Umkehrpsychologie: Unterschied zwischen den Versionen

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* Die Übung nutzt bekannte Bewegungsmuster und erhöht durch Gamification die Motivation.
* Die Übung nutzt bekannte Bewegungsmuster und erhöht durch Gamification die Motivation.
* Verhaltensreaktionen wie Leinenbeißen oder Sitzstreik werden als Zeichen der Verunsicherung gewertet und bieten Lernchancen.
* Verhaltensreaktionen wie Leinenbeißen oder Sitzstreik werden als Zeichen der Verunsicherung gewertet und bieten Lernchancen.
* Der Fokus liegt auf der Beobachtung und Anpassung der eigenen [[Körpersprache]] und Präsenz.
* Der [[Fokus]] liegt auf der Beobachtung und Anpassung der eigenen [[Körpersprache]] und Präsenz.


* Die Challenge soll die Zusammenarbeit fördern, ohne Druck oder klassische Belohnungen einzusetzen.
* Die Challenge soll die Zusammenarbeit fördern, ohne Druck oder klassische Belohnungen einzusetzen.

Aktuelle Version vom 2. Juli 2025, 13:32 Uhr

Einleitung / Themenüberblick

Doch keine Konsequenz?

  • Hunde sind sehr feinfühlige Beobachter und erkennen schnell, ob sich ein Mensch im Trainingsmodus oder im Alltagsmodus befindet.
  • Eine durchgängige Konsequenz im Training ist theoretisch sinnvoll, aber im Alltag oft nicht umsetzbar.
  • Hunde lernen kontextspezifisch. Sie unterscheiden z. B. anhand der Ausrüstung (Halsband vs. Geschirr), ob auf Training geachtet wird oder nicht.
  • Durch bewusste Nutzung unterschiedlicher Ausrüstungen kann der Hund erkennen, wann Präzision gefordert ist und wann nicht.
  • Diese Unterscheidung stärkt das Selbstbewusstsein des Hundes und fördert Gelassenheit.

Umkehrpsychologie

Was ist das?

  • Umkehrpsychologie beschreibt die Motivation zur Wiederherstellung eingeschränkter Freiheit durch das gezielte Angebot alternativer Verhaltensoptionen.
  • Sie nutzt psychologische Mechanismen wie Reaktanz und Korrumpierungseffekt, um Verhalten positiv zu beeinflussen.

Reaktanz

  • Reaktanz entsteht, wenn der Hund durch direkte Aufforderungen oder Verbote in seiner Freiheit eingeschränkt wird.
  • Dies führt dazu, dass das verbotene Verhalten besonders interessant wird.
  • Reaktanz tritt unabhängig von der Trainingsmethode auf – sowohl bei positiver Verstärkung als auch bei aversiven Maßnahmen.

Korrumpierungseffekt

  • Die ursprüngliche intrinsische Motivation des Hundes wird durch äußere Belohnungen ersetzt.
  • Der Hund verliert dadurch das Interesse an einem Verhalten, das er zuvor aus eigenem Antrieb gezeigt hat.
  • Dies betrifft sowohl klassische Belohnungen (z. B. Futter, Spielzeug) als auch Lob.
  • Beide Effekte zeigen: Sobald der Mensch dem Hund sagt, was er zu tun oder zu lassen hat, sinkt die intrinsische Motivation und unerwünschtes Verhalten wird verstärkt.
  • Umkehrpsychologie setzt deshalb darauf, dem Hund Entscheidungsfreiheit zu lassen, um freiwillige Kooperation zu fördern.

Praxis

Alt vs. neu

  • Klassische Methoden umfassen positive Verstärkung (z. B. Futter, Spielzeug) und aversive Techniken (z. B. Leinenruck, Blocken).
  • Weitere etablierte Techniken sind das Stehenbleiben bei Zug oder das Umdrehen beim Vorlaufen.
  • Diese Methoden führen jedoch häufig zu Reaktanz oder Korrumpierungseffekt.

Alternative Ansätze

  • Lernen am Modell orientiert sich am natürlichen Lernverhalten von Hunden.
  • Der Hund beobachtet den Menschen und leitet daraus eigenes Verhalten ab.
  • Menschliches Verhalten wird mit bestimmter Ausrüstung verbunden, was das Lernen erleichtert.
  • Ziel ist, dass der Hund sein Verhalten eigenständig und freiwillig anpasst.
  • Intrinsische Motivation und Stolz auf eigene Leistung werden gefördert.

Challenge

  • Ziel der Übung ist die freiwillige Orientierung des Hundes durch ein spielerisches Punktesystem.
  1. Der Mensch dreht um, sobald der Hund vorläuft – das Vorlaufen ist ausdrücklich erlaubt.
  2. Der Mensch erhält einen Punkt, wenn es gelingt, den Hund vor sich zu halten.
  3. Der Hund erhält einen Punkt, wenn er es schafft, eine Leinenlänge lang vorzulaufen.
  4. Nach 15 Minuten wird der Punktestand verglichen.
  • Die Übung nutzt bekannte Bewegungsmuster und erhöht durch Gamification die Motivation.
  • Verhaltensreaktionen wie Leinenbeißen oder Sitzstreik werden als Zeichen der Verunsicherung gewertet und bieten Lernchancen.
  • Der Fokus liegt auf der Beobachtung und Anpassung der eigenen Körpersprache und Präsenz.
  • Die Challenge soll die Zusammenarbeit fördern, ohne Druck oder klassische Belohnungen einzusetzen.

Fachliche Empfehlungen / Ausblick

  • Ziel ist eine Orientierung des Hundes am Menschen ohne Bestechung (Futter, Spielzeug) und ohne Druck.
  • Das Training soll zu einer freiwilligen Entscheidung des Hundes für den Menschen führen – nicht für externe Anreize.
  • Intrinsische Motivation wird durch selbstständiges Erkennen von Zusammenhängen gefördert.
  • Der Hund zeigt souveränes Verhalten, weil er versteht, was erwartet wird, nicht weil er muss.
  • Diese Form der Kooperation führt zu entspannter Leinenführung als Nebeneffekt.
  • Das Trainingskonzept basiert auf einer Kombination aus Modelllernen, Umkehrpsychologie und kontextbasiertem Verhaltenstraining.
  • Es werden mehrwöchige, strukturierte Trainingsschritte angeboten, die individuell angepasst und multimedial begleitet werden.
  • Trainingsinhalte sind über eine App auch offline verfügbar und können zeitlich flexibel genutzt werden.