Genetische Disposition

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Die genetische Disposition beschreibt die angeborene, also vererbte Veranlagung eines Hundes, bestimmte körperliche oder verhaltensbezogene Merkmale zu entwickeln. Sie spielt eine wesentliche Rolle in der Beurteilung von Wesen, Verhalten, Gesundheit und Lernverhalten von Hunden.

Definition

Der Begriff umfasst die genetische Ausstattung, die ein Hund von seinen Elterntieren erhält und die als Basis für sein Entwicklungspotential dient. Sie ist nicht gleichzusetzen mit Determination: Verhalten ist immer das Ergebnis eines Zusammenspiels aus Genetik, Umwelt und Lernerfahrungen.

Beispiele für genetisch beeinflusste Merkmale

Körperlich

  • Fellfarbe und -struktur
  • Körperbau und Größe
  • Disposition für Erbkrankheiten (z. B. HD, Epilepsie, MDR1-Defekt)

Verhalten

Genetische Disposition und Rassetypus

Viele rassespezifische Verhaltensmerkmale sind über Jahrzehnte oder Jahrhunderte gezielt selektiert worden. Beispiele:

  • Border Collie: hohe genetische Disposition für Hütetrieb, Bewegungsreize, Impulskontrolle
  • Malinois: erhöhte Reaktivität, Arbeitsbereitschaft, geringe Reizschwelle
  • Labrador Retriever: Apportierfreude, Sozialverträglichkeit, hohe Futtermotivation

Heritabilität

Die Erblichkeit (Heritabilität) beschreibt, wie stark ein bestimmtes Merkmal in einer Population genetisch verankert ist. Sie wird als Wert zwischen 0 (kein genetischer Einfluss) und 1 (vollständig genetisch) angegeben. Wichtig: Eine hohe Heritabilität bedeutet nicht Unveränderbarkeit, sondern eine stärkere genetische Beteiligung am beobachteten Verhalten.

Bedeutung für Hundetraining und Verhaltenstherapie

  • Verhalten, das genetisch stark veranlagt ist, lässt sich verändern – aber nur im Rahmen des individuellen Potenzials.
  • Trainer:innen müssen die genetische Disposition bei der Planung von Training, Alltag und Auslastung berücksichtigen.
  • Fehlerhafte Einschätzung der genetischen Basis kann zu falschen Erwartungen führen.

Diagnostische Hinweise

  • Verhalten des Hundes im Vergleich zu rassetypischen Merkmalen
  • Anamnese über Elterntiere und Zuchtlinie
  • Gentests (z. B. MDR1, DM, PRA)
  • Verhaltenstests (z. B. C-BARQ, Zuchtbeurteilungen)

Literatur und Quellen

  • Serpell et al. (2016): The Domestic Dog – Its Evolution, Behavior and Interactions with People
  • Overall, K. (2013): Manual of Clinical Behavioral Medicine for Dogs and Cats
  • Ott (2016): Verhaltenstests zur Wesensanalyse bei Hunden
  • C-BARQ – Canine Behavioral Assessment and Research Questionnaire

Siehe auch