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Version vom 20. Mai 2025, 20:16 Uhr

Einleitung / Themenüberblick

Du bist gern mit deinem Hund draußen unterwegs, aber manchmal kommt es dir vor, als geht ihr eher zufällig zusammen und jeder macht so sein Ding? Dein Hund schnuppert ausgiebig herum und scheint sich gar nicht mit dir zu beschäftigen? Er findet alle Umweltreize spannender und ist dann schlecht ansprechbar? Dabei ist es gar nicht so schwierig, das Interesse deines Hundes für dich zu wecken – der Schlüssel liegt in gemeinsamen Aktivitäten!

Statt einfach nur nebeneinander herzugehen, kannst du einen der täglichen Spaziergänge jeweils mit einigen Spielen für unterwegs aufpeppen.

Aber Achtung: Dein Hund sollte weiterhin Zeit genug finden, mal „nur Hund“ sein und sich auf hündische Art und Weise mit seiner Umwelt beschäftigen zu können. Selbstverständlich gilt, dass er dabei andere nicht behindert oder stört – egal ob andere Tiere oder Menschen – und sich nicht selbst in Gefahr begibt. Du selbst darfst weiterhin zwischendurch die Seele baumeln lassen, aber auch für Momente der Ruhe bei einem Spaziergang oder auch im Garten gibt es Möglichkeiten, mit dem Hund in Verbindung zu bleiben.

Ein aufmerksamer Hund hat (zumindest, wenn nicht gerade Leinenpflicht herrscht) viel mehr Freiheiten. Er folgt seinem Menschen besser und ist ansprechbarer, auch in ablenkungsreichen Situationen.

Ein wichtiger Schritt zu mehr Orientierung an dir ist es, wenn umgekehrt du deinen Hund aufmerksam beobachtest. Schaut er immer mal auffordernd zu dir, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid? Dann freue dich darüber! Schau ihn an und lächle, lobe ihn, vielleicht gibt es gelegentlich ein Leckerli nur für den Blick zu dir? Verhalten, das sich aus Hundesicht lohnt, wird häufiger gezeigt. Umgekehrt wird aber auch Verhalten, das sich nicht lohnt – z. B. weil der Mensch nie darauf reagiert –, weniger gezeigt oder sogar ganz eingestellt.

Also, Handy in die Hosentasche und nur für gelegentliche Fotos rausholen bei der Gassirunde. Das tut den Augen gut, und der Hund freut sich. Und dann geht’s los mit den Beschäftigungsideen für die Gassirunde oder auch für zu Hause, die dir die Aufmerksamkeit deines Hundes sichern.

1. Klettertour

Die erste Beschäftigungsmöglichkeit klingt banal, und du denkst vielleicht: Das macht doch sowieso jeder.

Überleg dir, bevor du mit deinem Hund losgehst, wie viele verschiedene Plattformen du heute finden möchtest, wo dein Hund z. B. mit den Vorderpfoten draufsteigen soll oder, wenn er das kann, auch nur mit den Hinterpfoten. Du kannst dir selbst die Challenge erweitern, indem du immer nur Dinge nutzt, die du noch nicht bei der letzten Gassirunde schon mal eingesetzt hast.

Wichtig ist unbedingt darauf zu achten, dass es sich für den Hund sichere Plattformen (z. B. ein Baumstumpf) handelt und auch der Untergrund ringsherum (vor allem im städtischen Umfeld) sicher und z. B. frei von Glassplittern etc. ist.

Mit der Zeit wirst du auch bekannte Wege immer wieder neu wahrnehmen und nach anderen Objekten suchen.

Auf welchem Baumstumpf kann dein Hund Sitz machen? Kannst du ganz um ihn herumlaufen, und er bleibt sitzen? Wenn dein Hund ein Hinterpfoten-Target beherrscht – warum nicht mal draußen probieren oder einen Seiltanz auf einem umgefallenen Baum (Achtung, nur an trockenen Tagen und nur, wenn der Untergrund gut griffig und nicht etwa rutschig ist)?

Wenn du eher innerorts unterwegs bist – kann dein Hund unter dem Fahrradständer durchlaufen oder an einer Straßenlaterne hochsteigen und kurz so stehen bleiben?

Immer spannend finde ich es zu prüfen, inwieweit die Hunde ein Gefühl dafür haben, dass sie vier verschiedene Pfoten haben: Schaffst du es, deinem Pfotenhund zu vermitteln, dass er nur mit einer Pfote irgendwo draufstellen soll und nicht gleich beide Vorderpfoten oder alle vier Füße?

