Counter Surfing
Einleitung
Counter Surfing bezeichnet das Verhalten von Hunden, auf Tische oder Arbeitsflächen zu springen, um dort nach Futter zu suchen. Dieses Verhalten ist nicht nur unerwünscht, sondern birgt auch Verletzungsgefahren. Der folgende Artikel beschreibt eine auf positiver Verstärkung basierende Trainingsmethode zur Vorbeugung und Verhaltensänderung.
Voraussetzungen
Vor Beginn des Trainings sollte der Hund bereits über ein etabliertes "Leave it"-Signal verfügen. Dieses Signal dient als Grundlage für das später zu entwickelnde Default-Verhalten, bei dem der Hund von sich aus lernt, Futterquellen zu ignorieren.
Trainingsprinzip
Ziel ist es, dass der Anblick von Futter auf einem Tisch oder einer Arbeitsfläche für den Hund als Signal fungiert, das Verhalten "Ignorieren" zu zeigen. Dieses Default-Verhalten wird nicht über Verbote oder Strafen aufgebaut, sondern über konsequentes Markieren und Belohnen der Abwesenheit von unerwünschtem Verhalten.
Schrittweiser Trainingsaufbau
1. Abwesenheit von Sprungverhalten markieren
Ein Beutel mit Leckerli wird über dem Kopf des Hundes gehalten. Noch bevor der Hund anspringen kann, wird seine Zurückhaltung markiert und belohnt. Dies erfolgt zunächst mit wenig attraktiven Leckerlis (z. B. Karotten), um Frustration zu vermeiden.
2. Bewegungsreize hinzufügen
Die Futterquelle wird nun bewegt, zum Beispiel durch Heben, Senken oder seitliches Ausschwenken. Erfolgt kein Anspringen, wird dies markiert und belohnt. Dauer und Komplexität der Reizsetzung werden allmählich gesteigert.
3. Trainingsgeneralisation
Das Verhalten wird an verschiedenen Orten geübt: Couchtisch, Küchentheke, Picknickdecke etc. Ziel ist, dass das Verhalten kontextunabhängig gezeigt wird.
4. Erhöhung des Schwierigkeitsgrades
Der Hund lernt nun, auch bei präsentierten Hochwert-Leckerlis (z. B. Wurststücke) die Ruhe zu bewahren. Optional kann Blickkontakt als zusätzliche Verstärkungskomponente eingeführt werden.
5. Alltagstransfer
Im letzten Schritt wird das Verhalten in Alltagssituationen geübt: Der Mensch sitzt auf dem Sofa mit einem Snack, bereitet Essen in der Küche vor oder lässt eine Schale mit Essen unbeaufsichtigt auf dem Tisch stehen. Dabei werden semi-geschützte Behältnisse verwendet, um Erfolgskontrolle zu gewährleisten.
Alternativen und Ergänzungen
"Calm Settle"-Training zur Förderung von Entspannung in Anwesenheit von Futter.
Einsatz von Managementmaßnahmen wie das Entfernen von Essensresten außerhalb des Trainings.
Beachtung der Frustrationstoleranz des Hundes durch bedürfnisgerechte Belohnungen.
Fehlervermeidung
Kein Einsatz von Strafen oder Einschüchterung.
Keine unbeaufsichtigte Konfrontation mit frei zugänglichem Futter während der Trainingsphase.
Kein Wechsel zu hochattraktiven Reizen, bevor das Verhalten bei einfachen Reizen gefestigt ist.
Fazit
Counter Surfing lässt sich nachhaltig über ein Verstärkungssystem ändern, das Ignorieren als lohnenswertes Verhalten etabliert. Entscheidend sind dabei die vorausschauende Gestaltung der Trainingsumgebung, kleinschrittiger Aufbau und die Verwendung positiver Verstärkung ohne Strafe.
