Hochspringen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hochspringen abgewöhnen ==
== Hochspringen abgewöhnen ==


=== Zielsetzung ===
=== Ziel des Trainings ===
Das Ziel dieses Trainings ist, dem Hund das unerwünschte Hochspringen an Menschen abzugewöhnen, indem ihm eine alternative, erwünschte Verhaltensweise angeboten und systematisch verstärkt wird. Hochspringen ist in der Regel ein Ausdruck überschwänglicher Begrüßung und dient der Kontaktaufnahme. Daher ist es wichtig, dass das [[Training]] nicht durch Strafe, sondern durch Umleitung, Ignorieren und Verstärkung des Alternativverhaltens erfolgt.
Ziel ist es, dem Hund das Hochspringen an Menschen abzugewöhnen. Stattdessen soll er lernen, ein alternatives, erwünschtes Verhalten zu zeigen. Hochspringen ist meist ein Zeichen freudiger Begrüßung und Kontaktaufnahme. Die Trainingsstrategie setzt daher auf Umleitung, Ignorieren und gezielte Verstärkung – nicht auf Strafe.


=== Vorgehen ===
=== Trainingsschritte ===


==== 1. Alternativverhalten etablieren ====
==== 1. Alternativverhalten aufbauen ====
Bevor der Hund in eine typische Hochsprung-Situation gebracht wird, wird ihm ein anderes [[Verhalten]] beigebracht, das mit einer Begrüßung vereinbar ist, z. B. "Alle vier Pfoten am Boden" oder "[[Sitz]]".
Bevor typische Hochsprung-Situationen geübt werden, wird ein anderes Verhalten wie "Sitz" oder "alle vier Pfoten am Boden" eingeführt:


* ● Dabei wird der Hund gelobt oder geklickt, wenn er sich dem Menschen ruhig nähert und nicht springt.
* Der Hund wird bestätigt (z. B. mit Markerwort oder Clicker), wenn er sich ruhig nähert, ohne zu springen.
* Die Belohnung erfolgt am Boden, nicht aus der Hand, damit der Hund die Verstärkung mit dem Boden und nicht mit dem Gesicht des Menschen verknüpft.
* Die Belohnung wird auf den Boden gegeben, um die Erwartungshaltung vom Gesicht wegzulenken.


==== 2. Ignorieren von Hochspringen ====
==== 2. Hochspringen ignorieren ====
Springt der Hund dennoch hoch, wird er kommentarlos ignoriert.
Springt der Hund trotzdem hoch, wird er still ignoriert:


* ● Man wendet sich ab, entfernt sich leicht oder tritt seitlich aus dem Kontakt.
* Der Mensch dreht sich weg, macht einen Schritt zur Seite oder verlässt die Situation leicht.
* ● Wichtig: Keine körperliche Abwehr (z. B. Wegschieben), da dies als Spielaufforderung verstanden werden kann.
* Kein Schimpfen oder Wegdrücken, da dies unbeabsichtigt verstärkend wirken kann.


==== 3. Belohnung von Alternativverhalten ====
==== 3. Richtiges Verhalten belohnen ====
Zeigt der Hund von sich aus ein ruhiges Verhalten (z. B. Sitzen, Stehen mit allen Pfoten am Boden), wird dies sofort bestätigt und belohnt.
Ruhiges Verhalten wie Stehen oder Sitzen wird sofort belohnt:


* Je klarer die Verstärkung auf das gewünschte Verhalten folgt, desto schneller lernt der Hund.
* Je unmittelbarer die Belohnung folgt, desto schneller versteht der Hund den Zusammenhang.
* Auch spontane [[Alternativverhalten]] (z. B. sich hinlegen) dürfen belohnt werden.
* Auch freiwilliges Hinlegen darf bestärkt werden.


==== 4. Proofing unter steigender Ablenkung ====
==== 4. Ablenkung steigern (Proofing) ====
Wenn das Alternativverhalten sicher gezeigt wird, folgt das Training unter gesteigerter Ablenkung:
Sitzt das Verhalten, wird es in schwierigeren Situationen geübt:


* ● Begrüßung durch bekannte und später fremde Personen
* Begrüßungen durch verschiedene Personen
* ● Aufregende Situationen (z. B. Haustür, Besuch kommt, Rückkehr des Halters)
* Situationen mit hoher Erregung (z. B. Haustür, Besuch, Heimkehr)
* ● In allen Situationen wird das gewünschte Verhalten verstärkt, das Hochspringen ignoriert
* Immer gilt: Alternativverhalten bestärken, Hochspringen ignorieren


==== 5. Notfallmanagement ====
==== 5. Management bei Trainingspausen ====
Wenn kein Training möglich ist (z. B. bei Gästen, die sich nicht an Regeln halten), sollte ein [[Management]] erfolgen:
Wenn keine gezielte Übung möglich ist:


* Hund [[anleinen]] oder kurzzeitig separieren
* Den Hund vorübergehend anleinen oder separieren
* ● Alternativverhalten mit Futter auf dem Boden absichern (z. B. Leckerlis streuen)
* Zur Ablenkung Leckerlis auf den Boden streuen