Vielleicht findest du auch Spaß daran, immer neue Wege zu gehen und unter genau diesen Gesichtspunkten kennenzulernen, welche Möglichkeiten sich für kleine Herausforderungen bieten. Nimmst du vielleicht ein Kind oder eine*n Freund*in mit zum Spaziergang? Dann lass dir von ihm oder ihr die Aufgaben stellen!

2. Geruchssuche

Eins vorweg: Hier geht es nicht darum, eine echte Nasenarbeit aufzubauen. Aber eine kleine Suchsequenz macht den meisten Hunden Spaß und ist eine tolle und sehr spielerische Geruchssuche! Zudem macht Suchen müde und zufrieden, ohne die Hunde hochzudrehen.

Es eignet sich für alle Rassen und vom Welpen bis zum Senior, lediglich bei Temperaturen über circa 23 Grad sollte man Hunde eher nicht oder zumindest nur sehr kurz suchen lassen. Hier besteht sonst die Gefahr der Überhitzung, vor allem bei kurznasigen Hunden.

Ich nutze zum Suchen niemals Gerüche, die der Hund auch draußen in Verbindung mit Jagen in Verbindung bringen könnte, also eher keine Spur ziehen mit einem Stück Fleisch, und selbst bei Leberwurst und Co bin ich vorsichtig.

Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten, was man seinen Hund suchen lassen kann. Eine Idee ist es, dem Hund zu erklären, dass er etwas suchen soll, von dem ich ihm vorher einen „Geruchszwilling“ zu riechen gegeben habe. Auch die Suche nach unterschiedlichen eigenen Gegenständen, die nach dem Menschen riechen (sogenannte Verlorensuche), ist eine sehr schöne Beschäftigung, die man auch gut an der Leine machen kann. Achtet darauf, dass ihr die Gegenstände nicht irgendwo im Unterholz versteckt, sondern nur am Wegesrand.

Wie baue ich so eine Suche auf, z. B. nach einem Geruchszwilling? Da benötigt es zugegebenermaßen ein kleines bisschen Vorlauf:

Übungs-/Trainingszeit:

