Prüfung Hundeerzieher und Verhaltensberater: Unterschied zwischen den Versionen

Aus wiki.hundekultur-services.de
Zeile 47: Zeile 47:
''Tipp: Kein auswendig gelernter Text – sondern ein gesprächsnaher, klar strukturierter und praxisorientierter Vortrag überzeugt am meisten.''
''Tipp: Kein auswendig gelernter Text – sondern ein gesprächsnaher, klar strukturierter und praxisorientierter Vortrag überzeugt am meisten.''


== Prüfungsbestandteil: Praktischer Teil – Gruppenunterricht ==
== Prüfungsbestandteil: Praktischer Teil – Gruppenunterricht – Leitfaden für die Prüfung ==


Im zweiten Teil der Prüfung wird eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durchgeführt. Die Aufgabe orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen und wird in der Regel vorgegeben.
Im zweiten Teil der praktischen Prüfung führst du eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durch. Die Aufgabe wird vorgegeben und orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen. Ziel ist es, die Stunde sicher, verständlich und tiergerecht zu leiten.


=== Ziel des Prüfungsteils ===
=== Was wird geprüft? ===
Geprüft wird die Fähigkeit, eine sinnvolle, sichere und verständliche Gruppenstunde anzuleiten. Dabei sollen die Prüflinge auf verschiedene Mensch-Hund-Teams eingehen und mit typischen Herausforderungen kompetent umgehen können.
* Strukturierter Aufbau der Stunde
* Klare Anweisungen und gute Kommunikation
* Anpassungsfähigkeit an verschiedene Mensch-Hund-Teams
* Fachlich sinnvolle Methodenwahl
* Ruhe, Übersicht, Empathie und tierschutzgerechtes Arbeiten


=== Bewertet werden: ===
=== Bewertungskriterien ===
* Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
* Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
* Klarheit der Anweisungen
* Verständlichkeit der Anleitung
* Anpassung an unterschiedliche Leistungsniveaus
* Anpassung an Leistungsniveaus
* Körpersprache, Tonfall und Auftreten
* Körpersprache, Stimme, Auftreten
* Sicherheit im Umgang mit Hunden und Halter:innen
* Kundenführung & Sicherheit im Umgang
* Kundenorientierung und empathische Begleitung
* Empathie und situationsgerechte Begleitung


=== Typische Aufgabenbeispiele ===
=== Typische Prüfungsaufgaben ===
* Hund soll auf ein rein akustisches Signal die Position '''[[Sitz]]''' einnehmen und halten
* „Sitz“ auf akustisches Signal
* '''[[Rückruf]]''' unter Ablenkung (z. B. aus dem [[Spiel]] oder von Futter weg)
* Rückruf unter Ablenkung
* '''[[Distanzarbeit]]:''' Hund legt sich aus Entfernung ins [[Platz]]
* Distanzarbeit: „Platz“ aus Entfernung
* '''Handling:''' Hund steckt eigenständig den Kopf durch ein Geschirr oder Halsband
* Geschirrhandling: Kopf durchstecken
* '''Verharren bei [[Bewegung]] des Halters:''' Mensch setzt sich neben den liegenden Hund und steht wieder auf
* Verharren beim Aufstehen des Menschen


=== Fehlerquellen aus früheren Prüfungen ===
''Tipp: Lieber eine Aufgabe gut durchführen als drei Aufgaben halb.'' 
* Schnüffelteppich als Pausenstation eingesetzt, jedoch missverstanden als [[Impulskontrollübung]]
* Pausenstationen wurden außerhalb des Sichtfelds platziert
* Aufgaben missverstanden oder falsch umgesetzt
* Halter:innen aus dem Blick verloren – fehlende Anleitung bei [[Unsicherheit]]
* Keine Anpassung an individuelle Hunde oder Überforderung durch zu hohe Anforderungen