=== Typische Fehler vermeiden ===
=== Häufige Fehler vermeiden ===


* Hochspringen wird unbeabsichtigt belohnt (z. B. durch Anfassen, Ansprechen)
* Unbeabsichtigte Belohnung beim Springen (z. B. durch Aufmerksamkeit oder Berührung)
* Alternativverhalten wird zu spät oder gar nicht verstärkt
* Fehlende oder verspätete Belohnung für korrektes Verhalten
* Ignorieren wird mit [[Frust]] oder Ablehnung verwechselt
* Ignorieren wird als Zurückweisung missverstanden


=== Hinweis zur Verstärkungskontingenz ===
=== Wichtig zur Belohnungslogik ===
Wichtig ist die zeitliche und räumliche Korrektheit der Verstärkung. Ein Hund, der springt, ignoriert wird und dann Sekunden später fürs Sitzen belohnt wird, kann lernen: „Erst springen, dann sitzen = Belohnung“. Daher sollte zwischen Ignorieren und Belohnung immer ein klarer Moment des Alternativverhaltens liegen, der isoliert bestätigt wird.
Die Belohnung muss zeitlich und situativ zum Alternativverhalten passen. Wird der Hund z. B. erst fürs Sitzen belohnt, nachdem er vorher gesprungen ist, kann er lernen: „Springen, dann Sitzen = Belohnung“. Deshalb sollte die Belohnung immer eindeutig dem ruhigen Verhalten folgen.


=== Fazit ===
=== Zusammenfassung ===
Der Schlüssel zur [[Verhaltensänderung]] beim Hochspringen liegt nicht in der Korrektur, sondern in der Verstärkung des gewünschten Alternativverhaltens. Durch Wiederholung, Klarheit und Belohnung lernt der Hund, dass ruhige Kontaktaufnahme sich mehr lohnt als aufgeregtes Springen.
Verhaltensänderung beim Hochspringen gelingt über klare Verstärkung gewünschter Handlungen. Durch vorausschauendes Management, systematische Belohnung und passende Trainingssituationen lernt der Hund, dass ruhige Näherung für ihn lohnender ist als unkontrolliertes Anspringen.

Version vom 20. Juni 2025, 19:21 Uhr

Hochspringen abgewöhnen

Ziel des Trainings

Ziel ist es, dem Hund das Hochspringen an Menschen abzugewöhnen. Stattdessen soll er lernen, ein alternatives, erwünschtes Verhalten zu zeigen. Hochspringen ist meist ein Zeichen freudiger Begrüßung und Kontaktaufnahme. Die Trainingsstrategie setzt daher auf Umleitung, Ignorieren und gezielte Verstärkung – nicht auf Strafe.

Trainingsschritte

1. Alternativverhalten aufbauen

Bevor typische Hochsprung-Situationen geübt werden, wird ein anderes Verhalten wie "Sitz" oder "alle vier Pfoten am Boden" eingeführt:

  • Der Hund wird bestätigt (z. B. mit Markerwort oder Clicker), wenn er sich ruhig nähert, ohne zu springen.
  • Die Belohnung wird auf den Boden gegeben, um die Erwartungshaltung vom Gesicht wegzulenken.

2. Hochspringen ignorieren

Springt der Hund trotzdem hoch, wird er still ignoriert:

  • Der Mensch dreht sich weg, macht einen Schritt zur Seite oder verlässt die Situation leicht.
  • Kein Schimpfen oder Wegdrücken, da dies unbeabsichtigt verstärkend wirken kann.

3. Richtiges Verhalten belohnen

Ruhiges Verhalten wie Stehen oder Sitzen wird sofort belohnt:

  • Je unmittelbarer die Belohnung folgt, desto schneller versteht der Hund den Zusammenhang.
  • Auch freiwilliges Hinlegen darf bestärkt werden.

4. Ablenkung steigern (Proofing)

Sitzt das Verhalten, wird es in schwierigeren Situationen geübt:

  • Begrüßungen durch verschiedene Personen
  • Situationen mit hoher Erregung (z. B. Haustür, Besuch, Heimkehr)
  • Immer gilt: Alternativverhalten bestärken, Hochspringen ignorieren

5. Management bei Trainingspausen

Wenn keine gezielte Übung möglich ist:

  • Den Hund vorübergehend anleinen oder separieren
  • Zur Ablenkung Leckerlis auf den Boden streuen

Häufige Fehler vermeiden

  • Unbeabsichtigte Belohnung beim Springen (z. B. durch Aufmerksamkeit oder Berührung)
  • Fehlende oder verspätete Belohnung für korrektes Verhalten
  • Ignorieren wird als Zurückweisung missverstanden

Wichtig zur Belohnungslogik

Die Belohnung muss zeitlich und situativ zum Alternativverhalten passen. Wird der Hund z. B. erst fürs Sitzen belohnt, nachdem er vorher gesprungen ist, kann er lernen: „Springen, dann Sitzen = Belohnung“. Deshalb sollte die Belohnung immer eindeutig dem ruhigen Verhalten folgen.

Zusammenfassung

Verhaltensänderung beim Hochspringen gelingt über klare Verstärkung gewünschter Handlungen. Durch vorausschauendes Management, systematische Belohnung und passende Trainingssituationen lernt der Hund, dass ruhige Näherung für ihn lohnender ist als unkontrolliertes Anspringen.