Verstärkerdiagnostik

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Die Verstärkerdiagnostik ist eine Methode zur systematischen Ermittlung individuell wirksamer Verstärker (Belohnungen) im Hundetraining. Ziel ist es, Verhaltensweisen gezielt zu verstärken, indem Reize eingesetzt werden, die aus Sicht des Hundes tatsächlich belohnend wirken.

Grundlagen

Ein Verstärker ist jedes Ereignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht. Dabei wird zwischen primären (z. B. Futter) und sekundären Verstärkern (z. B. Lob, Spiel) unterschieden. Verstärker wirken individuell unterschiedlich und sind kontextabhängig – daher ist eine systematische Diagnostik unerlässlich.

Ziel der Verstärkerdiagnostik

  • Herausfinden, was ein Hund als Belohnung empfindet
  • Optimale Verstärkerwahl je nach Kontext und Erregungsniveau
  • Verbesserung der Trainingswirksamkeit und Lernmotivation

Methodik

1. Erstellung eines Verstärkerinventars

Zunächst wird eine Liste potenzieller Verstärker erstellt:

  • Futter: verschiedene Sorten, Texturen, Gerüche
  • Spiel: Zerrspiele, Apportieren, Jagen von Objekten
  • Soziale Interaktion: Streicheln, ruhige Stimme, Nähe
  • Umweltzugänge: Freilauf, Schnüffeln, Zugang zu bestimmten Orten

2. Präferenztest

Der Hund wird mit je zwei Optionen konfrontiert, z. B. Leberwurst vs. Käse. Die gewählte Option gilt als bevorzugter Verstärker. Der Test wird mit wechselnden Kombinationen mehrfach wiederholt, bis sich eine Präferenzhierarchie ergibt.

3. Kontextanalyse

Da Verstärker je nach Situation unterschiedlich wirken, wird die Präferenzliste in verschiedenen Kontexten getestet:

  • Ruhe vs. Erregung
  • Bekannte vs. unbekannte Umgebung
  • Mit vs. ohne Ablenkung

4. Anwendung des Premack-Prinzips

Nach dem Premack-Prinzip kann eine wahrscheinliche Verhaltensweise (z. B. Schnüffeln) als Verstärker für eine weniger wahrscheinliche (z. B. Rückruf) dienen. Dies erweitert die Bandbreite einsetzbarer Verstärker erheblich.

Dokumentation

Die Ergebnisse der Diagnostik werden idealerweise in einer Matrix dokumentiert:

  • Zeilen = Kontexte
  • Spalten = Verstärker
  • Bewertungsskala (z. B. 1–5) für Wirksamkeit

Bedeutung für die Praxis

Eine fundierte Verstärkerdiagnostik ermöglicht individualisiertes, hocheffektives Training. Sie stärkt die Kooperationsbereitschaft des Hundes und vermeidet Frustration auf beiden Seiten.

Quellen

  • Skinner, B. F. (1953). Science and Human Behavior
  • Premack, D. (1959). Toward Empirical Behavior Laws: I. Positive Reinforcement
  • Karen Pryor (2002). Don't Shoot the Dog