=== Hinweise aus der Praxis ===
=== Vorbereitungsphase (vor dem Prüfungstag) ===
* Der Gruppenunterricht ist mit 25 Punkten der größte Einzelteil der Prüfung
* Die Aufgabe wird etwa 10 Tage vorher bekanntgegeben.
* Weitere 15 Punkte werden für Kommunikation mit Halter:innen vergeben – beide zusammen ergeben 40 Punkte, davon sind 20 zum Bestehen erforderlich
* Ein schriftlicher Trainingsplan muss spätestens am Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr) eingereicht werden.
* Ein klarer, ruhiger Unterrichtsfluss, gutes Timing und sicheres Auftreten sind entscheidend
* Du bereitest Platz und Material selbstständig vor – beachte Wetter und Aufgabe (z. B. Schatten, Wasser, Sichtachsen).
* Kleine Pausen und ruhige Umorientierungen (statt ständiger Korrektur) werden positiv bewertet


''Tipp: Lieber weniger Aufgaben, dafür sicher vermittelt. Weniger ist mehr besonders unter Prüfungsstress.''
=== Aufbau und Einstieg in die Stunde ===
* Begrüßung der Teilnehmenden, Vorstellung mit Name und Rolle
* Frage: „Wollen wir uns duzen oder siezen?“
* Kurze Vorstellungsrunde der Teams (Name, Besonderheiten)
* Ziel der Stunde benennen – positiv formulieren („Der Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“)
* Teilziele nennen, emotionale Hintergründe ggf. einbeziehen
* Gesundheit, Motivation, Wetterlage abfragen
* Erste Ist-Analyse: alle zeigen kurz die Aufgabe, ohne Korrektur zur Einschätzung


=== Ablauf des praktischen Prüfungsteils – Gruppenunterricht ===
=== Vorbereitende Abfragen (Checkliste) ===
 
* Markerwort / Lobwort („Fein“, „Yes“ etc.)
Ein strukturierter Ablauf ist entscheidend für die Qualität des Gruppenunterrichts in der Prüfung. Er vermittelt Sicherheit, reduziert [[Stress]] bei Halter:innen und Hunden und erleichtert den Prüfer:innen die Bewertung.
* Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
 
* Belohnungstypen (Futter, Spiel, Nähe) und Futterverträglichkeit
==== Vor der Prüfung ====
* Signalstruktur (Sprache, Körper, Kontext)
* Die Gruppenschulungsaufgabe wird ca. 10 Tage vor dem Prüfungstermin vergeben.
* Optional: Test zur Signalbedeutung
* Abgabe eines schriftlichen Trainingsplans bis Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr).
* Teilnehmer:innen treffen sich am Prüfungstag meist an der Terrasse (ProDog), Prüfer holen die Gruppen dann nacheinander ab.
 
==== Aufbau auf dem Platz ====
* Der Platz wird individuell vorbereitet – Orientierung an Wetter (z. B. Schattenplätze) und Aufgabenstellung.
* Aufbau erfolgt eigenverantwortlich – Hilfsmittel (Pylonen, Wassernäpfe etc.) möglichst selbst mitbringen.


==== Vorbereitung und Einstieg ====
=== Ablauf der Gruppenübung ===
* Ausreichender Abstand zwischen Teilnehmenden zur Stressminimierung.
* Einstieg mit einfacher Übung: Aufmerksamkeit, Handtouch o. ä.
* Kurze Vorstellungsrunde von Mensch und Hund:
* Paralleles Üben: keine Einzelbetreuung!
:: – Name, Hundeverträglichkeit, Menschenverträglichkeit, Anredeform („Du“ oder „Sie“)
* Aufgabenstruktur klar halten, Übergänge ansagen
* Zielklärung der Übung:
* Bei Unsicherheit: Wiederholen lassen statt korrigieren
:: – Positiv formulieren („Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“ statt „Hund soll nicht ziehen“)
* Feedback: knapp, freundlich, lösungsorientiert
:: – Teilziele benennen
:: – Emotionale Bewertung und Bedürfnisse einbeziehen
* Durchführbarkeit klären:
:: – [[Gesundheit]], Wetter, Stresslevel, Motivation
* Praktische Ist-Analyse:
:: – Jedes Team zeigt die Übung einmal ohne Eingreifen – zur Beobachtung und [[Verhaltensanalyse]]
 
