Alternativverhalten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. April 2025, 09:49 Uhr
Alternativverhalten
Definition und Zielsetzung
Alternativverhalten bedeutet, dass der Hund ein gewünschtes Verhalten zeigt – statt eines unerwünschten. Ein Beispiel: Dein Hund springt Besucher an → Als Alternative sitzt er ruhig und wird dafür belohnt.
Das Training von Alternativverhalten zielt darauf ab, unerwünschtes Verhalten zu minimieren und durch erwünschtes Verhalten zu ersetzen. Im Fokus stehen Strategien zur Stressbewältigung, Signaltrainingsmethoden sowie Fallbeispiele aus der Praxis.
Warum ist Alternativverhalten wichtig?
Nein sagen unterbricht Verhalten – es verändert es aber nicht nachhaltig. Nur wer seinem Hund zeigt, was er stattdessen tun soll, kann langfristig unerwünschtes Verhalten verändern.
Alternativverhalten bietet dem Hund Sicherheit und Orientierung – besonders in stressreichen oder konfliktgeladenen Situationen.
Voraussetzungen für ein funktionierendes Alternativverhalten
- Das Verhalten wurde sicher trainiert – nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch draußen.
- Der Hund kann es unter Ablenkung zeigen.
- Er kennt es an verschiedenen Orten und auf unterschiedlichen Untergründen.
- Es ist mit einem Signal verknüpft.
- Der Hund kann das Verhalten zeitlich stabil halten (z. B. „Sitz“ auch mal 1 Minute lang).
Übungen zur Stressbewältigung
- Bindungsfördernde Aktivitäten: Spiele wie Dummytraining oder gemeinsame Erkundungen fördern die Bindung zwischen Hund und Halter und reduzieren Stress.
- Tagesstruktur und Vorhersehbarkeit: Klare Routinen und konsistente Kommunikation schaffen Orientierung und Sicherheit.
- Gezielte Entspannung: Einsatz von Ruheorten, taktiler Stimulation und positiver Konditionierung zum Abbau von Stress.
Aufbau von Entspannungssignalen
- Signalbasierte Entspannung: Einführung spezifischer Signale, die durch wiederholte positive Verstärkung als Entspannungsreize etabliert werden.
- Ruhige Aktivitäten: Kombination aus Massage, sanfter Stimme und ruhigen Bewegungen.
- Kontrollierte Bedingungen: Übungen in stressarmen Umgebungen (ruhige Spaziergänge, klare Rückzugsorte).
Geduldsübungen und Signaltrainingsmethoden
- Impulskontrolle: Aufbau durch gezieltes Warten auf Belohnungen.
- Markersignale: Klare Marker (z. B. „Prima“) zur präzisen Belohnung gewünschten Verhaltens.
- Strukturierte Abläufe: Wiedererkennbare Rituale geben Sicherheit (z. B. „Anleine-Ritual“, „Ins Körbchen schicken“).
Einsatz von Ritualen und zweiphasigen Übungen
- Ritualisierung von Verhalten: z. B. das Ritual „Ins Körbchen gehen“: Phase 1 = Bewegung; Phase 2 = Verweildauer.
- Verhaltensketten: Zusammensetzung mehrerer Signale für gezielte Lenkung in schwierigen Situationen.
Aufbau eines Alternativverhaltens (am Beispiel „Sitz“)
1. Kann mein Hund überhaupt Sitz? → Aufmerksamkeit herstellen – Sitz-Signal geben – Hund setzt sich – Lob und Belohnung – mit „Okay“ auflösen
2. Kann er das Verhalten an verschiedenen Orten? → Auf Wiese, Asphalt, Sand, Stadt, Hundeplatz etc.
3. Auf unterschiedlichen Untergründen? → z. B. Gitter, Matten, Holzplatten, Kies – Ziel: Der Hund setzt sich mit Hinterbeinen ab
4. Kann er sitzen bleiben? → Belohnung stufenweise verlängern: „Prima – greifen – geben“ → später: „Prima – warten – geben“
5. Unter Ablenkung? → z. B. Kinder in der Nähe, andere Hunde, Futter am Boden – wichtig: Ablenkung zuerst, dann Signal
Weitere Alternativen zu problematischem Verhalten
- Maul-orientierte Aktivitäten: z. B. Tragen, Kauen oder Suchen bei Bell- oder Frustverhalten
- Futterspiele (z. B. Kegeln): Statt Fixieren oder Ziehen
- Bewegungsalternativen (z. B. Flitzen): Bei zu hoher Erregung
- Blickkontakt statt Pöbeln
- Orientierung am Menschen (statt Umweltfokus)
Fallbeispiele
Kind und Hund
Ein Kind wurde vom Hund schnappend verletzt – ausgelöst durch eine plötzliche Handbewegung. → Wichtig: Interaktionen klar strukturieren, Kind und Hund nicht unbeaufsichtigt lassen. → Alternativverhalten: Ruhiges Beobachten auf der Decke, Management durch Trennung.
Hunde im gleichen Haushalt
Konflikte entstehen durch Ressourcen wie Futter oder Schlafplätze. → Maßnahmen: Räumliche Trennung, Hausleine, Maulkorbtraining. → Alternativverhalten: Rückzug auf Signal, neutrale Unterbrecher.
Toleranzgrenzen & Hemmungen
Ein Hund mit niedriger Frustrationstoleranz kann bei kleinsten Auslösern hochfahren. → Trainingsansatz: Toleranzgrenzen analysieren, Verhalten vorhersehbar machen, Geduld und Vertrauen fördern.
Bedeutung von Spiel und gemeinsamen Aktivitäten
- Gemeinsames Spiel: z. B. Zerrspiele, Apportieren oder Suchen fördern Bindung und Stressabbau.
- Halter-Hobby einbinden: Joggen, Wandern oder Radfahren mit Hund als Team-Erlebnis.
- Ressourcenorientiertes Training: Klare Regeln, vorhersehbare Belohnung → mehr Kooperationsbereitschaft.
Fazit
Das Training von Alternativverhalten ist ein vielseitiger Ansatz, der individuell angepasst werden sollte. Mit klaren Strukturen, spezifischen Signalen, Managementmaßnahmen und gezielten Übungen lassen sich unerwünschte Verhaltensweisen nachhaltig reduzieren – und gleichzeitig die Beziehung zwischen Mensch und Hund stärken.
