Vermeidung
Vermeidung bezeichnet in der Lerntheorie und Verhaltensanalyse ein Verhalten, durch das ein aversiver Reiz oder eine unangenehme Situation vorausahnend verhindert wird. Vermeidungsverhalten ist eng mit Angst, Stress und negativer Verstärkung verbunden und kann sowohl adaptiv als auch problematisch sein.
Definition
Ein Verhalten gilt als Vermeidung, wenn es darauf abzielt, eine als unangenehm oder bedrohlich erwartete Konsequenz gar nicht erst eintreten zu lassen. Es ist dabei zielgerichtet, antizipatorisch und auf Kontrolle der Umwelt gerichtet.
Vermeidung = Verhalten, das auftritt, um etwas Negatives erst gar nicht erleben zu müssen.
Formen der Vermeidung
- Situative Vermeidung: Der Hund betritt bestimmte Räume oder Orte nicht mehr.
- Soziale Vermeidung: Der Hund vermeidet Blickkontakt oder körperliche Nähe.
- Signalbezogene Vermeidung: Der Hund reagiert auf Anzeichen einer unangenehmen Situation mit Ausweichverhalten.
- Erlernte Hilflosigkeit: Vermeidungsverhalten ist nicht mehr möglich – der Hund "ergibt" sich passiv.
Vermeidung im Training
Vermeidungsverhalten entsteht oft durch:
- Negative Verstärkung: Ein Verhalten führt dazu, dass ein aversiver Reiz ausbleibt (→ Verhalten wird verstärkt).
- Konditionierte Angst: Der Hund hat gelernt, dass bestimmte Situationen negativ enden können.
- Fehlender Ausweg: Wenn Flucht nicht möglich ist, folgt oft Vermeidung oder Übersprungsverhalten.
Beispiele
- Der Hund geht nicht ins Auto → frühere Übelkeit oder Stress → Vermeidung des Reizes „Auto“
- Der Hund zeigt auf Annäherung kein Knurren mehr, sondern geht weg → Vermeidung sozialer Konfrontation
- Der Hund weicht beim Training mit starkem Druck frühzeitig aus → er lernt, wie er dem Druck entkommen kann
Bedeutung in der Verhaltenstherapie
Vermeidungsverhalten ist ein Hinweis auf:
- Bestehenden Stress oder Konflikte
- Frühere negative Lernerfahrungen
- Eine niedrige Stresstoleranz oder Resilienz
- Mangel an Alternativverhalten
In der Therapie wird oft mit:
- Desensibilisierung
- Gegenkonditionierung
- Aufbau von Vertrauen und Selbstwirksamkeit
gearbeitet, um pathologische Vermeidung abzubauen.
Unterschied zu Fluchtverhalten
- Flucht = Aversiver Reiz ist bereits da → Hund entfernt sich
- Vermeidung = Aversiver Reiz wird erwartet → Verhalten verhindert Reiz
Literatur und Quellen
- Gronostay, S. (2023). Altersgemäße Erziehung
- Skinner, B. F. (1953). Science and Human Behavior
- Negative Verstärker, Angstverhalten, Stresstoleranz