==== Ergänzende Abfragen vor Beginn ====
* Verwendetes Lobwort (z. B. „Fein“, „Yes“)
* Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
* Körpersprache, Signalstruktur
* Verstärkerprofil (Futter, Spiel, Sozialkontakt)
* Allergien, Futterunverträglichkeiten
* Optional: Verständnistest zur Signalbedeutung


==== Ablauf der Gruppenübung ====
'''Didaktische Struktur:'''
* Einstieg mit einfacher Übung (z. B. Aufmerksamkeit, Handtouch)
* Reizschwelle kennen und unterbieten
* Alle Teams üben möglichst parallel
* Timer verwenden (z. B. 2 Min. Übung – 1 Min. Pause)
* Einzelanweisungen möglichst so geben, dass andere trotzdem beschäftigt bleiben
* Sichtabstände zwischen Teams beachten
* Feedback und individuelle Hinweise gezielt, aber kurz halten
* Start- und Stoppsignale nutzen
* Bei Unsicherheiten: lieber noch einmal die Aufgabe wiederholen lassen
* Aktive Pausen zur Beobachtung nutzen


===== Strukturierung und Methoden =====
=== Umgang mit unterschiedlichen Trainingsständen ===
* '''IST-Stand klären:''' Reagiert der Hund auf Marker? Gibt es körperliche Einschränkungen?
* Ziel: alle Teams individuell fordern – nicht überfordern
* '''Timer verwenden:''' Phasen klar definieren (z. B. 2 Min. Übung / 1 Min. Pause)
* Differenzieren:
* '''Abstände einhalten:''' Sicht- und Handlungsfreiheit für jedes Team
:: – Anfänger: Basics sichern 
* '''Start- und Endsignale nutzen:''' Einheitliche Koordination für Gruppenfluss
:: – Fortgeschrittene: Ablenkung oder Distanz steigern
* '''Beobachtungsphasen als Lernzeit nutzen:''' Reflexion über andere Teams fördern
* Kein Leistungsdruck – Lernen steht im Vordergrund
* '''Flexible Flows kombinieren:''' Anpassung an Gruppendynamik, Wetter oder Tagesform
* Unterschiedliche Lerntempi akzeptieren


==== Umgang mit heterogenen Trainingsständen ====
=== Feedbackkultur im Gruppenunterricht ===
* Teilnahme nach Einzeltermin oder Basiskurs strukturieren
* Wohlwollend, sachlich, individuell
* Übungskomplexität differenzieren: gleicher Inhalt mit verschiedenen Anforderungen
* Ich-Botschaften („Ich habe gesehen, dass …“) statt Wertung
* Anfänger:innen starten mit Basics Fortgeschrittene verfeinern Technik
* Positives zuerst dann Entwicklungsvorschläge
* Positiver Umgang mit Unterschieden: kein Leistungsdruck, sondern gemeinsames Lernen
* Kein Feedback vor der Gruppe, wenn sensibel
* Nutzen: Lerntransfer, soziale Kompetenz, motivierender Gruppeneffekt
* Andere Teams einbeziehen („Was habt ihr beobachtet?“)


==== Feedbackkultur in der Gruppe ====
=== Pausengestaltung ===
* Feedback wohlwollend, sachlich und konstruktiv geben
* Ruhephasen ermöglichen – z. B. durch Liegestationen
* Ich-Botschaften statt Pauschalkritik („Ich habe beobachtet, dass …“)
* Kein Schnüffelteppich als Pausenplatz! (wurde mehrfach negativ bewertet)
* Positives zuerst, dann Verbesserungsvorschläge
* Pausen = Lernzeit durch Beobachtung
* Feedback nur in passenden Momenten (z. B. nach der Übung, in Pausen)
* Keine Kritik vor der Gruppe – sensible Themen ins Einzelgespräch verlagern


==== Pausengestaltung ====
=== Abschluss der Stunde ===
* Aktive Pausen durch ruhiges Beobachten oder Liegephasen
* Ca. 2 Minuten vor Prüfungsende erfolgt Hinweis – keine neue Übung mehr beginnen!
* Kein „Schnüffelteppich“ als Pausenstation dies führte mehrfach zu Missverständnissen und Abwertungen
* Individuelle Hausaufgabe an jedes Team geben
:: „Achte beim Üben zu Hause auf …“
* Abschlussfrage an die Gruppe („Was nehmt ihr heute mit?“)
* Dank aussprechen, nächsten Termin andeuten


