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Aktuelle Version vom 23. Juni 2025, 19:51 Uhr
Coping (von engl. to cope = bewältigen) bezeichnet die Strategien, die Hunde nutzen, um mit Stress, Angst, Unsicherheit oder Frustration umzugehen. Diese Bewältigungsmechanismen können angeboren oder erlernt sein und werden in adaptive (gesunde) und maladaptive (ungesunde) Coping-Strategien unterteilt.
Adaptive Coping-Strategien
Adaptive Strategien helfen dem Hund, Stress zu reduzieren und langfristig ein ausgeglichenes Verhalten zu fördern:
Selbstberuhigung
- Züngeln: Häufiges Lecken über die Nase als Zeichen der Spannungsregulation
- Gähnen: Dient nicht nur der Müdigkeit, sondern auch dem Stressabbau
- Schütteln: Besonders nach aufregenden oder unangenehmen Situationen zur Entspannung
- Schnüffeln: Eine Möglichkeit, sich von einer belastenden Situation abzulenken
Soziale Unterstützung
- Kontakt zum Menschen oder Artgenossen: Suchen von Nähe, um sich zu beruhigen
- Sich an vertrauten Personen orientieren: Ein wichtiger Mechanismus zur Stressreduktion
Flucht oder Rückzug
- Distanzaufbau: Sich bewusst aus der Situation entfernen, um Stress zu vermeiden
- Sichere Rückzugsorte aufsuchen: Körbchen, Höhlen oder Verstecke als Schutzräume
Umorientierung
- Kauen auf Gegenständen: Reduziert Stress und hilft bei der Verarbeitung
- Gezielte Entspannungstechniken: Erlernte Signale wie "Decke" oder "Ruheplatz" helfen beim Stressabbau
Maladaptive Coping-Strategien
Wenn ein Hund keine effektiven Bewältigungsmechanismen hat oder überfordert ist, können sich problematische Strategien entwickeln:
Übersprungshandlungen
- Plötzliches Kratzen oder Lecken: Ausdruck von innerer Anspannung
- Exzessives Schwanzjagen oder Pfotenknabbern: Kann auf eine dauerhafte Stressbelastung hinweisen
Vermeidung und Apathie
- Erstarren (Freeze): Unbeweglich verharren in belastenden Situationen
- Antriebslosigkeit: Reduzierte Aktivität oder sozialer Rückzug
Aggression als Abwehrstrategie
- Knurren, Bellen oder Schnappen: Versuch, Kontrolle über eine als bedrohlich empfundene Situation zu gewinnen
- Angriff statt Rückzug: Besonders bei erlernter Hilflosigkeit
Exzessive Fixierung
- Wiederholtes Wiederholen von Verhaltensweisen: Zwanghaftes Lecken oder Saugen
- Übermäßiges Fressen als Stressbewältigung
Die 4F-Reaktionen
In akuten Stresssituationen zeigen Hunde oft eine der folgenden vier Reaktionen:
- Fight (Kampf): Aktive Verteidigung durch Aggression
- Flight (Flucht): Versuch, der bedrohlichen Situation zu entkommen
- Freeze (Erstarren): Unbewegliches Verharren
- Fiddle About (Übersprungshandlungen): Unpassende oder scheinbar zufällige Aktionen
Beschwichtigungssignale (Calming Signals)
Diese dienen der Deeskalation und helfen dem Hund, Stress zu bewältigen:
- Gähnen
- Züngeln (über die Nase lecken)
- Kopf abwenden
- Pfote heben
- Langsame Bewegungen
Komfortverhalten
- Sich wälzen auf dem Boden
- Schütteln nach Stresssituationen
- Sich lecken oder putzen
Co-Regulation durch den Menschen
Der Mensch kann den Hund bei der Stressbewältigung unterstützen:
- Ruhige Präsenz: Ruhe ausstrahlen in stressigen Situationen
- Gezielte Berührungen: Sanftes Streicheln kann beruhigend wirken
- Gemeinsames Beobachten: Stressquelle aus sicherer Entfernung betrachten
Fazit
Das Verständnis von Coping-Strategien hilft, das Verhalten von Hunden besser zu interpretieren und gezielt zu fördern. Ein Hund, der gesunde Bewältigungsmechanismen nutzen kann, ist langfristig ausgeglichener und weniger anfällig für problematische Verhaltensweisen.
