Hypervigilante Körperhaltung
Definition
Die hypervigilante Körperhaltung beschreibt einen Zustand gesteigerter Anspannung und übermäßiger Wachsamkeit beim Hund. Betroffene Hunde zeigen eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Umweltreizen – häufig auch ohne objektiv erkennbare Bedrohung. Diese Haltung ist Ausdruck innerer Unsicherheit, emotionaler Überforderung oder traumatischer Vorerfahrungen.
Merkmale
Typische körperliche Anzeichen einer hypervigilanten Haltung sind:
- angespannte, steife Körperhaltung
- fixierender Blick, kaum Lidschlag
- vorgestreckter Hals, gespannter Rücken
- hochgezogene oder eingeklemmte Rute (kontextabhängig)
- Ohren nach vorn oder seitlich gerichtet, kaum Bewegung
- geringe Bewegungsbereitschaft bis hin zum Erstarren
Ursachen
Hypervigilantes Verhalten kann verschiedene Ursachen haben:
- Angstverhalten
- Traumabedingte Aggression
- chronische Überforderung in reizintensiver Umgebung
- unsichere Bindung oder instabile Bezugsperson
- mangelnde Sozialisierung oder negative Lernerfahrungen
Bedeutung für Training und Verhaltenstherapie
Eine hypervigilante Haltung ist ein ernstzunehmendes Warnsignal. Sie zeigt, dass der Hund sich in einem Zustand hoher innerer Alarmbereitschaft befindet und kaum auf äußere Reize reguliert reagieren kann. In diesem Zustand ist Lernen erschwert oder unmöglich.
Trainingsempfehlungen:
- Reizreduktion und vorhersehbare Umgebung
- Aufbau von Sicherheit durch Rituale und klare Kommunikation
- Einsatz von konditionierter Entspannung
- Beobachtung von Stresssignalen vor Eskalation
- Vermeidung von Konfrontation und aversiver Reize
Abgrenzung
Hypervigilanz ist keine aktive Bedrohungshaltung im Sinne offensiver Aggression, sondern Ausdruck innerer Anspannung. Sie kann jedoch in aggressives Verhalten umschlagen, wenn keine Ausweichmöglichkeiten bestehen.