==== Abschluss und Hausaufgabe ====
=== Häufige Fehlerquellen ===
* Ca. 2 Minuten vor Ende erfolgt Hinweis der Prüfer („Noch 2 Minuten!“)
* Zu hohe Anforderungen an Anfänger:innen
* Ab diesem Punkt: Keine Übung mehr – '''Hausaufgaben geben!'''
* Unklare Anleitungen oder Zielsetzung
:: „Wenn du das zu Hause üben möchtest, achte besonders auf …“
* Teams „verlieren“ kein Überblick über alle gleichzeitig
:: – „Als nächsten Schritt empfehle ich dir …“
* Zu schnelles Fortschreiten ohne Absicherung
* Hausaufgaben sind individuell, tierschutzkonform und alltagstauglich
* Stressverhalten nicht erkannt oder ignoriert
* Kurze Feedbackrunde („Was war heute euer schönster Moment?“)
* Dank und Ausblick auf nächste Stunde


=== Wichtige Tipps ===
=== Prüfungstechnischer Hinweis ===
* '''Zeiteinteilung trainieren:''' Wer nach dem 2-Minuten-Hinweis noch trainiert, riskiert Punktabzug
* Der Gruppenunterricht zählt 25 Punkte.
* '''Klarer Unterrichtsfluss:''' Alle Teams im Blick behalten, kein hektisches Springen
* Zusätzlich 15 Punkte für Kommunikation & Umgang mit Halter:innen.
* '''Sicher auftreten, ruhig leiten:''' Verständlich, freundlich und präsent kommunizieren
* Bestehensgrenze insgesamt: 20 von 40 Punkten.


''Tipp: Gruppenunterricht heißt nicht, alle nacheinander zu coachen – sondern alle gemeinsam strukturiert durch die Aufgabe zu führen.''
''Merksatz: Gruppenunterricht heißt nicht „nacheinander coachen“ – sondern gemeinsam, ruhig und klar durch eine Übung führen.''


== Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung ==
== Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung ==

Version vom 25. Juni 2025, 20:19 Uhr

Prüfungsbestandteil: Kurzvortrag – Leitfaden für die Prüfung

Im ersten Teil der praktischen Prüfung hältst du einen etwa 10-minütigen Kurzvortrag. Ziel ist es, ein Thema aus der Hundeerziehung oder Verhaltensberatung strukturiert, verständlich und praxisnah zu präsentieren – so, wie du es auch im echten Kundenkontakt tun würdest.

Ablauf und Gliederung

1. Einleitung (ca. 2 Minuten)

  • Begrüßung & Vorstellung: „Guten Tag, mein Name ist …“
  • Thema benennen: „Ich möchte Ihnen heute einen kompakten Überblick über [Thema] geben.“
  • Relevanz aufzeigen: Warum ist das Thema aktuell oder wichtig für Halter:innen?
  • Ablauf skizzieren: „Ich werde Ihnen kurz [Aspekt A] erklären, dann auf [Aspekt B] eingehen und abschließend [Aspekt C] zusammenfassen.“

2. Hauptteil (ca. 6 Minuten)

  • Kernaussage 1 – Begriff & Bedeutung:
Definition, Ursprung, Zielsetzung
Beispiel: „Beim Halti handelt es sich um ein kopfführendes Führhilfsmittel, das …“
  • Kernaussage 2 – Funktion & Anwendung:
Wie funktioniert es? Wo wird es eingesetzt?
Beispiel: „Ähnlich wie bei einem Pferdehalfter …“
  • Kernaussage 3 (optional) – Praxisbezug:
Was bedeutet das für den Alltag? Wann ist der Einsatz sinnvoll?
Beispielhafte Szenarien, Nutzen und Grenzen

Tipp: Veranschauliche jeden Abschnitt mit einem alltagsnahen Beispiel oder Vergleich.

