Selbstwirksamkeit: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Mai 2025, 05:51 Uhr
Einleitung
| Aspekt | Bedeutung |
|---|---|
| Definition | Einfluss auf Umwelt durch eigenes Verhalten erleben |
| Wirkung | Sicherheit, Lernfreude, Belastbarkeit |
| Aufbau | Wahlmöglichkeiten, Shaping, klare Rückmeldung |
| Risiko bei Mangel | Hilflosigkeit, Frust, Rückzug |
| Schlüsselbereiche | Frustrationstoleranz, Training, Verhaltenstherapie |
Selbstwirksamkeit ist eine zentrale Grundlage für psychische Stabilität, Lernfreude und kooperatives Verhalten. Hunde, die erleben, dass sie Einfluss auf ihre Umwelt haben, zeigen nicht nur mehr Motivation – sie entwickeln auch Resilienz und Vertrauen ins gemeinsame Handeln.
Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung oder Erfahrung eines Individuums, durch das eigene Verhalten etwas bewirken oder kontrollieren zu können. Im Hundetraining bedeutet das: Der Hund lernt, dass sein Verhalten einen Einfluss auf die Umwelt hat – und dass sich Handeln lohnt.
Ursprung
Das Konzept stammt ursprünglich von Albert Bandura (Sozialpsychologie), hat jedoch große Bedeutung im Lernen von Tieren, insbesondere bei der Verhaltensstärkung und Stressbewältigung.
Bedeutung im Hundetraining
- Hunde mit hoher Selbstwirksamkeit zeigen:
* Mehr Lernfreude * Höhere Frustrationstoleranz * Bessere Problemlösefähigkeit * Weniger Angst und Unsicherheit
Aufbau von Selbstwirksamkeit
- Shaping (Verhaltensformung) – Hund lernt durch eigene Entscheidungen
- Kontrollierte Wahlmöglichkeiten im Training (→ z. B. Targets)
- Konsequente Verstärkung selbstständig gezeigter Verhalten
- Klarer Aufbau von Ursache-Wirkung-Zusammenhängen
- Training ohne Zwang oder Überforderung
Anzeichen für Selbstwirksamkeit beim Hund
- Aktives Verhalten zeigen ohne Aufforderung
- Mitdenken im Training
- Mut zur Erkundung und zum Angebot neuer Lösungen
- Geringere Stressreaktion bei Herausforderungen
Verlust von Selbstwirksamkeit – Warnzeichen
- Passivität, „Abschalten“, Erlernte Hilflosigkeit
- Kein Angebot von Alternativverhalten
- Unsicheres Verhalten trotz bekannter Übungen
- Rückzug aus Training oder sozialem Kontakt
Ziel im Training
→ Nicht: „Der Hund tut, was ich sage“ → Sondern: „Der Hund weiß, was er tun kann – und macht es gern.“
Verbindung zu anderen Konzepten
- Shaping, Lernen durch Versuch und Irrtum
- Behavioral Momentum
- Latentes Lernen
- Stressbewältigung durch Kontrolle
- Empowerment-Ansatz in der Verhaltenstherapie
Selbstwirksamkeit bei traumatisierten Hunden
Für Hunde mit traumatischen Erfahrungen ist Selbstwirksamkeit weit mehr als ein Lernprinzip – sie ist ein zentrales therapeutisches Ziel. Traumatisierte Hunde haben häufig erlebt, dass sie keinen Einfluss auf ihr Erleben hatten: Gewalt, Zwang, Überforderung oder Kontrollverlust prägen das Nervensystem dauerhaft.
Typische Folgen sind:
- Passivität oder „Einfrieren“ (Hilflosigkeit)
- impulsive Überreaktionen bei Reizkontakt
- mangelnde Frustrationstoleranz
- instabiles Sozialverhalten
Der Wiederaufbau von Selbstwirksamkeit bedeutet, dem Hund gezielt sichere Entscheidungsmöglichkeiten zu geben:
- freiwillige Mitarbeit statt Konfrontation
- Wahlfreiheit in der Übungsgestaltung (z. B. „Möchtest du anfangen?“)
- kontrollierbare Reize, klare Rituale, Startbutton-Verhalten
Je häufiger ein traumatisierter Hund erlebt: „Ich kann etwas bewirken“, desto stabiler wird seine emotionale Regulation – und desto besser kann er neue Lernerfahrungen machen.
Fazit
Selbstwirksamkeit ist eine tragende Säule emotional gesunder Hunde. Sie stärkt nicht nur die Fähigkeit zu lernen und mit Frust umzugehen, sondern ist auch essenziell für eine sichere Bindung und soziale Stabilität. Ein Hund, der erlebt: „Ich kann etwas bewirken“ – wird mutiger, stabiler und kooperativer.
Selbstwirksamkeit ist keine Methode – sondern eine Haltung, die Beziehung ernst nimmt.