  • Ich beginne damit, dass ich Futter nehme, denn Futter sucht jeder Hund automatisch. Ich habe zwei identische Futterschälchen. Eines davon gebe ich in ein geruchsdurchlässiges Behältnis, z. B. einen Eierkarton. Optimal wäre es, zusätzlich ein kleines Behältnis zu stecken, das der Hund nicht direkt öffnen kann, wenn er den Eierkarton findet, und eventuell gleich kaputtmacht, z. B. eine Mini-Tupperbox mit Luftlöchern, damit der Geruch auch nach außen dringt.
  • Im ersten Schritt darf der Hund noch zusehen, wie ich den Eierkarton entsprechend präpariere und auslege, also noch nicht wirklich „verstecke“.
  • Bevor der Hund aber zum Karton laufen darf, lasse ich ihn an dem zweiten, identischen Futterstück riechen (z. B. in einer Socke, damit er es nicht etwa direkt schnappt und auffrisst).
  • Dann schicke ich ihn mit meinem Signal (z. B. „Such“) los in Richtung des Kartons.
  • Sobald der Hund am Karton angekommen ist und daran zu schnüffeln beginnt, gebt ihr euer Platz-Signal (für Senioren besser Sitz-Signal) und belohnt ihn aus eurer Hand mit etwas anderem, möglichst mit etwas Besserem. Der Hund bekommt nicht das versteckte Futter und auch nicht den Geruchszwilling!
  • Nach und nach nehmt ihr weitere Eierkartons hinzu, in denen aber nichts drin ist – merkt euch, in welchem Karton eure Futterbox versteckt ist. Der Hund sollte alle Kartons abschüffeln. Wenn er dabei zu ungestüm wird, lasst ihn auch zu Hause schon an der Leine suchen.
  • Bevor der Hund zum Suchen geschickt wird, lasst ihr ihn an dem zu suchenden „Zwilling“ riechen, auch wenn der Hund in diesem Stadium bereits weiß, was er suchen soll (und auch wo).
  • Wenn ihr das Gefühl habt, dass der Hund am „richtigen“ Eierkarton verweilt, dann gebt ihm das Platz-Signal, freut euch ruhig und belohnt ihn mit besserem Futter als dem, das ihr ausgelegt habt. Nehmt immer denselben Eierkarton, in dem ihr das Futter bzw. den Suchgegenstand versteckt. Die Pappe nimmt den Geruch an, und es irritiert sonst den Hund, wenn mehrere Kartons danach riechen.
  • Noch mal: Der Hund bekommt nie das Futter aus der Box, aber immer besseres, als ihr versteckt habt.
  • Nach einigen Wiederholungen über mehrere Tage könnt ihr mehr Eierkartons auslegen, den Hund nicht mehr zusehen lassen und abwarten, ob er sich von selbst ins Platz begibt, wenn er die „richtige“ Box gefunden hat – vielleicht sogar schon, ohne dass ihr ihm das sagen müsst. Lasst den Hund gegebenenfalls angeleint, besonders wenn er dazu neigt, das Objekt wegtragen zu wollen.
  • Nun sollte der Hund schon verstanden haben, dass er nicht das sucht, was seine Belohnung sein wird. Das ist für unser Vorhaben sehr wichtig, denn im Grunde wollen wir ja später kein Futter verstecken.
  • Im nächsten Schritt nehmt ihr z. B. einmal zwei identische Teebeutel, jedoch keine Mischsorten, sondern z. B. Kamille oder Pfefferminze. Lasst den Hund wieder an dem einen (in einer frischen Socke) riechen und den anderen in einer (leicht!) versteckten Box finden. Sehr gut eignen sich Metallboxen (z. B. für Cremes), da diese keinen Geruch annehmen. Allerdings müsst ihr bei Metallboxen unbedingt einige Löcher reinbohren, damit der Geruch auch raus kann und sie vom Hund gefunden wird. Mit der Zeit könnt ihr weniger „Geruchslöcher“ in den Boxen lassen.
  • Ich möchte gern, dass meine Hunde eine sogenannte „Anzeige“ machen und das Gefundene nicht zu mir zurückbringen. Aber auch das wäre eine Möglichkeit. Wenn ihr es so üben wollt, dass der Hund z. B. immer ins Platz geht und in die Richtung schaut, wo der Gegenstand versteckt ist oder sogar mit seiner Nase daran stupst, dann versteckt die Sachen anfangs so – z. B. fester eingeklemmt –, dass der Hund gar nicht auf die Idee kommen kann, sie mitzunehmen zu wollen.
  • Wenn das geklappt hat, können eure Verstecke kreativer werden und ihr könnt anfangen, etwas draußen beim Gassigehen zu verstecken. Im Idealfall bekommt der Hund das gar nicht mit (im Gras fallen lassen, während er etwas anderes tut), oder aber ihr macht ihn kurz fest (dabei übt ihr gleich noch das Warten) und versteckt dann euren Gegenstand. Geht noch ein paar zusätzliche Wege kreuz und quer, denn der Hund soll ja nicht nur eurer Spur oder seinem Augen nachlaufen.
  • Wichtig: Habt immer zwei identische Geruchsspuren – z. B. einen durchgeschnittenen Korken, zwei gleiche Teebeutel etc. –, damit ihr ein „Anriechmuster“ habt. Am besten lagert ihr diese auch zusammen in einem Gefäß.
  • Bei fortgeschritteneren Hunden kann man zwei Münzen nutzen und eine suchen lassen, es sollten aber z. B. zweimal Ein-Euro-Münzen aus demselben Portemonnaie sein.
  • Schließlich könnt ihr testen, ob euer Hund schön generalisieren kann. Ihr versteckt z. B. einen Schlüssel und lasst ihn als Geruchszwilling nur etwas Ähnliches anriechen, z. B. das Handy.
  • Merkt euch sicherheitshalber, wo ihr etwas versteckt habt – nicht immer hat der Hund einen guten Tag.

3. Outdoor-Cavaletti

Beim Cavaletti-Training soll der Hund langsam und konzentriert mit gleichmäßigen Schritten über niedrige Hindernisse gehen. Er soll sich dabei bewusst mit seinem Körper auseinandersetzen. Es eignet sich insbesondere für Hunde, die schnell erregbar sind oder die immer sehr flott unterwegs sind und dazu neigen, Bewegungsreize übertrieben zu verfolgen.

Einige Übungen aus dem Cavaletti-Training lassen sich leicht in den Spaziergang integrieren. Ich suche mir zum Beispiel einen umgefallenen Baum oder ein langes Stück Holz, über das mein Hund (an der Leine) balancieren kann. Oder ich lege mehrere kleine Äste hintereinander, sodass der Hund darüber schreiten muss.

Manche Hunde neigen dazu, bei Übungen zu sehr den Menschen im Blick zu behalten. Das stört hier, denn wir wollen, dass der Hund auf den Boden achtet. Also nicht loben, wenn er den Menschen anschaut, sondern wenn er konzentriert seinen Weg geht.