3. Schluss (ca. 2 Minuten)

  • Zusammenfassung der Hauptpunkte: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …“
  • Ausblick oder Impulsfrage: „Vielleicht denken Sie beim nächsten Spaziergang daran, wie …“
  • Abschluss & Einladung: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf Ihre Fragen.“

Bewertungskriterien

  • Verständlichkeit & logischer Aufbau
  • Fachliche Richtigkeit
  • Adressatengerechte Sprache
  • Praxisbezug durch Beispiele
  • Zeitmanagement & Auftreten (Körpersprache, Stimme)

Rahmenbedingungen

  • Dauer: ca. 10 Minuten (± 1 Minute Toleranz)
  • Hilfsmittel (z. B. Karteikarten, Flipchart) erlaubt, aber nicht verpflichtend
  • Einstieg meist über alltagsnahe Frage („Was tun, wenn mein Hund jagt?“)
  • Es gibt 10 Punkte für Inhalt, 10 Punkte für Kommunikation – mindestens 10 insgesamt erforderlich zum Bestehen
  • Auch nicht im Bewertungsbogen stehende Inhalte können bei guter Argumentation positiv gewertet werden

Tipp: Kein auswendig gelernter Text – sondern ein gesprächsnaher, klar strukturierter und praxisorientierter Vortrag überzeugt am meisten.

Prüfungsbestandteil: Praktischer Teil – Gruppenunterricht – Leitfaden für die Prüfung

Im zweiten Teil der praktischen Prüfung führst du eine Gruppenstunde mit mindestens zwei bis drei Mensch-Hund-Teams durch. Die Aufgabe wird vorgegeben und orientiert sich an alltagsrelevanten Trainingszielen. Ziel ist es, die Stunde sicher, verständlich und tiergerecht zu leiten.

Was wird geprüft?

  • Strukturierter Aufbau der Stunde
  • Klare Anweisungen und gute Kommunikation
  • Anpassungsfähigkeit an verschiedene Mensch-Hund-Teams
  • Fachlich sinnvolle Methodenwahl
  • Ruhe, Übersicht, Empathie und tierschutzgerechtes Arbeiten

Bewertungskriterien

  • Aufbau und Struktur der Trainingseinheit
  • Verständlichkeit der Anleitung
  • Anpassung an Leistungsniveaus
  • Körpersprache, Stimme, Auftreten
  • Kundenführung & Sicherheit im Umgang
  • Empathie und situationsgerechte Begleitung

Typische Prüfungsaufgaben

  • „Sitz“ auf akustisches Signal
  • Rückruf unter Ablenkung
  • Distanzarbeit: „Platz“ aus Entfernung
  • Geschirrhandling: Kopf durchstecken
  • Verharren beim Aufstehen des Menschen

Tipp: Lieber eine Aufgabe gut durchführen als drei Aufgaben halb.

Vorbereitungsphase (vor dem Prüfungstag)

  • Die Aufgabe wird etwa 10 Tage vorher bekanntgegeben.
  • Ein schriftlicher Trainingsplan muss spätestens am Sonntag vor der Prüfung (0 Uhr) eingereicht werden.
  • Du bereitest Platz und Material selbstständig vor – beachte Wetter und Aufgabe (z. B. Schatten, Wasser, Sichtachsen).

Aufbau und Einstieg in die Stunde

  • Begrüßung der Teilnehmenden, Vorstellung mit Name und Rolle
  • Frage: „Wollen wir uns duzen oder siezen?“
  • Kurze Vorstellungsrunde der Teams (Name, Besonderheiten)
  • Ziel der Stunde benennen – positiv formulieren („Der Hund bleibt ruhig bei Reizsichtung“)
  • Teilziele nennen, emotionale Hintergründe ggf. einbeziehen
  • Gesundheit, Motivation, Wetterlage abfragen
  • Erste Ist-Analyse: alle zeigen kurz die Aufgabe, ohne Korrektur – zur Einschätzung

Vorbereitende Abfragen (Checkliste)

  • Markerwort / Lobwort („Fein“, „Yes“ etc.)
  • Abbruchsignal / „Übung beendet“-Signal
  • Belohnungstypen (Futter, Spiel, Nähe) und Futterverträglichkeit
  • Signalstruktur (Sprache, Körper, Kontext)
  • Optional: Test zur Signalbedeutung

