Kleidungsbeißen
Kleidungsbeißen bei Welpen
Welpen zeigen häufig das Verhalten, in bewegliche Kleidungsstücke zu beißen oder daran zu zerren. Dieses Verhalten ist biologisch normal und entspricht dem Beutefangverhalten, das durch schnelle oder flatternde Bewegungen ausgelöst wird. Dazu zählen beispielsweise Ärmel, Schalenden, flatternde Kleider oder sogar Haare und Schmuck.
Trainingsziel
Das Ziel des Trainings ist nicht die pauschale Unterdrückung des Beutefangverhaltens, sondern die Differenzierung: Der Hund soll lernen, dass Kleidung kein Spielzeug ist, gleichzeitig aber spaßiges, kontrolliertes Zerren mit passenden Gegenständen (z. B. Zerrspielzeug) erlaubt bleibt. Diese Unterscheidung ist besonders wichtig für die spätere Frustrationstoleranz und Impulskontrolle.
Trainingsaufbau
Der Trainingsansatz basiert auf positiver Verstärkung und einer systematischen Reizaufbaukette. Der Hund lernt in kleinen, erreichbaren Schritten, dass ruhiges Verhalten in Anwesenheit bewegter Kleidung zu Belohnung führt.
Schrittweiser Aufbau
1. Grundlage schaffen: Idealerweise ist der Welpe bereits mit Markersignal und Belohnung vertraut. Ein entspannter Ausgangszustand (z. B. liegendes Beobachten) erleichtert das Training. 2. Niedrige Reizintensität: Kleidungsstücke werden langsam bewegt, außerhalb der Reichweite des Hundes. Ruhiges Verhalten wird markiert und belohnt. 3. Marker mit Bewegung verknüpfen: Je nach Erregungsniveau kann der Marker direkt beim Bewegungsbeginn gegeben werden, später bei andauernder Bewegung. 4. Reizintensität steigern: Bewegungen werden schneller, näher oder mit mehr flatternden Elementen durchgeführt. Der Hund wird für ruhiges Verhalten weiter bestärkt. 5. Realistische Alltagssituationen simulieren: Ärmelanziehen, Bücken, Hüftbewegungen mit flatterndem Rock etc. werden systematisch in das Training eingebaut.
Umgang mit Fehlverhalten
Falls der Welpe doch in Kleidung beißt:
- Nicht schimpfen oder rucken, sondern ruhig unterbrechen.
- Hochwertiges Futter direkt vor die Nase halten, um das Loslassen zu erleichtern.
- Situation analysieren: War der Reiz zu stark? War der Welpe übermüdet oder unterfordert?
- Training wieder mit leichterem Schwierigkeitsgrad beginnen.
Transfer in den Alltag
Wichtig ist die Trennung von Spiel- und Alltagssituationen:
- Zerrspiele dürfen weiterhin stattfinden, müssen aber durch klare Signale wie "nimm" oder "zieh" angekündigt werden.
- Beutespiele werden nur mit geeignetem Spielzeug angeboten.
- Kleidung, Haare und Körperteile stehen niemals zur freien Verfügung.
Zusätzliche Hinweise
Besonders erregbare oder frustrierte Welpen profitieren von parallelem Entspannungstraining.
Das Verhalten sollte nicht extra provoziert werden, um es dann zu unterbinden. Ziel ist die Prävention durch gutes Management und kluge Trainingsgestaltung.
Wenn das Verhalten bereits habitualisiert ist, kann zusätzlich mit Signalen wie "Aus" (siehe "Drop Cue") oder Rückruf gearbeitet werden.
Fazit
Das Beißen in Kleidung ist ein entwicklungsbiologisch normales Verhalten, das mit einem fein abgestuften, positiven Trainingsplan gut umlenkbar ist. Wichtig ist dabei die konsequente Trennung zwischen "erlaubter" Beute und "verbotener" Reizquelle sowie die geduldige Verstärkung von Alternativverhalten. Ein guter Trainingsplan setzt auf Vorbeugung statt auf Korrektur.
