Konditionierung höherer Ordnung

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Konditionierung höherer Ordnung

Definition: Konditionierung höherer Ordnung bezeichnet den Prozess, bei dem ein bereits konditionaler Stimulus (CS1) mit einem weiteren neutralen Stimulus (NS) gekoppelt wird, sodass dieser ebenfalls zum konditionalen Stimulus (CS2) wird. Dies kann sich auf weitere Ebenen fortsetzen.

Beispiel: Ein Hund lernt durch klassische Konditionierung, dass das Geräusch einer Glocke Futter ankündigt (CS1). Wird nun das Einschalten einer Lampe regelmäßig mit dem Glockengeräusch kombiniert, beginnt der Hund, allein beim Einschalten der Lampe Speichel zu produzieren (CS2).

Praktische Auswirkungen: Solche Kettenreaktionen zeigen sich im Alltag oft subtil, wie etwa beim Einpacken von Trainingsgegenständen, das Abneigung oder Freude beim Hund auslösen kann, basierend auf früheren Erfahrungen.

Therapieansätze: In der Verhaltenstherapie wird versucht, negative Reaktionen zu entschärfen, indem der ursprüngliche Reiz entweder abgeschwächt (Extinktion) oder durch einen neuen, positiv belegten Reiz ersetzt wird (Gegenkonditionierung).

Klassische Konditionierung und deren Mechanismen

Grundlagen: Hunde lernen, dass bestimmte neutrale Stimuli (NS) durch wiederholte Koppelung mit unkonditionalen Reizen (UCS) zu konditionalen Stimuli (CS) werden. Beispielsweise führt das Sehen oder Riechen von Futter (UCS) zum Verhalten "Herankommen und Fressen" (UCR). Wird dieses Verhalten durch ein Geräusch oder eine visuelle Wahrnehmung begleitet, wird der neutrale Stimulus (z. B. das Klappern einer Schüssel) zu einem CS.

Konditionierung zweiter Ordnung: Ein Hund kann lernen, dass ein bestimmtes Ereignis wie das Öffnen einer Tür oder das Einschalten einer Lampe (NS) Futter ankündigt, auch wenn das Futter selbst nicht sichtbar ist. Dies geschieht durch die Koppelung mit einem bereits bekannten CS.

Alltagsbeispiele: - Das Gehen in den Keller wird mit der Futterzubereitung assoziiert und wird dadurch selbst zum konditionalen Stimulus. - Das Klappern eines Futternapfs wird mit dem Erscheinen des Besitzers und der Fütterung gekoppelt.

Vorteile für Hunde: Hunde suchen nach den frühesten Anzeichen (CS), um sich Vorteile zu verschaffen, beispielsweise bei der Vorhersage von Fütterungszeiten.

Anwendung im Training

Effektives Konditionieren: Beim Training können neue Verhaltensweisen durch kontrollierte Konditionierung aufgebaut werden. Ein Hund kann beispielsweise lernen, dass das Anlegen eines Geschirrs (NS) eine bevorstehende Aktivität wie Spazierengehen ankündigt (CS).

Fehlerquellen: Wenn ein Hund durch Wiederholung lernt, dass er beim Abliegen aufstehen kann, ohne Konsequenzen zu erfahren, wird es immer schwieriger, ein zuverlässiges Liegenbleiben zu konditionieren. Dies zeigt die Bedeutung einer präzisen und konsistenten Konditionierung.

Erkenntnisse aus Pawlows Experimenten

Konditionierung höherer Ordnung: Pawlows Experimente zeigten, dass ein bereits konditionaler Reiz (z. B. eine Glocke) durch einen neuen, neutralen Reiz (z. B. das Einschalten einer Lampe) ersetzt werden kann. Dies verdeutlicht die Möglichkeit, Assoziationen auf verschiedenen Ebenen zu schaffen.

Mehrstufige Konditionierung: Die Prinzipien der Konditionierung dritter, vierter oder höherer Ordnung eröffnen weitere praktische Anwendungsbereiche. Dabei können komplexe Verhaltensmuster trainiert werden, indem mehrere Reize miteinander kombiniert werden.

Schlussfolgerung

Die Mechanismen der klassischen und höheren Konditionierung bieten eine wertvolle Grundlage, um das Verhalten von Hunden besser zu verstehen und gezielt zu beeinflussen. Durch eine sorgfältige Planung und Analyse können Hundehalter und Trainer Verhaltensweisen effektiv formen und optimieren.