Ablauf der Gruppenübung

  • Einstieg mit einfacher Übung: Aufmerksamkeit, Handtouch o. ä.
  • Paralleles Üben: keine Einzelbetreuung!
  • Aufgabenstruktur klar halten, Übergänge ansagen
  • Bei Unsicherheit: Wiederholen lassen statt korrigieren
  • Feedback: knapp, freundlich, lösungsorientiert

Didaktische Struktur:

  • Reizschwelle kennen und unterbieten
  • Timer verwenden (z. B. 2 Min. Übung – 1 Min. Pause)
  • Sichtabstände zwischen Teams beachten
  • Start- und Stoppsignale nutzen
  • Aktive Pausen zur Beobachtung nutzen

Umgang mit unterschiedlichen Trainingsständen

  • Ziel: alle Teams individuell fordern – nicht überfordern
  • Differenzieren:
– Anfänger: Basics sichern
– Fortgeschrittene: Ablenkung oder Distanz steigern
  • Kein Leistungsdruck – Lernen steht im Vordergrund
  • Unterschiedliche Lerntempi akzeptieren

Feedbackkultur im Gruppenunterricht

  • Wohlwollend, sachlich, individuell
  • Ich-Botschaften („Ich habe gesehen, dass …“) statt Wertung
  • Positives zuerst – dann Entwicklungsvorschläge
  • Kein Feedback vor der Gruppe, wenn sensibel
  • Andere Teams einbeziehen („Was habt ihr beobachtet?“)

Pausengestaltung

  • Ruhephasen ermöglichen – z. B. durch Liegestationen
  • Kein Schnüffelteppich als Pausenplatz! (wurde mehrfach negativ bewertet)
  • Pausen = Lernzeit durch Beobachtung

Abschluss der Stunde

  • Ca. 2 Minuten vor Prüfungsende erfolgt Hinweis – keine neue Übung mehr beginnen!
  • Individuelle Hausaufgabe an jedes Team geben
– „Achte beim Üben zu Hause auf …“
  • Abschlussfrage an die Gruppe („Was nehmt ihr heute mit?“)
  • Dank aussprechen, nächsten Termin andeuten

Häufige Fehlerquellen

  • Zu hohe Anforderungen an Anfänger:innen
  • Unklare Anleitungen oder Zielsetzung
  • Teams „verlieren“ – kein Überblick über alle gleichzeitig
  • Zu schnelles Fortschreiten ohne Absicherung
  • Stressverhalten nicht erkannt oder ignoriert

Prüfungstechnischer Hinweis

  • Der Gruppenunterricht zählt 25 Punkte.
  • Zusätzlich 15 Punkte für Kommunikation & Umgang mit Halter:innen.
  • Bestehensgrenze insgesamt: 20 von 40 Punkten.

Merksatz: Gruppenunterricht heißt nicht „nacheinander coachen“ – sondern gemeinsam, ruhig und klar durch eine Übung führen.

Das Beratungsgespräch – Leitfaden für die Prüfung

Der dritte Teil der praktischen Prüfung besteht aus einem simulierten oder realen Beratungsgespräch mit einer Hundehalterin oder einem Hundehalter. Ziel ist es, in ca. 10–12 Minuten strukturiert und empathisch vorzugehen, Ursachen für ein gezeigtes Problemverhalten zu erkennen und erste praktikable Lösungsschritte zu vermitteln.

1. Rahmenbedingungen

  • Das Gespräch findet entweder in der Hundeschule oder als Hausbesuch statt.
  • In der Hundeschule: kontrollierte Umgebung, geeignet für klare Struktur und Sicherheit.
  • Hausbesuch: authentischer Einblick in Alltag und Umfeld, aber unvorhersehbare Störquellen.
  • Atmosphäre: ruhig, störungsarm, strukturiert – auch räumlich (Sitzplatz, Sichtachsen, Hund sichern)

Tipp: In der Prüfung wird meist eine Praxis-Situation nachgestellt. Achte auf freundliche Gesprächsatmosphäre, klare Gliederung und Sicherheit.