Wenn dein Hund dazu neigt, ständig zu dir aufzuschauen, kannst du stattdessen auf dem Boden belohnen – z. B. indem du einige Leckerli vor ihm ablegst oder auf die Hindernisse platzierst. Alternativ kannst du auch mit Futter in der geschlossenen Hand den Weg vorgeben, sodass der Hund automatisch nach unten schaut.

Ein weiterer Nebeneffekt dieser Übungen: Die Leine bleibt locker, der Hund konzentriert sich auf eine langsame Fortbewegung und die Kommunikation wird feiner. Auch Hunde, die sonst stark an der Leine ziehen, können durch solche Übungen lernen, sich besser zu orientieren.

Wichtig: Bitte keine rutschigen Untergründe und keine zu hohen Hindernisse. Der Hund sollte stets sicher treten können, das Verletzungsrisiko muss minimiert werden. Es geht nicht um Tempo oder sportliche Höchstleistung, sondern um bewusste Bewegung.

4. Round and round

Das Umrunden von Gegenständen ist eine einfache, aber sehr effektive Übung, um deinen Hund geistig auszulasten und die Zusammenarbeit zu fördern. Es eignet sich gut, um den Hund auch aus der Distanz lenken zu können und fördert die Orientierung an dir.

Wähle für den Anfang ein gut sichtbares Objekt, z. B. einen Baum, einen Pfosten oder ein Verkehrshütchen. Zeige deinem Hund mit einer deutlichen Geste und locke ihn mit einem Leckerli um das Objekt herum. Achte darauf, dass er wirklich einmal ganz herumgeht.

Wenn du möchtest, dass dein Hund links herum läuft, halte das Leckerli in der rechten Hand und führe ihn um das Objekt. Für rechts herum entsprechend mit der linken Hand.

Hat dein Hund verstanden, dass er um das Objekt laufen soll, kannst du beginnen, ein Signalwort einzuführen, z. B. „Round“ oder „Herum“. Sage es unmittelbar, bevor du die Bewegung einleitest.

Sobald der Hund sicher um das Objekt läuft, kannst du dich nach und nach zurücknehmen und das Sichtzeichen verkleinern. Schließlich sollte dein Hund auf dein Signal hin allein um das Objekt laufen.

Wichtig: Übe unbedingt in beide Richtungen. Viele Hunde bevorzugen eine Seite, daher ist es wichtig, beide Varianten gleichmäßig zu trainieren. Nutze deine Körpersprache gezielt, z. B. durch eine einladende Armbewegung in die gewünschte Richtung.

Wenn dein Hund das Prinzip verstanden hat, kannst du verschiedene Objekte nutzen, den Abstand vergrößern oder mehrere Runden fordern. Auch das Einbauen in einen kleinen Parcours ist möglich.

5. Drei, zwei, eins, go!

Dieses Spiel hilft deinem Hund, sich auf dich zu konzentrieren und fördert die Erwartungskontrolle. Es ist einfach umzusetzen und macht den meisten Hunden viel Spaß.

Du brauchst ein besonderes Spielzeug oder hochwertiges Futter, z. B. ein paar gut sichtbare Leckerli. Zunächst spielst du das Spiel zu Hause, um deinem Hund den Ablauf beizubringen.

Lass deinen Hund sitzen oder stehen und zeige ihm die Leckerli in deiner Hand. Dann sage deutlich: „Drei, zwei, eins – go!“, und rolle oder wirf die Leckerli in einem kleinen Bogen über den Boden, sodass dein Hund hinterherlaufen kann.

Wichtig ist, dass der Ablauf gleich bleibt, damit dein Hund das Ritual erkennt und sich darauf einstellt. Nach einigen Wiederholungen wird dein Hund bei „Drei“ schon aufmerksam, bei „Zwei“ angespannt und bei „Eins“ hochkonzentriert sein. So trainierst du Impulskontrolle und gleichzeitig Vorfreude auf die gemeinsame Aktion.

Wenn das Spiel zu Hause gut funktioniert, kannst du es draußen einsetzen – zunächst in reizarmen Umgebungen. Auch an der Leine lässt sich das Spiel durchführen. Statt Leckerli kannst du auch ein Spielzeug verwenden, das du wirfst oder über den Boden ziehst.

Wichtig: Dieses Spiel ist kein Ersatz für Belohnungen oder ein „Zwischendurch-Spiel“, sondern eine gezielt eingesetzte Übung zur Förderung der Aufmerksamkeit. Achte darauf, es nicht inflationär zu verwenden, sondern wirklich gezielt und mit Bedacht.

Ein positiver Nebeneffekt: Dein Hund achtet auf deine Stimme, dein Timing, und lernt, gemeinsam mit dir in Aktion zu treten – ein schönes Ritual für zwischendurch.