Stimulus Enhancement

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Stimulus Enhancement

Stimulus Enhancement (deutsch: Reizverstärkung) ist eine Form des sozialen Lernens, bei der das Verhalten eines Modells die Aufmerksamkeit eines Beobachters auf einen bestimmten Reiz (z. B. Objekt oder Ort) lenkt. Im Gegensatz zum Imitationslernen wird nicht das konkrete Verhalten nachgeahmt, sondern das Interesse an einem bestimmten Aspekt der Umgebung erhöht.

Merkmale

  • Der Lernende beobachtet, dass ein Modell mit einem bestimmten Objekt oder Ort interagiert.
  • Dadurch wird seine Aufmerksamkeit auf diesen Reiz gelenkt, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er sich selbst damit beschäftigt.
  • Es handelt sich nicht um reines Nachahmen, sondern um eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Reiz aufgrund sozialer Information.

Beispiel aus dem Tierverhalten

  • Ein Hund sieht, wie ein anderer Hund mit einer bestimmten Spielzeugkiste spielt. Danach interessiert sich der beobachtende Hund ebenfalls für diese Kiste – unabhängig davon, was genau der andere Hund gemacht hat.
  • Bei Krähen wurde beobachtet, dass sie durch das Verhalten anderer Vögel auf Nahrungsquellen aufmerksam werden, ohne deren Verhalten exakt zu kopieren.

Bedeutung im Hundetraining

  • Stimulus Enhancement kann gezielt genutzt werden, um dem Hund neue Objekte oder Orte schmackhaft zu machen – etwa Trainingsgeräte oder Ruheplätze.
  • Besonders bei unsicheren oder zurückhaltenden Hunden kann das Beobachten eines souveränen Modells helfen, Vertrauen in unbekannte Situationen oder Objekte aufzubauen.
  • Auch der Mensch kann als Modell wirken, indem er gezielt mit einem Objekt interagiert, um die Aufmerksamkeit des Hundes darauf zu lenken.

Abgrenzung

  • Im Gegensatz zum Imitationslernen wird kein konkretes Verhalten kopiert.
  • Beim Lernen durch Nachahmung steht die Handlung im Vordergrund – bei Stimulus Enhancement nur der Reiz selbst.
  • Es ist eine einfachere Form des sozialen Lernens, aber oft ein vorbereitender Schritt für komplexere Lernprozesse.

Anwendung in der Praxis

  • Mensch berührt oder manipuliert ruhig ein Trainingsobjekt (z. B. Target oder Tunnel).
  • Hund wird aufmerksam und beginnt von sich aus, sich mit dem Objekt zu beschäftigen.
  • Der Trainingsfokus liegt nicht auf dem Ausführen einer bestimmten Handlung, sondern auf dem Entdecken und Ausprobieren durch den Hund selbst.

Vorteile

  • Niedrigschwelliger Einstieg ins Training mit neuen Reizen.
  • Förderung der Eigeninitiative und des explorativen Verhaltens.
  • Besonders hilfreich bei sensiblen, unsicheren oder wenig motivierten Hunden.

Siehe auch