2. Gesprächsaufbau

Einstieg (Beziehungsaufbau)

  • Begrüßung, Vorstellung, lockerer Einstieg
  • Anlass für das Gespräch klären: „Was ist das Anliegen?“
  • Ziel des Gesprächs benennen: „Wir schauen heute gemeinsam auf das Verhalten und erarbeiten erste Ideen.“

Anamnese (gezielte Fragen)

  • Herkunft, Alter, Vorgeschichte des Hundes
  • Gesundheitszustand (aktuell & in der Vergangenheit)
  • Beschreibung des Problemverhaltens:
– Wann, wo, wie oft, in welchem Kontext?
– Gibt es erkennbare Auslöser oder Muster?
  • Aktueller Alltag: Auslastung, Rituale, Familienstruktur, Bindung
  • Vorwissen / bisherige Maßnahmen der Halter:in

Beobachtungsanteil (wenn möglich)

  • Verhalten des Hundes ansehen – ggf. kontrollierte Simulation, z. B. Reizauslöser vorsichtig erzeugen
  • Einschätzung: Wie zeigt sich das Problemverhalten konkret? Körpersprache, Erregung, Ausdruck?

3. Verhaltensanalyse – ABC-Modell

Ziel: Struktur in die Beobachtung bringen

  • A – Antezedens (Auslöser): Was passiert direkt vor dem Verhalten? Reize, Situationen, Körpersprache?
  • B – Verhalten (Behavior): Was genau macht der Hund? Bewegungsmuster, Tonlage, Mimik etc.
  • C – Konsequenz (Consequence): Was folgt darauf? (z. B. Aufmerksamkeit, Distanzgewinn, Abbruch durch Halter:in)

→ Das ABC-Modell ist in der Prüfung **erwartet**. Es zeigt, dass du Ursache-Wirkung verstehst und Trainingslogik anwenden kannst.

4. Managementvorschläge

Ziel: Sofortige Entlastung für Mensch & Hund

  • Sichtschutz, Rückzugsorte, strukturierter Tagesablauf
  • Reizreduktion bei Außenreizen oder in der Wohnung
  • Leinenmanagement, Maulkorbtraining, Trennungen
  • Realistische Erwartungshaltung gegenüber dem Hund

Wichtig: Management ist kein Ersatz für Training – aber Voraussetzung für sinnvolle Veränderung.

5. Trainingsideen entwickeln

Ziel: Erste konkrete Schritte aufzeigen

  • Auswahl geeigneter Methode:
– klassische Konditionierung (Reize positiv verknüpfen)
– operante Konditionierung (Alternativverhalten etablieren)
– Desensibilisierung (langsame Reizgewöhnung)
– Shaping oder Markersignaltraining
  • Trainingsplan:
– klein anfangen, Reizschwelle beachten
– Belohnung gezielt einsetzen (Futter, Spiel, Sozialkontakt)
– Verstärkerliste abfragen, Markerwort klären

6. Kommunikation & Gesprächsführung

  • Keine Schuldzuweisungen („Sie machen alles falsch“) – stattdessen: Beobachtungen teilen, Impulse geben.
  • Ich-Botschaften: „Ich habe beobachtet …“, „Mir fällt auf …“
  • Realistische Ziele setzen, Hoffnung vermitteln
  • Abschluss mit positiver Verstärkung:
„Das ist ein guter Ausgangspunkt, wir haben eine Richtung.“

7. Abschluss & Ausblick

  • Gemeinsam nächste Schritte festlegen
  • Evtl. Hausaufgabe: z. B. Tagebuch führen, Spazierwege wechseln, Ruhezeiten einbauen
  • Rückmeldung geben lassen: „Was nehmen Sie heute für sich mit?“
  • Kontaktangebot für Nachfragen

Tipp für die Prüfung: Lieber weniger Inhalte, dafür verständlich, realistisch und mit guter Verbindung zum Gegenüber. Empathie zählt genauso wie Fachwissen.

Prüfungsrelevante Bewertungskriterien

  • Struktur und Klarheit der Gesprächsführung
  • Fachliche Richtigkeit bei Analyse & Trainingsidee
  • Einfühlungsvermögen und adressatengerechte Sprache
  • Sicherheit im Umgang mit Reizthemen oder kritischen Verhalten
  • Praktikabilität und Tierschutzorientierung der Vorschläge