Motivation und Erregung

Aus wiki.hundekultur-services.de

Einleitung / Themenüberblick

Motivation und Erregung beeinflussen maßgeblich das Verhalten von Hunden im Training. Verhalten entsteht aus inneren Zuständen und äußeren Reizen. Dabei konkurrieren Bedürfnisse wie Nahrungssuche, Sicherheit und Sozialverhalten miteinander. Die Erregungslage wirkt sich auf die Aktivierung und das Verhalten des Hundes aus.

Beobachtungen / Verhaltenserklärungen

  • Ein erhöhtes Erregungsniveau geht meist mit mehr Aktivität einher.
  • Verhalten wie Zappeln, Winseln oder Bellen ist häufig eine Folge von Übererregung.
  • Erregung kann auch ohne sichtbaren Reiz durch Erwartungen oder Frustration entstehen.
  • Individuelle Unterschiede in der Erregungsreaktion bestehen auch innerhalb eines Hundelebens.
  • Wiederholtes Scheitern oder nicht erfüllte Erwartungen steigern die Frustration und damit die Erregung.
  • Stressoren wie Lärm, Hitze oder Schmerz wirken ebenfalls erregungssteigernd.
  • Erhöhte Erregung kann zu impulsivem Verhalten führen oder zu Blockaden, wenn der Hund das Verhalten nicht zeigen kann.

Trainingsmethoden / Übungen

Beispiel Willi:

  1. Klassisches Konditionieren von Belohnungen mit Markersignalen.
  2. Differenzierung der Marker nach Erregungslevel (z. B. „TAKE“ für niedrige, „BALL“ für hohe Erregung).
  3. Rückwärtstraining der Aktivitätskurve zur gezielten Erregungsreduktion.
  4. Klick-für-Blick-Prinzip: Belohnung für ruhiges Beobachten anderer Hunde.
  5. Markertraining in stressauslösenden Situationen zur emotionalen Regulation.

Beispiel Fine:

  1. Aufbau einer „Seeking-Insel“ zur Förderung von Erkundungsverhalten.
  2. Arbeit mit therapeutischem Futter.
  3. Gegenkonditionierung von Spielplatzreizen mit Markersignalen.

Fachliche Empfehlungen

  • Die Ursachen erhöhter Erregung sollten individuell analysiert werden.
  • Frustration ist ein häufiger Erregungstreiber im Training.
  • Trainingspläne sollten kleinschrittig und an das Erregungsniveau angepasst sein.
  • Belohnungshandhabung und Erwartungsmanagement sind zentrale Stellschrauben.
  • Wichtige Aspekte im Training:
    • Erwartungssicherheit
    • Bedürfnisbefriedigung
    • Kontrolle über das Geschehen
  • Bei Desinteresse an Belohnungen lohnt sich die Beobachtung natürlicher Interessen und Motivationen.
  • Individuelle Hobbys des Hundes können als Belohnung im Training genutzt werden.

Emotionale Ansteckung – die unsichtbare Trainingsbedingung

Die emotionale Verfassung der Bezugsperson wirkt auf das Nervensystem des Hundes – nicht als Idee, sondern als neurobiologisch messbarer Einfluss. Hunde reagieren auf Körperspannung, Atemrhythmus, Stimme und Mimik ihres Menschen. Noch bevor ein Signal gesprochen wird, hat der Körper des Menschen längst kommuniziert.

Typische Situationen:

  • Ein gestresster Mensch will Ruhe – der Hund wird unruhig.
  • Nervosität vor einer Hundebegegnung – der Hund beginnt zu fixieren.
  • Anspannung bei der Trainerprüfung – der Hund verweigert Signale.

Diese Phänomene lassen sich durch emotionale Ansteckung erklären: Das vegetative Nervensystem des Hundes übernimmt unbewusst Spannungsmuster des Menschen. Entscheidend ist also nicht nur, was der Mensch tut – sondern wie reguliert er dabei ist.

Was hilft:

  • Achtsamkeit auf die eigene Körpersprache vor jedem Trainingssignal.
  • Bewusste Atemregulation zur Senkung der eigenen Erregung.
  • Kurzes Innehalten, bevor eine Übung beginnt („Körper lesen vor Kommando geben“).

Fazit: Nicht nur Markerwort und Belohnung beeinflussen Verhalten – sondern auch die Stimmung, die ihnen vorausgeht. Training beginnt im Nervensystem – zuerst im menschlichen.

Häufige Quellen für Frustration im Training

  • Fehlende Trainingspläne
  • Zu große Trainingsschritte
  • Unklare Bezugspersonen
  • Schlechter Umgang mit Belohnungen
  • Über- oder Unterforderung
  • Fehlendes Cool-down und Pausenmanagement

Schlussfolgerung

Ein Trainingsplan, der individuelle Übungen und Maßnahmen auf Basis der Erregungslage und Motivation des Hundes berücksichtigt, fördert das emotionale Wohlbefinden und die Trainingsfähigkeit. Zappeln oder Sturheit sind häufig Zeichen ungünstiger Erregungszustände und nicht Ausdruck eines Charakterproblems.