Objekt halten lernen
Das gezielte Training des "Haltens" eines Objekts im Maul ist eine vielfach einsetzbare Grundlage – sei es für Apportierübungen, alltagspraktische Aufgaben oder trickbasiertes Training. Dabei steht nicht das Zubeißen, sondern das ruhige, kontrollierte Halten im Vordergrund.
Einstieg und Materialwahl
Ein erfolgreicher Trainingsbeginn hängt stark von der richtigen Materialwahl ab. Viele Hunde tun sich leichter, wenn das zu haltende Objekt angenehm im Maul liegt. Besonders geeignet sind:
- sehr dünnes Kartonmaterial (z. B. Visitenkarten, Joghurtdeckel ohne scharfe Kanten)
- zusammengepresste Toiletten- oder Küchenpapierrollen
- leichte Holzstäbchen mit splitterfreier Oberfläche
- papierumwickelte Stäbchen (z. B. Einweg-Chopsticks mit Papierhülle)
Je nach Vorlieben des Hundes kann auch ein bevorzugtes Spielzeug eingesetzt werden. Wichtig ist: Der Hund sollte das Objekt gerne ins Maul nehmen, aber nicht darauf herumkauen wollen.
Erste Schritte: Spiel und Markersignal
Zu Beginn wird das Objekt spielerisch angeboten. Ziel ist, dass der Hund es freiwillig mit dem Maul berührt oder aufnimmt. In diesem Moment wird ein Markersignal (z. B. Click oder "Ja") gegeben und belohnt. Schrittweise wird das Verhalten präzisiert:
- Markieren beim Berühren mit der Schnauze
- Markieren beim Anheben des Objekts
- Markieren, sobald der Hund das Objekt kurz im Maul hält
Halteverhalten festigen
Durch leichtes Gegenziehen am Objekt (wie beim Zerrspiel) kann das Halteverhalten stabilisiert werden:
- Der Hund lernt, das Objekt festzuhalten, ohne darauf zu kauen oder es fallen zu lassen.
- Bei zu frühem Loslassen wird nicht belohnt, sondern das Spiel wird kurz unterbrochen.
Tipp: Dünne Objekte wie Pappstreifen fallen sofort aus dem Maul, wenn der Hund es nicht aktiv hält – ein idealer Lerneffekt für kontrolliertes Halten.
Signale einführen
Sobald der Hund zuverlässig ein Objekt aufnimmt und hält, können verbale Signale eingeführt werden:
- "Nimm" oder "Take it" für ein ruhiges Halten
- "Hol" oder "Get it" für ein dynamischeres Aufnehmen (z. B. Apport)
Das Signal wird gegeben, unmittelbar bevor das Objekt angeboten wird. So entsteht eine klare Verknüpfung zwischen Wort, Handlung und Erfolgserlebnis.
Dauer steigern
Viele Hunde lassen ein Objekt schnell wieder fallen, sobald sie ein Leckerli erwarten. Um die Haltezeit zu verlängern:
- Belohnung erst geben, solange der Hund das Objekt noch im Maul hat
- nicht sofort nach dem Marker, sondern mit kurzer Verzögerung
- Belohnung aus der Gegenrichtung anbieten, sodass der Hund sich mit dem Objekt zum Menschen bewegt
Tipp: Zieht man das Objekt leicht zurück und hält Spannung, steigert das oft die Haltebereitschaft.
Abgeben auf Signal
Erst wenn der Hund sicher hält, wird das Abgeben gezielt trainiert:
- Signal einführen: z. B. "Aus", "Gib", "Drop"
- Belohnung folgt sofort nach dem Loslassen
- Anfangs kann das Abgeben durch Sichtbarkeit der Belohnung unterstützt werden (z. B. Futter vor die Nase halten)
Herausforderungen meistern
Manche Hunde verlieren das Interesse am Objekt, wenn Futter sichtbar ist. Hier hilft:
- Spielphasen ohne sofortige Belohnung einbauen
- Belohnung verzögert und aus einer anderen Quelle geben (z. B. Futterdose im Raum)
- Motivation durch leichtes Zerren oder Objektbewegung steigern
Ziel: Freiwilliges, ruhiges Halten
Das Trainingsziel ist ein Verhalten, bei dem der Hund ein Objekt kontrolliert und ruhig im Maul halten kann, bis ein Lösesignal kommt. Dieses Verhalten bildet die Grundlage für viele weiterführende Übungen – vom gezielten Apport bis zum alltagstauglichen Helferhundetraining.
