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Version vom 5. April 2025, 09:19 Uhr
Ausdrucksverhalten
Das Ausdrucksverhalten ist eine essenzielle Form der Kommunikation bei Hunden. Es umfasst Körpersprache, Mimik, Lautäußerungen und Bewegungen und dient der Verständigung zwischen Hunden sowie zwischen Hund und Mensch.
Definition und Zweck
Das Ausdrucksverhalten ermöglicht:
- Zwischen- und innerartliche Kommunikation: Austausch von Informationen über Stimmung, Emotionen und Absichten.
- Bewertung von Befindlichkeiten: Hilft Hunden, die soziale Interaktion zu regulieren.
- Konfliktvermeidung: Durch Deeskalation und Beschwichtigung.
- Aufbau sozialer Bindungen: Fördert Gruppenzusammenhalt und Kooperation.
Ethogramme
Ein Ethogramm ist ein Verhaltenskatalog, der systematisch alle beobachtbaren Verhaltensweisen einer Art dokumentiert. Es wird durch objektive, wertfreie Beobachtung erstellt:
- Ethogramme 1. Ordnung: Dokumentation von Haltungen und Bewegungen (z. B. Kopfstellung, Rutenhaltung).
- Ethogramme 2. Ordnung: Kombinationen von Verhaltensweisen zu Signaleinheiten (z. B. Drohverhalten, Spielverhalten).
Kommunikationsformen
Hunde nutzen verschiedene Kommunikationskanäle:
- Optische Signale: Mimik, Gestik, Körperhaltung.
- Akustische Signale: Bellen, Knurren, Winseln, Heulen.
- Olfaktorische Signale: Pheromone und Gerüche zur Reviermarkierung oder sozialen Bindung.
- Taktile Signale: Schnauzenkontakte, Berührungen.
Komponenten des Ausdrucksverhaltens
Das Ausdrucksverhalten setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:
- Genetisch fixierte Komponenten: Angeborene Verhaltensmuster.
- Gelerntes Verhalten: Durch Sozialisation und Erfahrung erworben.
- Tradierte Komponenten: Ritualisierte Verhaltensweisen, die innerhalb sozialer Gruppen weitergegeben werden.
Körpersprache
Die Körpersprache eines Hundes vermittelt wichtige Informationen:
- Entspannte Haltung: Lockerer Körper, entspannte Mimik.
- Aufmerksamkeit: Stehender Körper, gespannte Muskeln, aufgestellte Ohren.
- Drohverhalten: Steifer Körper, fixierender Blick, aufgestellte Nackenhaare.
- Unterwerfung: Geduckte Haltung, Ohren angelegt, Blick abgewendet.
- Aufrechte Haltung: Signalisiert Selbstbewusstsein oder Herausforderung.
- Geduckte Haltung: Ausdruck von Angst, Beschwichtigung oder Unterwerfung.
Gesichtsausdruck
Die Mimik eines Hundes zeigt emotionale Zustände:
- Ohren zurückgelegt: Angst oder Unsicherheit.
- Hochgezogene Lefzen: Drohverhalten oder Abwehrhaltung.
- Schlitzförmige Augen: Ausdruck von Stress oder Unsicherheit.
Lautäußerungen
Hunde kommunizieren akustisch:
- Bellen: Warnung, Spielaufforderung oder Aufmerksamkeit.
- Knurren: Drohung, Abwehr oder Ausdruck von Unwohlsein.
- Winseln: Kontaktaufnahme, Aufregung oder Unbehagen.
- Heulen: Fernkommunikation oder Ausdruck von Einsamkeit.
Rassespezifische Einschränkungen
Bestimmte körperliche Merkmale können die Kommunikationsfähigkeit beeinflussen:
- Hängeohren: Reduzierte Beweglichkeit erschwert die Mimik.
- Runde Augen: Verstärkter Eindruck von Unsicherheit oder Angst.
- Verkürzte Schnauzen: Einschränkungen bei der Mimik und Lautäußerungen.
Verhaltensgruppen
Das Verhalten von Hunden lässt sich in sieben Hauptgruppen einteilen:
- Soziale Annäherung: Fördert Bindung und Kontaktaufbau.
- Imponierverhalten: Zeigt Stärke und Selbstbewusstsein.
- Passive Demut: Ausdruck von Unterwerfung und Konfliktvermeidung.
- Agonistisches Verhalten: Drohung, Angriff oder Flucht.
- Stress- und Erregungsverhalten: Ausdruck von Unsicherheit oder Überforderung.
- Spielverhalten: Förderung sozialer Bindung, jedoch mit der Gefahr des Kippens in Aggression.
- Nicht zuordenbare Verhaltensweisen: Aufmerksamkeit, Sicherheit, Unsicherheit.
Drohverhalten und Aggression
- Drohverhalten: Häufig eine "Bitte um Abstand", dient der Deeskalation.
- Gehemmte Aggression: Defensive Haltung mit kontrollierter Intensität.
- Ungehemmte Aggression: Direkte, offensive Angriffsintention.
Displays
Displays sind kombinierte Signalkomponenten, die eine spezifische Bedeutung vermitteln:
- Angstdisplay: Kombination von unsicheren Signalen.
- Erregungsdisplay: Ausdruck von Aufregung oder Begeisterung.
- Spieldisplay: Einladung zu sozialem Spiel.
Stress- und Erregungsverhalten
Typische Anzeichen für Stress oder Erregung:
- Optische Signale: Züngeln, Gähnen, unruhiger Blick.
- Akustische Signale: Winseln, Fiepen.
- Körperhaltung: Erstarren, geduckte Haltung.
Deeskalation und Beschwichtigung
Hunde verwenden verschiedene Strategien zur Konfliktvermeidung:
- Deeskalation: Meideverhalten, Kopf abwenden, langsame Bewegungen.
- Beschwichtigung: Aktive Demut (z. B. Lefzenlecken, Pfote heben).
Zusammenhang von Gerüchen und Emotionen
- Gerüche beeinflussen stark die emotionale Reaktion und das Lernverhalten.
- Bei Stress erfolgt die Geruchsbewertung vor der eigentlichen Erkennung.
Forschungsergebnisse
Studien zeigen:
- "Calming Signals" können Konflikte effektiv entschärfen.
- Lautäußerungen und Körpersprache variieren stark je nach Individuum und Rasse.
Bedeutung für Hundehalter
Das Verstehen des Ausdrucksverhaltens ist essenziell, um:
- Das Verhalten des Hundes besser einschätzen zu können.
- Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
- Die Bindung zwischen Hund und Mensch zu stärken.
Literatur
- Adam Miklosi: Hunde - Evolution, Kognition und Verhalten, Kosmos Verlag.
- B. Schöning: Hundeverhalten, Kosmos Verlag.
- Luigi Boitani & David Mech: Wolves - Behavior, Ecology and Conservation, University of Chicago Press.
