Erlernte Hilflosigkeit
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Erlernte Hilflosigkeit ist ein Zustand, in dem ein Tier (oder Mensch) nach wiederholten Erfahrungen mit unkontrollierbaren oder unausweichlichen aversiven Reizen aufgibt, sich zu wehren oder zu entkommen. Das Tier zeigt passives, teilnahmsloses Verhalten – selbst wenn eine Lösung möglich wäre.
Ursprung des Begriffs
Der Begriff wurde durch die Forschung von Martin Seligman geprägt. In Experimenten reagierten Hunde nicht mehr auf Fluchtmöglichkeiten, nachdem sie mehrfach Stromschlägen ausgesetzt waren, denen sie nicht entkommen konnten.
Merkmale
- Passivität trotz vorhandener Handlungsoptionen
- Ausbleiben von Erkundungs- oder Fluchtverhalten
- Erhöhte Stressanfälligkeit, depressive Körperhaltung
- Niedrige Erwartung auf Kontrolle („Ich kann eh nichts tun“)
Ursachen beim Hund
- Wiederholter Einsatz von aversiven Trainingsmethoden
- Flooding (Reizüberflutung) ohne Ausweg
- Fehlende Verstärkung von erwünschtem Verhalten
- Lange Isolation, Vernachlässigung oder traumatische Erfahrungen
Erkennungszeichen im Hundetraining
- Hund zeigt kein Interesse mehr an Umwelt oder Training
- Kein Angebot von Alternativverhalten
- Kein Erkunden, kein Meideverhalten – stattdessen „Erstarren“
- Hund erträgt Situationen ohne Gegenwehr (z. B. in Schutz- oder Zwangshaltungen)
Folgen
- Geringes Selbstvertrauen
- Verminderte Lernfähigkeit
- Erhöhtes Risiko für Angststörungen oder Depression beim Tier
Tierschutzrelevanz
- **Tierschutzwidrige Trainingsmethoden** (Zwang, Einschüchterung, Schmerz) können erlernte Hilflosigkeit verursachen
- Widerspricht §1 des Tierschutzgesetzes
- Muss von „brav“ oder „resigniert folgsam“ klar unterschieden werden
Gegenmaßnahmen
- Förderung von Selbstwirksamkeit durch belohnungsbasiertes Training
- Wiederaufbau von Vertrauen, Sicherheit und Bindung
- Nutzung von Shaping, freies Lernen, Exploration und kognitive Auslastung
- Tierarztliche und verhaltenstherapeutische Begleitung
