Prompt-Fading
Prompt-Fading ist ein lerntheoretisches Verfahren aus der angewandten Verhaltensanalyse (ABA), das im Hundetraining gezielt eingesetzt wird, um einem Hund den Übergang von einem Hilfsreiz (Prompt) zu einem selbstständigen Verhalten auf einen neuen Hinweisreiz zu erleichtern. Ziel ist es, die Reizkontrolle von einem Prompt (Hilfsreiz) auf den eigentlichen diskriminativen Hinweisreiz (SD) zu übertragen.
Definition
Prompt-Fading bezeichnet den systematischen Abbau eines Hilfsreizes, der ursprünglich notwendig war, damit der Hund ein gewünschtes Verhalten zeigt. Dieser Prozess unterstützt den Hund dabei, das Verhalten zukünftig ausschließlich auf den Zielreiz hin auszuführen.
Beispiel im Training
Beim Aufbau des Signals „Sitz“ kann folgendes Vorgehen genutzt werden:
Phasen des Prompt-Fading
| Phase | Hinweisreiz | Verhalten | Verstärkung |
|---|---|---|---|
| 1. Aufbau | Futterhand über den Kopf (sichtbar, mit Futter) | Hund setzt sich | Ja |
| 2. Stabilisierung | Wiederholungen mit vollem Prompt | Hund setzt sich zuverlässig | Ja |
| 3. Doppelsignal | Wortsignal „Sitz“ + Handgeste | Hund setzt sich | Ja |
| 4. Fading | „Sitz“ + abgeschwächte Geste (z. B. leer, kleiner) | Hund setzt sich | Ja |
| 5. Transfer | Nur noch Wortsignal „Sitz“ | Hund setzt sich | Ja |
Durch diese schrittweise Reduktion der Sichtzeichen lernt der Hund, dass allein das Wortsignal („Sitz“) den gewünschten Effekt erzielt.
Ziel von Prompt-Fading
Das Ziel ist es, dass ein Verhalten zuverlässig und ohne Hilfreize auf einen definierten Hinweisreiz (diskriminativer Stimulus, kurz SD) gezeigt wird. Typisch ist z. B. die Übertragung eines Verhaltens von einer Lockbewegung auf ein verbales Signal.
Prompt-Fading: Stufen als Methode/Plan
Im Trainingsprotokoll kann Prompt-Fading in methodisch klar definierten Stufen dokumentiert und geplant werden.
Übersicht: Stufen des Prompt-Fading
| Stufe | Beschreibung | Beispiel (Verhalten „Sitz“) | Typischer Eintrag im Trainingsplan |
|---|---|---|---|
| 1. Voller Prompt | Der Hund benötigt den vollen sichtbaren Reiz zur Orientierung. | Futterhand über Kopf mit Futter. | Luring mit Futterhand |
| 2. Stabilisierung | Verhalten wird mehrfach mit vollem Prompt gezeigt und gefestigt. | Wiederholung mit Sichtzeichen. | Verhalten mit Hilfreiz stabilisiert |
| 3. Signal + Prompt | Das neue Signal wird eingeführt, aber der Hilfsreiz ist noch vorhanden. | „Sitz“ → sofort Futterhand über Kopf. | Signalübertragung begonnen |
| 4. Reduzierter Prompt | Die Geste wird kleiner, langsamer oder leer. | „Sitz“ → kleine Geste mit leerer Hand. | Prompt-Fading: Geste reduziert |
| 5. Verzögerter Prompt | Der Hilfsreiz wird verzögert gegeben, wenn keine Reaktion erfolgt. | „Sitz“ → 2 Sek. warten → ggf. Hilfe. | Verzögerung zur Förderung der Reaktion |
| 6. Gelegentlicher Prompt | Der Hund braucht nur noch vereinzelt Hilfe. | „Sitz“ → Hund reagiert meist ohne Hilfe. | Prompt nur bei Unsicherheit |
| 7. Kein Prompt / Reizkontrolle erreicht | Verhalten erfolgt sicher allein auf das Signal. | „Sitz“ → Verhalten ohne sichtbare Hilfe. | Signal unter Reizkontrolle |
Anwendung im Trainingsprotokoll
Beispielhafte Einträge im Feld „Methode / Plan“:
- Prompt-Fading Stufe 1: Verhalten mit Futterhand erzeugt
- Prompt-Fading Stufe 2: Verhalten stabilisiert mit vollem Prompt
- Prompt-Fading Stufe 3: Signal eingeführt, Hilfe noch voll
- Prompt-Fading Stufe 4: Sichtzeichen reduziert, Futterhand leer
- Prompt-Fading Stufe 5: Hilfe nur bei Ausbleiben der Reaktion
- Prompt-Fading Stufe 6: Verhalten erfolgt meist auf Signal
- Prompt-Fading Stufe 7: Reizkontrolle erreicht
Prompt-Fading als Prozess
Ziel des Prozesses
- Aufbau von Reizkontrolle
- Abbau von Hilfen (z. B. Sichtzeichen, Futterlocken)
- Förderung selbstständigen, signalgeleiteten Verhaltens
Prozessstufen im Überblick
| Nr. | Phase | Beschreibung | Ziel | Beobachtungskriterium |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Verhalten erzeugen (Luring) | Verhalten wird mit einem Hilfsreiz sichtbar gemacht (z. B. Futterhand). | Sichtbares Verhalten herstellen | Verhalten erfolgt zuverlässig auf Futterhand |
| 2 | Stabilisierung | Wiederholungen mit vollem Prompt, um das Verhalten zu festigen. | Sicherheit & Wiederholbarkeit | Verhalten erfolgt flüssig & stressfrei |
| 3 | Signal einführen | Neues verbales Signal wird direkt vor dem Prompt gegeben. | Beginn der Reizübertragung | Reaktion auf Kombi: Signal + Geste |
| 4 | Prompt reduzieren | Geste wird schwächer, kleiner oder leer. | Hilfreiz abbauen | Hund reagiert auf reduziertem Signal |
| 5 | Prompt verzögern | Hilfe erfolgt nur noch bei Ausbleiben der Reaktion. | Selbstständigkeit fördern | Hund reagiert innerhalb 1–2 Sekunden |
| 6 | Verhalten festigen | Reaktion erfolgt zunehmend allein auf Signal. | Zuverlässigkeit steigern | Verhalten > 80 % korrekt ohne Prompt |
| 7 | Reizkontrolle erreicht | Verhalten erfolgt stabil allein auf den Hinweisreiz. | Trainingsziel erreicht | Verhalten erfolgt sicher & prompt |
Ablaufdiagramm des Prozesses
[ Verhalten mit Lure erzeugen ]
↓
[ Verhalten stabilisieren ]
↓
[ Verbales Signal einführen ]
↓
[ Prompt schrittweise reduzieren ]
↓
[ Prompt verzögern, wenn nötig ]
↓
[ Verhalten auf Signal festigen ]
↓
[ Reizkontrolle erreicht ]
Entscheidungskriterien für die nächste Stufe
- Verhalten wird in ≥ 80 % der Wiederholungen korrekt gezeigt
- Reaktion erfolgt innerhalb akzeptierter Latenz (z. B. 1–2 Sek.)
- Keine Frustration oder Unsicherheit beim Hund erkennbar
- Hund reagiert auf Signal, nicht mehr auf Prompt
Voraussetzungen für erfolgreiches Prompt-Fading
- Verhalten mit Prompt sicher etabliert
- Neuer Hinweisreiz wird stets vor dem Prompt gegeben
- Reduktion des Prompts erfolgt schrittweise
- Verstärkung bleibt motivierend
- Fehlerarme Lernumgebung
Bedeutung im Hundetraining
Prompt-Fading fördert:
- klare Kommunikation zwischen Mensch und Hund
- Vermeidung von „bestechungsbasiertem Verhalten“
- Aufbau von zuverlässigem Signalverhalten
- generalisierbares, selbstständiges Verhalten
Verwandte Begriffe
- Luring
- diskriminativer Hinweisreiz
- Reizkontrolle
- Positive Verstärkung
- Operante Konditionierung
- Trainingsprotokoll
- Prompt (Verhaltenstherapie)
Literatur und Quellen
- Skinner, B.F. (1953): Science and Human Behavior
- Karen Pryor (2002): Don’t Shoot the Dog
- Gronostay, S. (2023): Verhaltensanalyse und Therapie bei Hunden
