Preparedness

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Einleitung

Der Begriff „Preparedness“ beschreibt die angeborene Bereitschaft eines Lebewesens, bestimmte Reize besonders leicht mit bestimmten Reaktionen zu verknüpfen. Im Kontext des Hundetrainings spielt dieser Aspekt ebenso wie die klassischen Lerngesetze eine bedeutende Rolle. Ein tieferes Verständnis dieser Prinzipien ermöglicht ein tierschutzgerechtes, effektives und nachhaltiges Training.

Preparedness im Hundetraining

Preparedness basiert auf evolutionsbiologischen Mechanismen. Bestimmte Verhaltensweisen wurden im Laufe der Evolution besonders verstärkt, da sie das Überleben in einer natürlichen Umgebung begünstigten. Hunde können zum Beispiel schnell lernen, sich vor bedrohlichen Reizen (z. B. laute Geräusche) zu fürchten, während sie vergleichsweise schwer konditionierbar auf neutrale Umweltreize wie Lichtblitze reagieren.

Praktische Relevanz

  • Schnelle Angstkonditionierung bei Gewitter oder Schüssen
  • Schwierigkeit, Nahrung mit negativen Konsequenzen zu verknüpfen
  • Hohe Lernbereitschaft bei artgerechter Motivation (Beutereize, soziale Verstärkung)

Lerngesetze nach der klassischen und operanten Konditionierung

Im Hundetraining stützen sich moderne Trainingsmethoden auf die vier zentralen Lerngesetze der operanten Konditionierung nach B.F. Skinner sowie die Prinzipien der klassischen Konditionierung nach I. Pawlow.

Klassische Konditionierung

Die klassische Konditionierung beschreibt die Verknüpfung zweier Reize:

Beispiel: Wenn ein Hund bei jedem Leinenklappern zum Spaziergang mitgenommen wird, wird das Geräusch der Leine (neutraler Reiz) positiv besetzt.

Operante Konditionierung

Hierbei lernt der Hund durch die Konsequenz seines Verhaltens:

  • Positive Verstärkung: Verhalten wird durch angenehme Konsequenz (z. B. Futter) häufiger gezeigt.
  • Negative Verstärkung: Verhalten führt zur Beendigung eines unangenehmen Reizes (z. B. Druck lässt nach).
  • Positive Strafe: Verhalten führt zu einem unangenehmen Ereignis (z. B. Schreckreiz) – tierschutzrechtlich hoch problematisch.
  • Negative Strafe: Entzug eines positiven Reizes (z. B. Spielabbruch).

Anwendung im praktischen Hundetraining

In der modernen Verhaltenstherapie wird Wert auf:

  • Individualisierte Trainingsansätze
  • Tierschutzgerechtes Arbeiten (vgl. TierSchG §1, §2 sowie §2a Abs. 1a)
  • Berücksichtigung von Emotionen, Bedürfnissen und Motivation des Hundes
  • Management und Umgebungsanpassung zur Vermeidung von Fehlverhalten

Trainingsmethoden wie die Anwendung positiver Verstärkung (z. B. Clickertraining) sowie die Strukturierung von Alltagssituationen (z. B. Schleppleinentraining, Boxentraining) bauen auf den Lerngesetzen auf und berücksichtigen auch artspezifische Preparedness-Tendenzen.

Ethologische Einordnung

Ein Verhalten ist stets im Zusammenhang mit den inneren (emotionalen und motivationalen) Zuständen und äußeren Reizen zu bewerten. Preparedness erklärt, warum bestimmte Verhalten leichter oder schwerer zu beeinflussen sind.