Löschung und Erholung

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Löschung und Erholung

Die Begriffe Löschung und Erholung sind in der Verhaltenspsychologie zentral. Häufig wird dafür der Begriff Extinktion verwendet, der jedoch treffender als Verdrängung oder Abschwächung beschrieben werden sollte. Extinktion bezieht sich auf die Abnahme der Auftretenswahrscheinlichkeit eines ursprünglich durch Konditionierung erlernten Verhaltens. Dieser Prozess entsteht durch den Entzug oder die Verringerung der Konsequenzen.

Was ist Extinktion?

Extinktion bedeutet nicht, dass ein Verhalten vergessen wird. Vielmehr beschreibt es eine Abschwächung der Verbindung zwischen einem konditionierten Stimulus (CS) und einer unkonditionierten Reaktion (UCS). Diese Verbindung wird durch neue Lernprozesse überlagert. Das Verhalten bleibt jedoch latent erhalten und kann durch spontane Umstände oder neue attraktive Paarungen wieder aktiviert werden. Dieses Phänomen nennt man Spontanerholung.

Beispiele für Spontanerholung

  • Ein Hund, der auf einen Glockenton konditioniert wurde, zeigt nach einer längeren Pause dennoch die erwartete Reaktion, wenn der Glockenton erneut ertönt.
  • Menschen, die den Sirenenalarm des Zweiten Weltkriegs erlebt haben, reagierten auch Jahre später panisch auf ähnliche Geräusche - selbst ohne reale Gefahr.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Extinktion keine vollständige Löschung ist, sondern lediglich eine Veränderung der Auftretenswahrscheinlichkeit.

Bedeutung in der Hundearbeit

Für Hundetrainer und Hundehalter ist das Verständnis von Extinktion und Spontanerholung essenziell. Konditionierte Verhaltensweisen, die scheinbar gelöscht sind, können jederzeit wieder auftreten, wenn die passenden Auslöser gegeben sind. Dies nennt man Löschungsresistenz.

Praktische Tipps

1. Übungen in Abständen wiederholen: Gut konditionierte Übungen sollten nicht ständig, sondern in größeren Abständen (z. B. wöchentlich oder monatlich) abgerufen werden. Dies schont die Motivation des Hundes und reduziert physische Belastungen.

2. Alternativverhalten konditionieren: Statt unerwünschte Verhaltensweisen direkt zu unterdrücken, ist es effektiver, dem Hund ein Alternativverhalten beizubringen und dieses gezielt zu verstärken.

3. Spontanerholung gezielt nutzen: Trainer sollten darauf vorbereitet sein, dass Verhaltensweisen plötzlich wieder auftreten können, und entsprechende Strategien bereithalten, um diese zu lenken.

Physiologische und emotionale Aspekte

Klassisch konditionierte Reaktionen wie Angst oder Freude sind besonders hartnäckig. Studien zeigen, dass konditionierte Assoziationen auch nach langen Zeiträumen aktiv bleiben können. Ein Beispiel hierfür ist eine Taube, die nach 10.000 Wiederholungen eines Trainings dennoch das konditionierte Verhalten zeigte. Solche Ergebnisse verdeutlichen die Stabilität von Lernprozessen und die Notwendigkeit von Geduld im Training.

Fazit

Die Begriffe Löschung und Erholung zeigen, dass Verhalten von Hunden durch frühere Erfahrungen geprägt bleibt. Es ist Aufgabe von Trainern und Haltern, diese Dynamiken zu verstehen und gezielt mit ihnen zu arbeiten. Eine Kombination aus regelmäßiger Verstärkung, Alternativverhalten und der Berücksichtigung von Spontanerholung kann helfen