Gesunderhaltung
Die Haut ist das größte und zugleich vielseitigste Organ des Hundes. Sie schützt den Körper nicht nur vor äußeren Einflüssen, sondern ist aktiv beteiligt an der Immunabwehr, der Wärmeregulierung, dem Stoffwechsel und der Kommunikation. Hautprobleme können deshalb weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Verhalten eines Hundes haben. Eine fundierte Kenntnis der Hautfunktionen, möglicher Störungen und pflegerischer Maßnahmen ist für Halter:innen und Fachkräfte essenziell.
Anatomie und Funktion
Die Haut des Hundes besteht aus drei Schichten:
- Epidermis (Oberhaut): schützende Barriere, Sitz der Hornschicht
- Dermis (Lederhaut): enthält Blutgefäße, Nerven, Talg- und Schweißdrüsen
- Subcutis (Unterhaut): dient als Polster und Energiespeicher
Besonders bedeutsam ist die sogenannte Emulsionsschicht auf der Epidermis. Sie besteht aus Talg, Schweiß und Mikroorganismen und übernimmt mehrere Aufgaben:
- Schutz vor Keimen und Umweltgiften
- Stabilisierung der Hautflora
- Grundlage für die Wirkung vieler äußerlich aufgetragener Medikamente (z. B. Spot-on-Präparate)
Pflege und Schutz der Hautbarriere
Die Haut benötigt eine gewisse Stabilität, aber auch die Fähigkeit zur Regeneration. Überpflege kann dabei ebenso schädlich sein wie Vernachlässigung.
- Waschen nur bei Bedarf: Wasser allein ist meist ausreichend, um Schmutz oder Schlamm zu entfernen. Seifen und Shampoos sollten nur bei starker Verschmutzung verwendet werden.
- Milde Produkte: Wenn Shampoos nötig sind, sollten sie pH-hautneutral, rückfettend und möglichst frei von ätherischen Ölen oder Duftstoffen sein.
- Vermeidung von Austrocknung: Bei Hunden mit geringer Talgproduktion ist die Wiederherstellung der Emulsionsschicht erschwert. Hier sind hautpflegende Maßnahmen sinnvoll – etwa feuchtigkeitsspendende Sprays, Futterzusätze (z. B. Omega-3-Fettsäuren) oder eine bewusste Reduktion mechanischer Reize.
Haut als Wirkfläche für Parasitenmittel
Viele Antiparasitika – insbesondere Spot-on-Produkte – verteilen sich über die Lipidschicht der Haut. Diese Wirkweise setzt voraus, dass die Hautbarriere intakt ist. Ist sie gestört, wirkt das Mittel unter Umständen nicht zuverlässig. Trockene, schuppige oder fettarme Haut kann ein Hinweis auf eingeschränkte Wirksamkeit sein. In solchen Fällen ist entweder eine vorbereitende Hautpflege oder der Wechsel zu systemischen Mitteln (z. B. Tabletten) in Betracht zu ziehen.
Haut und Geruch: Was die Nase verrät
Jeder Hund hat einen arttypischen Eigengeruch. Veränderungen dieses Geruchs – etwa bei Hormonumstellungen (z. B. Läufigkeit, Pubertät), Stress oder Krankheit – sind wichtige diagnostische Hinweise.
- Stressgeruch: Über das adrenerge Nervensystem werden Hautdrüsen bei Stress verstärkt aktiviert. Der Hund kann dabei „strenger“ riechen.
- Krankheitsanzeichen: Ein süßlicher, ranziger oder penetrant säuerlicher Geruch kann auf bakterielle oder mykotische Hautveränderungen hinweisen.
Die regelmäßige Wahrnehmung und Beurteilung des Eigengeruchs sollte Teil der alltäglichen Gesundheitskontrolle sein.
Pflegepraxis und Prävention
Eine gesunde Haut braucht Pflege – aber im richtigen Maß und mit Blick auf individuelle Besonderheiten:
- Fellwechsel begleiten: Unterstützende Bürstung kann helfen, abgestorbene Hautzellen und lose Haare zu entfernen.
- Haut regelmäßig inspizieren: Besonders bei Hunden mit dichter Unterwolle, Falten oder Pigmentierungen. Frühzeichen wie Rötungen, Verkrustungen oder nässende Stellen sollten beachtet werden.
- Pfoten und Krallen einbeziehen: Ballen, Zwischenzehenräume und Krallenbett gehören zur äußeren Hautfläche und müssen ebenso kontrolliert und gepflegt werden.
- Ernährung optimieren: Hautprobleme können durch Futterunverträglichkeiten, Nährstoffmängel oder Darmdysbiosen beeinflusst werden.
Differenzialdiagnose bei Hautproblemen
Nicht jedes Jucken oder Schuppen ist harmlos. Typische Hautveränderungen sollten tiermedizinisch abgeklärt werden:
- Parasitenbefall (z. B. Flöhe, Milben)
- Mykosen (Pilzinfektionen)
- Allergien (z. B. Umwelt- oder Futterallergien)
- hormonelle Erkrankungen (z. B. Schilddrüse, Nebennieren)
- Autoimmunerkrankungen
Fazit
Die Haut des Hundes ist ein hochkomplexes, empfindliches und kommunikationsfähiges Organ. Sie ist nicht nur Spiegel des körperlichen, sondern auch des seelischen Zustands. Eine achtsame Pflege, das Verständnis für die Hautfunktionen sowie regelmäßige Kontrolle ermöglichen es, frühzeitig Probleme zu erkennen und nachhaltig vorzubeugen. Hautgesundheit ist nicht nur Kosmetik – sie ist Teil eines ganzheitlichen Wohlbefindens.
