipps
- Zeiteinteilung trainieren: Wer nach dem 2-Minuten-Hinweis noch trainiert, riskiert Punktabzug
- Klarer Unterrichtsfluss: Alle Teams im Blick behalten, kein hektisches Springen
- Sicher auftreten, ruhig leiten: Verständlich, freundlich und präsent kommunizieren
Tipp: Gruppenunterricht heißt nicht, alle nacheinander zu coachen – sondern alle gemeinsam strukturiert durch die Aufgabe zu führen.
Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung
Der dritte Teil der praktischen Prüfung besteht aus einem simulierten oder realen Beratungsgespräch mit einer Hundehalterin oder einem Hundehalter. Ziel ist es, in ca. 10–12 Minuten strukturiert und empathisch vorzugehen, Ursachen für ein gezeigtes Problemverhalten zu erkennen und erste praktikable Lösungsschritte zu vermitteln.
1. Rahmenbedingungen
- Das Gespräch findet entweder in der Hundeschule oder als Hausbesuch statt.
- In der Hundeschule: kontrollierte Umgebung, geeignet für klare Struktur und Sicherheit.
- Hausbesuch: authentischer Einblick in Alltag und Umfeld, aber unvorhersehbare Störquellen.
- Atmosphäre: ruhig, störungsarm, strukturiert – auch räumlich (Sitzplatz, Sichtachsen, Hund sichern)
Tipp: In der Prüfung wird meist eine Praxis-Situation nachgestellt. Achte auf freundliche Gesprächsatmosphäre, klare Gliederung und Sicherheit.
2. Gesprächsaufbau
Einstieg (Beziehungsaufbau)
- Begrüßung, Vorstellung, lockerer Einstieg
- Anlass für das Gespräch klären: „Was ist das Anliegen?“
- Ziel des Gesprächs benennen: „Wir schauen heute gemeinsam auf das Verhalten und erarbeiten erste Ideen.“
Anamnese (gezielte Fragen)
- Herkunft, Alter, Vorgeschichte des Hundes
- Gesundheitszustand (aktuell & in der Vergangenheit)
- Beschreibung des Problemverhaltens:
- – Wann, wo, wie oft, in welchem Kontext?
- – Gibt es erkennbare Auslöser oder Muster?
- Aktueller Alltag: Auslastung, Rituale, Familienstruktur, Bindung
- Vorwissen / bisherige Maßnahmen der Halter:in
Beobachtungsanteil (wenn möglich)
- Verhalten des Hundes ansehen – ggf. kontrollierte Simulation, z. B. Reizauslöser vorsichtig erzeugen
- Einschätzung: Wie zeigt sich das Problemverhalten konkret? Körpersprache, Erregung, Ausdruck?
3. Verhaltensanalyse – ABC-Modell
Ziel: Struktur in die Beobachtung bringen
- A – Antezedens (Auslöser): Was passiert direkt vor dem Verhalten? Reize, Situationen, Körpersprache?
- B – Verhalten (Behavior): Was genau macht der Hund? Bewegungsmuster, Tonlage, Mimik etc.
- C – Konsequenz (Consequence): Was folgt darauf? (z. B. Aufmerksamkeit, Distanzgewinn, Abbruch durch Halter:in)
→ Das ABC-Modell ist in der Prüfung **erwartet**. Es zeigt, dass du Ursache-Wirkung verstehst und Trainingslogik anwenden kannst.
4. Managementvorschläge
Ziel: Sofortige Entlastung für Mensch & Hund
- Sichtschutz, Rückzugsorte, strukturierter Tagesablauf
- Reizreduktion bei Außenreizen oder in der Wohnung
- Leinenmanagement, Maulkorbtraining, Trennungen
- Realistische Erwartungshaltung gegenüber dem Hund
Wichtig: Management ist kein Ersatz für Training – aber Voraussetzung für sinnvolle Veränderung.
5. Trainingsideen entwickeln
Ziel: Erste konkrete Schritte aufzeigen
- Auswahl geeigneter Methode:
- – klassische Konditionierung (Reize positiv verknüpfen)
- – operante Konditionierung (Alternativverhalten etablieren)
- – Desensibilisierung (langsame Reizgewöhnung)
- – Shaping oder Markersignaltraining
- Trainingsplan:
- – klein anfangen, Reizschwelle beachten
- – Belohnung gezielt einsetzen (Futter, Spiel, Sozialkontakt)
- – Verstärkerliste abfragen, Markerwort klären
6. Kommunikation & Gesprächsführung
- Keine Schuldzuweisungen („Sie machen alles falsch“) – stattdessen: Beobachtungen teilen, Impulse geben.
- Ich-Botschaften: „Ich habe beobachtet …“, „Mir fällt auf …“
- Realistische Ziele setzen, Hoffnung vermitteln
- Abschluss mit positiver Verstärkung:
- „Das ist ein guter Ausgangspunkt, wir haben eine Richtung.“
7. Abschluss & Ausblick
- Gemeinsam nächste Schritte festlegen
- Evtl. Hausaufgabe: z. B. Tagebuch führen, Spazierwege wechseln, Ruhezeiten einbauen
- Rückmeldung geben lassen: „Was nehmen Sie heute für sich mit?“
- Kontaktangebot für Nachfragen
Tipp für die Prüfung: Lieber weniger Inhalte, dafür verständlich, realistisch und mit guter Verbindung zum Gegenüber. Empathie zählt genauso wie Fachwissen.
Prüfungsrelevante Bewertungskriterien
- Struktur und Klarheit der Gesprächsführung
- Fachliche Richtigkeit bei Analyse & Trainingsidee
- Einfühlungsvermögen und adressatengerechte Sprache
- Sicherheit im Umgang mit Reizthemen oder kritischen Verhalten
- Praktikabilität und Tierschutzorientierung der Vorschläge
